Julian Brandt gibt nach Abpfiff des Spiels gegen Sporting Lissabon ein emotionales Interview. Die BVB-Krise "geht nicht spurlos an mir vorbei", sagt der 28-Jährige - und liefert mögliche Erklärungen.

Mehr News zu Borussia Dortmund

Zwar hat der BVB am Mittwochabend mit einem 0:0-Unentschieden gegen Sporting Lissabon für das Achtelfinale der Champions League qualifiziert, weil die Mannschaft von Niko Kovac eine Woche zuvor das Playoff-Hinspiel in Lissabon 3:0 gewonnen hatte. Trotz des Weiterkommens zeigte sich Julian Brandt nach Abpfiff im Interview mit DAZN selbstkritisch. Der Spielmacher sprach offen über die aktuelle Krise des Vereins und sein Innenleben.

"Unsere Defensive hat es gut gemacht, aber nach vorne war es heute nicht scharf genug", analysierte Brandt das torlose Unentschieden. "Ich bin froh, dass wir weitergekommen sind, aber ich gehe jetzt mit verschiedenen Gefühlen nach Hause." Der 28-Jährige betonte die Diskrepanz zwischen defensiver Stabilität und offensiver Ineffizienz, die sich schon in den letzten Wochen gezeigt habe.

Letzter BVB-Heimsieg in der Bundesliga im November

Seit Wochen wartet der BVB auf einen Heimsieg. "Wir haben seit Wochen – sogar seit Monaten, glaube ich – zuhause nicht mehr gewonnen", erinnerte sich Brandt im DAZN-Interview. "Wir haben uns das schon vorgenommen, den Fans wieder schöne Momente zurückzugeben, das haben wir nicht geschafft." Den letzten Bundesliga-Heimsieg gab es am 23. November 2024 gegen Freiburg (4:0). Wettbewerbsübergreifend gewann der BVB immerhin nochmal am 29. Januar beim 3:1-Sieg gegen Donezk am letzten Spieltag der Champions-League-Ligaphase.

Die fehlende Leichtigkeit im Spiel führt Brandt auf mangelndes Selbstvertrauen zurück. "Das Selbstverständnis ist gerade nicht da. Was heisst gerade? Es ist seit mehreren Wochen nicht da", erklärte er. "Wir stehen uns selber ein bisschen auf den Füssen." Diese Unsicherheit spiegelt sich auch in der Offensive wider, wo klare Chancen ungenutzt bleiben.

Brandt, der seit 2019 beim BVB spielt und mittlerweile zu den dienstältesten Profis zählt, zeigte sich persönlich betroffen von der aktuellen Situation. "Ich bin hier mit am längsten im Verein, das geht an mir nicht spurlos vorbei", sagte er. "Ich glaube, dass mich das schon sehr trifft. Diese Situation, die ich so in sechs Jahren hier noch nicht hatte." Trotz externer Kritik versuche er aber, sich auf seine eigene Wahrnehmung zu konzentrieren: "Die persönliche Kritik – ob gerechtfertigt oder nicht – kriege ich gar nicht so mit, aber ich bin ja mittendrin, ich stehe auf dem Platz."

"Ich glaube, dass mich das schon sehr trifft. Diese Situation, die ich so in sechs Jahren hier noch nicht hatte."

Julian Brandt bei DAZN über die anhaltende BVB-Krise

In der laufenden Bundesliga-Saison 2024/25 absolvierte Brandt bisher 19 Spiele, erzielte dabei drei Tore und gab fünf Assists. Mit 21 Torschüssen liegt er mannschaftsintern auf dem dritten Platz. Dennoch konnte er den BVB nicht aus der Krise führen, was ihn zusätzlich belastet.

Julian Brandt gewährt TV-Reporter Blick in sein Innenleben

Die Unruhe beim schwarz-gelben Anhang bleibt den Spielern nicht vorenthalten. "Ich merke oder sehe die Reaktionen auf den Rängen von den Fans", sagte Brandt. Obwohl er seine Emotionen selten offen zeige, gestand er bei DAZN: "Ich mache viel mit mir selbst innen drin aus. Es ist schon einfach eine schwere Situation, deshalb fehlt die Leichtigkeit und das Selbstverständnis."

Um aus der Krise herauszukommen, fordert Brandt konkrete Massnahmen: "Das müssen wir rauskriegen durch Tore, durch Leistung und durch Siege. Alles andere bringt nichts." Mit einem Lachen fügte er hinzu: "Da hilft auch kein Schamane mehr."

Wie das gelingen soll? "Es ist ein Kampf, da musst du rauskommen, aber das gehört zum Leben dazu. Wir werden daraus lernen und hoffentlich so schnell wie möglich die Lösung finden, den Weg wieder zu den Siegen zu finden."

Die nächste Gelegenheit dazu bietet sich am kommenden Samstag im Bundesliga-Heimspiel gegen Union Berlin.

Verwendete Quellen:

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.