Hochspannung am letzten Spieltag? Kennt der BVB. Allerdings zeigt die Geschichte, dass Dortmunder Mannschaft nicht immer ausgewiesene Experten in engen Titelrennen waren.

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Nur noch ein Sieg trennt Borussia Dortmund vom Gewinn der sechsten deutschen Meisterschaft der Klubgeschichte. In den 34. und letzten Spieltag der Saison geht der BVB mit zwei Punkten Vorsprung auf Verfolger FC Bayern München, die Ausgangslage könnte kaum besser sein für die Mannschaft von Edin Terzic.

Aber Vorsicht: Ausgewiesene Experten für enge Titelentscheidungen am letzten Spieltag sind die Dortmunder nicht. Fünfmal gab es seit Gründung der Bundesliga die Konstellation, dass der BVB am letzten Spieltag (noch) deutscher Meister werden konnte, nur zweimal haben die Schwarz-Gelben das grosse Ziel dann auch erreicht. Ein Blick zurück.

Saison 1965/66:

In der dritten Auflage der immer noch sehr jungen Bundesliga kommt es am vorletzten Spieltag zu einer Art vorgezogenem Endspiel um den Titel. Der BVB und der TSV 1860 München liegen vor dem 33. Spieltag punktgleich an der Spitze, der FC Bayern nur einen Zähler dahinter.

In Dortmund kommt es zum Spitzenspiel zwischen dem BVB und den Löwen - und die Gäste biegen durch einen 2:0-Erfolg im Westfalenstadion in der Pole Position auf die Zielgerade ein. Weil die Bayern beim MSV Duisburg verlieren, konzentriert sich am letzten Spieltag alles auf das Fernduell zwischen dem BVB und den Sechzigern.

Mit einem entsprechend hohen Sieg in Frankfurt und einer gleichzeitigen Niederlage der Löwen gegen den HSV könnte die Borussia doch noch am Kontrahenten vorbeiziehen. Sechzig spielt gegen den HSV zwar nur remis, aber das reicht. Dortmund verliert das letzte Spiel gegen die Eintracht sogar mit 1:4. Die erste deutsche Meisterschaft für den BVB lässt also noch ein paar Jahre auf sich warten …

Saison 1991/92:

Nach bewegten Jahrzehnten mit einem vierjährigen Intermezzo in der Zweitklassigkeit Mitte der 1970er-Jahre pirscht sich die Borussia unter Trainer Ottmar Hitzfeld wieder langsam heran an die Spitzenteams der Bundesliga.

In der Saison 91/92 - die nach der Wiedervereinigung mit zwei Teams aus der ehemaligen DDR-Oberliga aufgefüllt und mit 20 Teams ausgespielt wird - ist die Konstellation vor dem 38. Spieltag spannend wie nie: Frankfurt, der VfB Stuttgart und der BVB liegen vor ihren letzten Spielen mit 50:24 Punkten gleichauf, nur das Torverhältnis trennt das Spitzen-Trio.

Der BVB muss im Nachbarduell in Duisburg ran und erledigt seine Hausaufgabe beim 1:0-Sieg. Nun sind aller Augen auf Rostock und Leverkusen gerichtet, wo die Eintracht und der VfB gefordert sind. Frankfurt verliert beim FC Hansa auch durch eine Fehlentscheidung von Schiedsrichter Alfons Berg sensationell mit 1:2 - und auch der VfB steckt ein paar Minuten vor dem Schlusspfiff in Unterzahl bei einem 1:1 in Leverkusen fest. Dann flankt Wiggerl Kögl auf den Kopf von Guido Buchwald und alle Dortmunder Träume platzen.

Saison 1994/95:

Drei Jahre später, der BVB ist längst ein ernsthafter Titelkonkurrent und hat erneut die grosse Chance zur Meisterschaft. Diesmal aber zu Hause im Westfalenstadion, wenngleich die Ausgangslage nicht besonders gut erscheint: Werder Bremen liegt vor dem letzten Spieltag einen Punkt und ein Tor vor den Borussen.

Aber: Während der BVB zu Hause den HSV empfängt, für den die Saison längst gelaufen ist, muss Werder zu den Bayern. Es ist das letzte Spiel von Otto Rehhagel als Bremer-Trainer, ein paar Wochen später wird er zu den Münchenern wechseln. Die denken aber gar nicht an ein kleines Willkommensgeschenk für den Bald-Trainer und räumen Werder mit 3:1 aus dem Weg.

Diesmal klappt es endlich für die Borussia: Ein frecher Möller-Freistoss, ein Tor von Lars Ricken und perfekt ist die erste deutsche Meisterschaft seit Gründung der Bundesliga für den BVB!

Saison 2001/02:

Und schon wieder ein Dreikampf um den Titel! Weil der BVB am vorletzten Spieltag ein wildes Spiel beim HSV 4:3 gewinnt und Bayer Leverkusen durch eine 0:1-Niederlage in Nürnberg völlig überraschend die Tabellenführung abgibt, hat der BVB vor dem letzten Spiel gegen Werder beste Chancen.

Allerdings mischen auch die Bayern noch mit, die einen Punkt hinter Bayer und zwei hinter dem BVB liegen und sich auch noch durchaus veritable Chancen ausrechnen. Tatsächlich würgt sich der Rekordmeister zu einem 3:2 über Hansa Rostock. Und auch Leverkusen gewinnt sein Heimspiel gegen Hertha BSC (2:1).

Es liegt also alles an der Borussia und deren Spiel im Westfalenstadion gegen unangenehme Bremer. Den frühen Schock durch ein Stalteri-Tor gleicht Jan Koller noch vor der Pause aus. Aber immer noch muss ein weiteres Tor her. In der 73. Minute wechselt Trainer Matthias Sammer Stürmer Ewerthon für Jörg Heinrich ein - und der erzielt wenige Sekunden später mit einem Kullertor den erlösenden Treffer.

Der BVB ist erneut Meister, Leverkusen bleibt wie in der Champions League und im DFB-Pokal in dieser Saison lediglich Platz zwei.

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Saison 2018/19:

Nach Jahren der totalen Bayern-Dominanz in den Jahren davor öffnet sich für die Borussia in der Saison die Tür fast schon sperrangelweit. Neun Punkte beträgt der Dortmunder Vorsprung auf wackelige Bayern zwischenzeitlich, dann aber fängt plötzlich die Borussia selbst an zu schwächeln.

Nach einer 0:5-Klatsche in München ist der Dortmunder Vorsprung aufgebraucht, die Bayern ziehen vorbei. Und trotzdem wird es vor dem jeweils letzten Spiel der beiden Dauerrivalen doch noch einmal spannend wird. Die Bayern straucheln in Leipzig (0:0), der BVB gewinnt sein Heimspiel gegen Düsseldorf (3:2). Zwei Punkte beträgt der Rückstand auf den FC Bayern vor dem letzten Spieltag „nur“ noch.

Die müssten aufgrund der deutlich besseren Tordifferenz zu Hause gegen Frankfurt schon verlieren, um der Borussia noch eine Chance zu lassen. Der BVB gewinnt sein Spiel in Gladbach souverän (2:0), bekommt aber keine Schützenhilfe aus Frankfurt.

Der FC Bayern überrollt den Gegner in der Allianz Arena mit 5:1 und bringen den Zwei-Punkte-Vorsprung ins Ziel.

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