- Dortmunds Ex-Manager Michael Meier lobt "seinen" BVB auf vielen Ebenen, findet aber auch einige Kritikpunkte an der Mannschaft.
- Den Umgang des Klubs mit Talenten findet er gut.
- Meier zählt auch auf, was die früheren Meister-Teams so stark gemacht und wo der heutige BVB noch Luft nach oben hat.
Michael Meier war rund 30 Jahre als Manager in der Bundesliga unterwegs, erst in Köln und Leverkusen und dann 16 Jahre als Macher bei Borussia Dortmund. Meier gilt als Baumeister der Erfolge der 1990er-Jahre und des Dortmunder Börsengangs, erlebte beim BVB aber auch seinen persönlichen Tiefpunkt, als der Klub unter anderen unter seiner Regie bedrohlich nahe an den Rand einer Insolvenz geriet.
Mittlerweile hat sich der 73-Jährige aus den operativen Geschäften zurückgezogen, gilt aber immer noch als messerscharfer Beobachter und auch Kritiker, wie er in einem Interview mit den "Ruhr-Nachrichten" unter Beweis stellt. Grundsätzlich lobt Meier darin den Dortmunder Weg, findet aber auch einige Schwächen im System.
Ex-Manager Meier: Einige Spieler sind überhaupt nicht integriert
Etwa in der Debatte um die Mentalität, das Auftreten der Mannschaft und die bisweilen fehlende Geschlossenheit innerhalb des Teams.
"Ich habe nur den Blick von aussen. Für die Mannschaft wirkt das teilweise auf mich so. Da scheint es Spieler zu geben, die überhaupt nicht integriert sind, und Führungsspieler, die nicht im selben Boot sitzen", sagt Meier. "Mannschaft und Trainerteam müssen einheitlich, geschlossen und kompromisslos für den Erfolg zusammenarbeiten."
Borussia Dortmund habe in der Vergangenheit dafür zwei mögliche Wege aufgezeigt, so Meier. "In den 1990ern kamen diese Impulse aus der Mannschaft. Da gab es Anführer, die haben es nicht geduldet, wenn einer aus der Reihe getanzt ist oder nur für sich spielen wollte. Ottmar Hitzfeld als Trainer hat es dann auf sensationelle Weise verstanden, diese fortwährenden Konflikte zu managen. Das gemeinsam auf dem Platz gelebte Ziel, siegen zu müssen, hat alle vorhandenen individuellen Animositäten auf dem Platz vergessen lassen. Diese Mannschaft wollte nur Titel und hat diesem Ziel alles untergeordnet."
Später dann, in der zweiten überaus erfolgreichen Phase Anfang der 2010er-Jahre, seien die notwendigen Impulse eher aus dem Trainerteam gekommen. "Wenn dieser Antrieb nicht aus der Mannschaft kommt, muss es der Trainer vorleben. Jürgen Klopp hat sich darauf verstanden wie kaum ein anderer. Wer bei ihm nicht mitgezogen hat, war eben draussen. Geschlossenheit und konsequente Vorgaben, daraus kann Erfolg entstehen", sagt Meier.
Und beides, so schwingt es in seinen Ausführungen zumindest unterschwellig mit, ist seit einigen Jahren beim BVB nicht mehr so gegeben.
Lob und Kritik an Dortmunds Talentekonzept
Den Weg der Borussia, es seit einigen Jahren mit dem Zukauf und er Veredelung junger, internationaler Talente zu versuchen, kann Meier einiges abgewinnen. "Der BVB ist hochgradig erfolgreich damit, junge Talente anzuwerben, sie zu entwickeln und teuer zu verkaufen. Das ist ein Markenkern geworden. Auch dadurch kann die Borussia ganz oben mitspielen."
Allerdings habe auch "dieses Kalkül seine Tücken. Die Identifikation mit der Mannschaft kann abnehmen, wenn Topspieler wie Dembele, Sancho oder Haaland den Verein nach kurzer Zeit wieder verlassen. Dann spüren auch deren Mitspieler, dass das so eine Art Durchgangsstation wird", sagt Meier.
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Meier: "Strategisch sehr gute Arbeit"
Immerhin sieht er seine Borussia aber auf zwei administrativen Bereichen für die Zukunft hervorragend aufgestellt: Zum einen lobt Meier seinen Nach-Nachfolger Sebastian Kehl. "Er ist intelligent, er hat sich sehr gut vorbereitet auf diese Aufgabe und arbeitet sehr gewissenhaft und strukturiert. Er hat Werte, die er lebt, und eine hohe soziale Kompetenz. Ich gehe davon aus, dass er viele richtige Dinge angestossen hat und weiter vorantreibt, von denen Borussia Dortmund profitieren wird."
Und zum anderen sieht er seinen Ex-Klub im ewigen Vergleich mit dem FC Bayern auf mindestens einer Ebene nun eindeutig im Vorteil: auf der Funktionärsebene. "BVB-Chef Hans-Joachim Watzke hat nicht nur die Position von Dr. Reinhard Rauball bei der DFL übernommen, sondern vertritt den Klub auch in anderen Gremien und beim DFB. Überall sitzen die Dortmunder inzwischen mit am Tisch", so Meier.
"Und die Bayern haben es nach den Abgängen von Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeness versäumt, ihre Hausmacht bei DFL und DFB zu übertragen. Das nenne ich strategisch sehr gute Arbeit des BVB-Managements."
Verwendete Quellen:
- Ruhr Nachrichten: Ex-BVB-Manager Michael Meier im Interview: "Das nenne ich strategisch sehr gute Arbeit"
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