Zwischen Freude und Enttäuschung: Das schwierige BVB-Verhältnis zur DFB-Elf
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Mit "der Mannschaft" wird man in Dortmund traditionell nie so richtig warm - zu sehr war die deutsche Nationalelf lange Jahre von der Dortmund-Bayern-Rivalität geprägt. Dass die Dortmunder Nationalspieler nicht selten mit Verletzungen aus den Länderspielpausen zurückkehren, macht dieses Verhältnis nicht unbedingt einfacher.
Freude bei Moukoko, riesige Enttäuschung bei Hummels und Reus
Die grösste Überraschung war sicherlich die Nominierung von Youssoufa Moukoko. Der noch 17-, aber bald 18-Jährige hatte keinen einfachen Saisonstart, kam in den ersten Wochen nicht an Anthony Modeste vorbei und auch um seinen 2023 auslaufenden Vertrag gibt es immer wieder Schlagzeilen. Der Youngster selbst schreibt, dass er vor einem Jahr "gefühlt noch weg vom Fenster" gewesen sei.
Die zuletzt guten Leistungen beim BVB wurden nun mit seiner ersten Nominierung für die A-Nationalmannschaft belohnt. Interessante Randnotiz: auch Niclas Füllkrug, die zweite "echte Neun" im Kader, hat noch nie ein Spiel für die Nationalmannschaft bestritten. Ein chronischer deutscher Stürmermangel sowie der Flick‘sche Generationenwechsel dürfte beiden sicherlich geholfen haben.
Ebenjene Kriterien haben Mats Hummels hingegen um sein letztes grosses Turnier gebracht haben. An seiner statt fliegt der erst 20-Jährige Armel Bella-Kotchap vom FC Southampton mit nach Katar. Hummels selbst spricht von "einer der grösseren Enttäuschungen" seiner Karriere, man kann es aber auch deutlicher formulieren: Die Nichtnominierung des 33-Jährigen setzt in der Verteidigung das Leistungsprinzip ausser Kraft.
Mit Nico Schlotterbeck (22) und Niklas Süle (27) stehen gleich zwei Dortmunder Verteidiger im Kader, sodass sich der Vergleich mit Hummels geradezu aufdrängt. Dieser fällt aber zugunsten von Hummels aus, der eine starke Hinserie gespielt hat und in der BVB-Innenverteidigung sicherlich der konstanteste Spieler war.
Die zweite grosse Enttäuschung betrifft Marco Reus, der es mal wieder verletzungsbedingt nicht zu einem Turnier der Nationalmannschaft geschafft hat. Die letzte EM 2021 noch aus freien Stücken verpasst, um sich besser auf die Bundesligasaison vorbereiten zu können, hindert ihn nun eine Sprunggelenksverletzung an der Teilnahme.
"Ein grosser Traum von mir ist damit leider geplatzt", schrieb der 33-Jährige bei Instagram und sprach damit das aus, was eigentlich allen klar ist: Es wird auch für ihn die letzte Chance gewesen sein, seine von Verletzungen gebeutelte Karriere in der Nationalmannschaft mit einer WM-Teilnahme zu beenden.
Und dann wäre da noch… Karim Adeyemi
Die Nominierung von Karim Adeyemi hingegen sorgte am ehesten für Fragezeichen. Sicher: Auch er wäre theoretisch ein Kandidat für den unterbesetzten Sturm (jedenfalls könnte man durchaus die Frage aufwerfen, ob er unter Edin Terzic auf dem Flügel schlicht falsch eingesetzt wird). Adeyemi ist ein junger, talentierter Spieler für die Nationalelf der Zukunft. Mit guten Leistungen hat der 20-Jährige seit dem Wechsel von RB Salzburg nach Dortmund jedoch noch nicht auf sich aufmerksam machen können.
Es macht mitunter den Eindruck, als habe er sich noch nicht an das Bundesliga-Niveau gewöhnt - ob dann eine Nominierung für eine WM nur durch seine perspektivische Rolle gerechtfertigt werden kann, wenn gestandene Spieler wie Hummels zu Hause bleiben müssen? Hansi Flick scheint diese Frage mit "Ja" zu beantworten. Glücklicherweise ist nun wieder die Zeit der 81 Millionen Bundestrainer: Je nach Turnierverlauf werden über diese Entscheidungen noch zu reden sein.
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