Die überraschende Wende im Ringen mit Edson Alvarez bringt Emre Can beim BVB in eine glänzende Ausgangsposition. Aber: Die Borussia wählt bei Vertragsgesprächen nun offenbar einen etwas anderen Ansatz. Das dürfte auch den Nationalspieler betreffen.
Wochenlang schien es nur noch eine Frage der Zeit, wann Edson Alvarez bei Borussia Dortmund unterschreiben würde. Nun soll sich der Wechsel des Mexikaners von Ajax Amsterdam zum BVB zerschlagen haben.
Nach Informationen der niederländischen Tageszeitung "De Telegraaf" nimmt die Borussia Abstand von einer Verpflichtung des 25-Jährigen, obwohl schon länger eine grundsätzliche Einigung zwischen dem Spieler und dem BVB vorliege.
Natürlich soll es um das liebe Geld gehen, die Forderungen von Alvarez' Klub Ajax entsprächen nicht dem, was der BVB zu bezahlen bereit sei. Bis zu 40 Millionen Euro Ablöse sind demnach zu viel Geld für den defensiven Mittelfeldspieler. Zumal die Borussia schon zwei Spieler mit einem ähnlichen Profil in ihren Reihen hat:
Can hat sich in eine glänzende Position gespielt
Beim deutschen Nationalspieler geht es in diesen Tagen auch um eine Anpassung seines bis 2024 laufenden Vertrags. Mit dem geplatzten Alvarez-Deal dürfte sich Cans Verhandlungsposition noch einmal deutlich verbessert haben.
In der abgelaufenen Saison war Can als Stammspieler gesetzt, nach Edin Terzics Umstellung der Grundordnung in ein 4-1-4-1 auf der Position des alleinigen Sechsers verpasste Can lediglich zwei von 23 Pflichtspielen: eines wegen einer Muskelverletzung, das andere wegen einer Gelb-Sperre.
Can ist ein wichtiges Puzzlestück in den Überlegungen des Trainers und dürfte ohne den Zukauf einer Alternative fürs defensive Mittelfeld klar auf der Pole Position bleiben. Und trotzdem soll der Umgang mit Can in den Verhandlungen auch quasi exemplarisch stehen für einen etwas anderen Ansatz in der Ausgestaltung einiger Verträge.
Das Vertragswerk anpassen
Besonders Klubs, die sich durch die Teilnahme an der Champions League Einnahmen im zum Teil hohen zweistelligen Millionenbereich erspielen, laufen latent Gefahr, bei den Personalkosten zu viele unverrückbare Posten zu verhandeln. Im Wissen um den steten Fluss an frischem Geld drängt die Spielerseite im Prinzip immer auf ein hohes Fixgehalt oder Sockelbeträge.
Ist der Spieler dann aber oft verletzt, sitzt auf der Bank oder sogar auf der Tribüne oder – noch schlimmer für den Klub – das internationale Geschäft wird verpasst, wird es schnell ungemütlich. Im letzten Jahrzehnt mussten mehrere Grossklubs der Liga damit ihre Erfahrungen machen: Werder Bremen, der Hamburger SV oder der VfB Stuttgart. Das Schicksal dieser ehemaligen Grossmächte des deutschen Fussballs ist bekannt.
Nun ist beim BVB nicht davon auszugehen, dass Ähnliches passieren könnte. Aber im Kleinen sind die Auswirkungen zu langer, zu üppig dotierter Verträge immer wieder zu sehen und ein echtes Problem. Nico Schulz etwa sitzt seit zwei Jahren auf der Tribüne, kassiert dabei trotzdem kolportierte fünf Millionen Euro pro Jahr und soll jetzt mit einer Abfindung ausgelöst werden.
Im besten Fall eine Win-Win-Situation
Sportchef Sebastian Kehl vollzieht deshalb in den Vertragsgesprächen mit Can einen Spurwechsel. Die von Spielerseite angeblich eingeforderte Verlängerung über gleich vier Jahre will der BVB auf zwei Jahre halbieren. Dazu soll der Kontrakt leistungsbezogener angepasst werden.
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Das muss nicht heissen, dass Can weniger Geld verdienen kann. Im Gegenteil könnte bei entsprechenden Leistungen – Einsatz- und Punktprämien sowie Sonderprämien für erreichte Ziele – sogar noch mehr drin sein. Für beide Seiten zeichnet sich so ein Win-Win-Geschäft ab.
Und der BVB hätte über diesen Hebel die Gewissheit, einen enormen Anreiz zu schaffen für seine Spieler. Denn das sollte selbst für einen Klub dieser Grössenordnung in naher Zukunft weiter das Ziel sein: Die Leistungsbereitschaft der Belegschaft schon über die entsprechenden Verträge grundsätzlich anzustacheln und hochzuhalten. Den ambitionierten Zielen der Borussia kann das eigentlich nur guttun.
Verwendete Quelle:
- telegraaf.nl: Edson Alvarez-deal Dortmund geklapt
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