• Hoffnungsträger oder Sündenbock? Führungsspieler oder Rollenspieler? Emre Can hat bei Borussia Dortmund schon einiges erlebt.
  • Mittlerweile geht der 29-Jährige aber mit den Aufgeregtheiten des Geschäfts gelassener um und macht sich für seinen Trainer wieder wichtig.

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Neulich hat Emre Can mit einem öffentlichen Geständnis für Aufsehen gesorgt. In einem Interview mit "DAZN" sprach der 29-Jährige ganz offen über eine Tumorerkrankung vor einigen Jahren.

"Ich hatte einen Tumor in der Schilddrüse und brauchte dringend eine Operation. Die Schilddrüse musste raus. Das hat einiges in meinem Leben verändert", so Can. "Man merkt, du kannst so viel Geld haben, du kannst alles haben - aber Gesundheit ist das Wichtigste." Es waren erstaunlich offene Worte aus dem Inneren eines Geschäfts, das Schwächen in der Regel nicht erlaubt und mit Demut und Ehrlichkeit oft genug ein Problem hat.

Vielleicht haben ähnliche Schicksale anderer Spieler der jüngeren Vergangenheit Can zu diesem Schritt bewogen, nicht zuletzt war ja sein eigener Teamkollege Sebastien Haller unter anderem betroffen. Vielleicht ist Can, der seit mehr als einem Jahrzehnt als Profi sein Geld verdient, aber auch einfach genug gereift, um mit etwas Abstand und auch der nötigen Gelassenheit über die wohl schwerste Zeit seines jungen Lebens zu sprechen.

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Hoffnungsträger und Sündenbock

Vieles relativiert sich im Lauf der Zeit einfach, die Prioritäten verschieben sich. Und fast jeder Profi lernt mit der dauernden Kritik auch gefasster umzugehen als noch in jungen Jahren. Emre Can gehört offenbar auch dazu und war sicherlich ein wenig hilfreich, dass er als Spieler der Bayern, des FC Liverpool und von Juventus Turin in drei der grössten Klubs der Welt arbeiten durfte und da gelernt hat, mit Druck und Tadel umzugehen.

Seit fast auf den Tag genau drei Jahren ist Can nun bei Borussia Dortmund und war beim BVB auch schon alles: Hoffnungsträger, Mädchen für alles, Buhmann, Sündenbock. Drei Trainer hat er in dieser Zeit erlebt und jeder hat auf die Dienste des vielseitigen Spielers vertraut. Als Stammkraft oder sogar Leistungsträger wird Can trotzdem immer noch nicht gesehen, eher als solider Rollenspieler mit einigen Stärken, aber eben auch Schwächen und zu vielen leichtsinnigen Aktionen.

Wichtiger Rollenspieler für Terzic

Im abgelaufenen Kalenderjahr hatte Can mit einigen Tiefschlägen zu kämpfen, war bei den Dortmunder Fans nicht immer wohl gelitten und galt nun schon öfter als Verkaufskandidat. Can ist aber nicht nur immer noch in Dortmund, sondern auch wieder fester Bestandteil des festen Kerns der Mannschaft - und zuletzt sogar einer der Garanten des zarten Aufschwungs nach der Winterpause.

Beim Spiel in Leverkusen, dem mit weitem Abstand besten der Borussia seit langer Zeit, war Can der unbesungene Held im Mittelfeld und ein Schlüssel in den taktischen Überlegungen seines Trainers Edin Terzic. Im zentralen Mittelfeld durfte Can auf der Sechserposition ran, hielt in der Defensive den Laden zusammen und den deutlich offensiver ausgerichteten Kollegen wie Jude Bellingham, Julian Brandt und Karim Adeyemi den Rücken frei.

Can: "Nur auf die Fresse bekommen"

So stellen sie sich den Spieler beim BVB vor und so stellt sich wohl auch Can selbst das vor, wenn er der Mannschaft mit seiner Vielseitigkeit helfen kann. Er wisse sehr wohl, "dass die Hinrunde nicht gut war. Aber der letzte Auftritt hat mir Selbstvertrauen gegeben und ich versuche jetzt weiterzumachen, sagte er jetzt im Gespräch mit "Sky" und nahm dabei auch Bezug auf die schweren letzten Wochen und Monate.

Er freue sich auch deshalb so über den gelungenen Start in die Rückrunde, weil "ich im letzten Jahr - auf gut Deutsch gesagt - nur auf die Fresse bekommen habe. Grösstenteils war es berechtigt, aber eben nicht immer." Can sagte das nicht aus Selbstschutz, sondern im Sinne einer differenzierteren Betrachtungsweise. Weshalb er die teilweise überzogenen Lobeshymne auf den BVB nach dem einen guten Spiel gegen Leverkusen auch nicht uneingeschränkt teilen mag.

"Vor der Rückrunde oder vor der letzten Woche waren wir gefühlt ein Abstiegskandidat. Klar, das haben wir uns selbst zuzuschreiben. Jetzt sind wir gefühlt wieder Bayern-Jäger Nummer eins", sagt Can. Mit Reden allein hat noch keine Mannschaft Erfolg gehabt. Stimmt die Leistung aber wie zuletzt gegen Bayer, könnte der BVB nah heranreichen an seine Saisonziele.

"So müssen wir jetzt einfach weitermachen", sagt Can. "Wir müssen genau so spielen, wie wir in Leverkusen gespielt haben. Dann können wir auch erfolgreich werden."

Verwendete Quellen:

  • dazn.com: Emre Can exklusiv über seine Erkrankung: "Ich merke, dass sich etwas in meinem Leben verändert hat"
  • sport.sky.de: Sky Exklusiv Can: ''Das letzte Jahr nur auf die Fresse bekommen''
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