• Borussia Dortmund leistet sich mit Matthias Sammer einen besonders kritischen Geist als externen Berater.
  • Aber was macht der ehemalige Meistertrainer genau und wie soll es mit ihm beim BVB weitergehen?

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Im Sommer 2018 versuchte Borussia Dortmund den personellen Umschwung. Nach einer Saison grösster Mühen und dem Beinahe-Verpassen der lebensnotwendigen Champions League machten die Verantwortlichen ein Vakuum an sportlicher Kompetenz in den Gremien aus.

Nach dem Rauswurf von Thomas Tuchel legte der BVB unter Peter Bosz und Peter Stöger eine astreine Zitter-Saison hin, der grossen Fluktuation im sportlichen Bereich stand Sportdirektor Michael Zorc beinahe hilflos gegenüber. Es musste schnelle Abhilfe her - also bemühten sich die Dortmunder um zwei alte Bekannte.

Ex-Spieler Sebastian Kehl wurde als eine Art Bindeglied zwischen Mannschaft und Klubführung installiert, Ex-Spieler und Ex-Trainer Matthias Sammer als externer Berater.

Während Kehls Arbeitsprofil immer sehr klar umrissen war und auch damals schon mit Weitblick agiert wurde - Kehl sollte intern nach und nach zum Nachfolger von Zorc aufgebaut werden und wird im kommenden Sommer dessen Part als Sportdirektor übernehmen - bleibt Sammers Aufgabenbereich auch im dritten Jahr noch immer ein wenig undurchsichtig.

Sammers Hilfestellung für Terzic

"Neuer Input ist wichtig für den Verein. Ich freue mich sehr, dass wir Matthias als Berater und Diskussionspartner gewinnen konnten. Wir werden uns turnusmässig zusammensetzen. Matthias steht für ungeschminkte Analyse", sagte Zorc damals.

Meinungsstärke und ein gewisses Mass an Unbequemlichkeit kaufte sich der BVB damals mit Sammer ein, der für beides steht wie kaum ein anderer schlauer Kopf im deutschen Fussball.

Besonders gefragt dürfte beides im letzten Frühjahr gewesen sein. Der BVB war - mal wieder - in eine mittelschwere Krise gestürzt, Trainer Lucien Favre bereits entlassen und der junge Edin Terzic in den ersten Wochen mit der grossen Aufgabe, eine schlingernde Mannschaft wieder auf Kurs zu bekommen, noch etwas überfordert.

Und parallel dazu suchte Dortmund schon nach einem Nachfolger für Favre, Terzic wurde vom ersten Tag an als reine Interimslösung verkauft.

Matthias Sammer war es, der damals im Hintergrund wichtige Weichen stellte, an allen Fronten werkelte, sich aber ganz besonders um einen regen Austausch mit Terzic kümmerte. Der nahm die Unterstützung des ehemaligen Meistertrainers gerne an - weil es durchaus auch Parallelen in beider Vita beim BVB gab.

Wie Terzic übernahm Sammer in sehr jungen Jahren und quasi ohne Erfahrung als Cheftrainer der Profis.

"Der Austausch ist produktiv. Und der grosse Vorteil ist, dass Matthias Sammer nicht täglich da ist, sondern er hat einen Blick von ausserhalb und von der Tribüne", sagte Terzic damals und schaffte tatsächlich den Turnaround mit der Mannschaft, die sich letztlich für die Königsklasse qualifizierte und den DFB-Pokal gewann.

Grosser Einfluss aus BVB-Boss Watzke

In dieser für den Klub durchaus bedrohlichen Lage war Sammer offenbar ein wichtiges Mosaiksteinchen bei der Wende und sie verdeutlichte nochmal seinen Stellenwert für einen Klub wie den BVB. Denn anders als beim FC Bayern gilt es in Dortmund nicht "nur", lediglich die letzten paar Prozentpunkte herauszukitzeln.

Sammer arbeitete vier Jahre als Sportvorstand beim Rekordmeister, wurde unmittelbar nach der letztlich desaströsen Saison mit drei Vize-Titeln 2012 eingestellt - und gewann mit den Bayern dann alles, was man nur gewinnen kann.

Trotzdem blieb Sammers Rolle in München immer ein wenig umstritten, zumindest vertraten einige Experten und auch Jürgen Klopp diese Meinung. "Der FC Bayern hätte ohne Matthias Sammer nicht einen Titel weniger", behauptete Klopp nach dem Triple der Münchener.

Wie gross Sammers Anteil an letztlich neun Titeln in vier Jahren mit den Bayern war, lässt sich nicht seriös beantworten. Dass sein Einfluss in Dortmund besonders auf Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke aber ziemlich gross sein ist, bezweifelt niemand.

Watzke schätzt Sammer als Ratgeber in allen sportlichen Fragen und auch als kritischen Gegenpol. "Er berät mich als letztlich Verantwortlichen in sportstrategischen Fragen. Er ist dafür hochqualifiziert", sagte Watzke letzten Donnerstag auf der Aktionärsversammlung der Borussia.

Und geht es nach Watzke, soll das auch noch länger so bleiben. Im Sommer läuft Sammers Bündnis mit dem BVB aus, die Verantwortlichen würden den Kontrakt aber liebend gerne verlängern. "Sein Vertrag läuft am 30. Juni 2022 aus, er existiert seit 2018. Über eine Vertragsverlängerung sprechen wir im Frühjahr", so Watzke.

Es sieht ganz danach aus, als würde Matthias Sammer die Borussia also noch ein wenig länger als kritischer Geist begleiten. Zu tun gibt es jedenfalls eine ganze Menge.

Verwendete Quellen:

  • Welt: Matthias Sammer verrät, wie es zu seiner Rückkehr kam
  • Ruhr 24: Mit Matthias Sammer aus der Krise: Wie er jetzt BVB-Trainer Edin Terzic hilft
  • Spox: Watzke spricht sich für Vertragsverlängerung mit Sammer aus
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