Dortmunds Sportchef Sebastian Kehl legt bei den Planungen für die neue Saison ein hohes Tempo vor. Die ganz grossen Personalentscheidungen stehen aber noch aus – und die haben es in sich.

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Vor etwa einem Jahr hatte Michael Zorc die meiste Arbeit noch vor sich: Nur wenige Vertragssituationen im Kader waren final geregelt, das Theater um Erling Haaland überschattete fast alle anderen Personaldebatten. Also wurde erst der Mai zum Monat der vielen und grossen Beschlüsse, wurden insgesamt zehn Entscheidungen auf Spielerseite nach und nach publik.

Fünf Abgänge gab es damals zu verkünden, jene von Axel Witsel, Dan-Axel Zagadou, Marwin Hitz und dann doch auch Haaland und etwas überraschend auch den von Trainer Marco Rose und dessen Assistenten. Auf der Gegenseite machte der damalige Sportchef Zorc die Wechsel von Karim Adeyemi, Nico Schlotterbeck, Salih Özcan, Marcel Lotka und Alexander Meyer perfekt und rief Edin Terzic als neuen Trainer aus.

Kehl kann schon einiges vorweisen

Michael Zorc hat sich nach über 40 Jahren im Klub im letzten Sommer selbst verabschiedet, sein Nachfolger Sebastian Kehl aber hat schon deutlich vor der Endphase der Saison wichtige Weichen stellen können. Erst mit der lange diskutierten Vertragsverlängerung von Youssoufa Moukoko, wenige Tage später schnappte sich der BVB das französische Talent Julien Duranville.

Erst vor einigen Tagen hat Julian Brandt seinen Kontrakt vorzeitig verlängert, auch Marcel Lotka hat sich bis 2025 an den BVB gebunden. Mo Dahoud dagegen kann und wird den Klub verlassen, das steht schon seit mehreren Wochen fest.

Was passiert mit den grossen Vier?

Es ist schon erstaunlich viel passiert bei der Borussia, Kehl hat dabei nicht nur ein ordentliches Tempo angeschlagen, sondern auf dem Papier bisher alle Wunschlösungen auch durchdrücken können. Zumindest jene, von denen immer mal wieder die Rede war.

Das schafft Raum für die grossen Gespräche und Verhandlungen mit jenen Spielern, deren weitere Zukunft beim BVB nicht ganz unumstritten ist. Die alleine aufgrund ihrer Persönlichkeit und Verdienste für den Klub mehr sind als "normale" Arbeitnehmer und bei denen es zum Politikum werden könnte, wenn ihnen der BVB – im Prinzip Kehl als sportlicher Leiter – in diesem Sommer die Tür weisen muss.

Marco Reus, Mats Hummels, Jude Bellingham und Raphael Guerreiro warten aus unterschiedlichen Gründen und mit unterschiedlichen Ausgangspositionen darauf, dass sich der BVB bewegt.

Reus soll bleiben, bei Hummels ist alles offen

Mit Reus sollen die Gespräche über eine Verlängerung des in wenigen Wochen auslaufenden Vertrags schon sehr weit sein. Angeblich steht eine Einigung im Raum, deren neue Konditionen aber nebulös bleiben. Reus, bald 34 Jahre alt, würde seine Karriere gerne bei der Borussia beenden.

Aber selbst unter den Dortmunder Fans gehen die Meinungen offenbar auseinander: Zum einen ist Reus der dienstälteste Profi im Kader, eine Institution beim BVB, langjähriger Kapitän der Mannschaft und ein Anführer – der allerdings auch immer wieder mit Verletzungen zu kämpfen hatte und wie zuletzt in wichtigen Spielen nicht immer so vorangeht, wie es erwünscht wäre.

In etwa vergleichbar ist die Situation bei Hummels. Der ist schon 34, ebenfalls ein Veteran. Auch dessen Vertrag läuft im Juni aus, auch Hummels hat sich in Dortmund längst den Rang einer Führungspersönlichkeit erworben und so viele Titel mit dem BVB geholt wie kein anderer Spieler im Kader. Andererseits ist Hummels aktuell kein Stammspieler.

Mit Hummels gab es in dieser Woche ein langes Gespräch, das Ende der Saga aber bleibt offen. Zumal auch Hummels selbst sich sehr bedeckt hält, nicht ganz so offensiv seine Zukunft in Dortmund propagiert wie Reus. Der Spieler bekommt viel Zeit für seine Entscheidung, der Verein wird den Druck dabei so niedrig wie möglich halten.

Schmaler Grat bei Bellingham

Guerreiro galt viele Monate als einer der Kandidaten, die im Sommer von der Gehaltsliste sollten. Mit der (Rück-)Versetzung des Spielers ins Mittelfeld und Guerreiros Leistungssteigerung dürfte die sportliche Leitung die Situation aber noch einmal überdenken. Der Portugiese hat mit 29 Jahren ein paar Spielzeiten auf höchstem Niveau im Tank, angeblich will ihm der Klub ein Angebot für einen Zweijahresvertrag vorlegen.

Wie sich der BVB in den Debatten um Bellingham positionieren will, bleibt die grösste aller Fragen. Ein Hin und Her wie bei Haaland vor einem Jahr soll es nicht mehr geben, Bellinghams Vertragslaufzeit bis zum Sommer 2025 dürfte dabei auch eine eher untergeordnete Rolle spielen. Die Borussia muss hier eine ganz grundsätzliche Entscheidung treffen – die offenbar vorsieht, den Spieler nicht nur zu halten, sondern ihm noch mehr Führungsaufgaben zu übertragen.

Ein schmaler Grat bei einem immer noch erst 19-Jährigen, der immer mal wieder aneckt bei den Mitspielern und sich einigermassen beratungsresistent zeigt. Und von dem erste interessierte Klubs wie der FC Liverpool mittlerweile Abstand nehmen. Offiziell aus finanziellen Gründen.

Verwendete Quellen:

  • Neuer BVB-Plan mit Raphael Guerreiro
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