Nur einen Tag nach seiner Entlassung stehen zahlreiche grosse Namen als Nachfolger für Nuri Şahin bei Borussia Dortmund in der Diskussion. Dabei hat auch Interimstrainer Mike Tullberg Ambitionen, die über einen kurzen Aushilfsjob hinausgehen.
Wird es
Aber wer Tullberg kennt, weiss: Der Däne ist keiner, der einfach nur da ist, um bei Borussia Dortmund Lücken zu füllen. Über vier Jahre ist der 39-Jährige, der als Profi für Rot-Weiss Oberhausen in der 2. Bundesliga spielte, mittlerweile Trainer der U19-Junioren des BVB. Und seine Erfolge dort sind beachtlich. Zwischen 2020 und Oktober 2022 verlor der Dortmunder Nachwuchs unter Tullberg in der A-Junioren-Bundesliga kein Spiel, dreimal in Folge gewann er die A-Junioren-Bundesliga und erreichte jeweils das Finale um die deutsche Meisterschaft. 2022 konnte der BVB das Finale gewinnen - Spieler wie Nnamdi Collins (Eintracht Frankfurt), Tom Rothe (Union Berlin) und allen voran Jamie Gittens haben im Anschluss den Sprung in den Profifussball geschafft.
Tullberg gilt dabei als ausgezeichneter Motivator, der weiss, wie er mit seinen Spielern umgehen muss. Beweise gibt es dafür etwa in einer Ansprache des Trainers aus dem Jahr 2023, die auch auf YouTube zu sehen ist. "Seid ihr geil", lobt der Trainer darin sein Team, nachdem es gegen den direkten Verfolger Bayer Leverkusen gewonnen hat, um noch einen draufzulegen: "Und jetzt geht ihr rein und nehmt die Kabine auseinander, und ich zahle für den Schaden!" Ähnlich emotional gibt sich Tullberg auch gerne am Spielfeldrand.
Tullberg war schon fast weg
Mit seinen Leistungen hat sich der Jugendtrainer, der 2019/20 auch eine (von Corona unterbrochene Saison) für die zweite Mannschaft der Dortmunder zuständig war, jedenfalls schon einen Namen in der Fussballwelt gemacht. Schon als Eintracht Frankfurt im Sommer 2023 einen Nachfolger für Oliver Glasner suchte, stand Tullberg als Kandidat im Raum, eine Saison Jahr später war er beim 1. FC Nürnberg in der 2. Bundesliga im Gespräch. Und erst vor wenigen Tagen scheiterten konkrete Gespräche zwischen Tullberg und dem norwegischen Erstligisten SK Brann.
An grundsätzlichem Desinteresse von Tullberg liegt das nicht. Denn der 39-Jährige macht selbst längst keinen Hehl mehr daraus, dass ihm die Arbeit als Nachwuchstrainer bei Borussia Dortmund langfristig nicht reicht. "Ich traue mir zu 100 Prozent zu in der Zukunft, als Cheftrainer mal eine Profimannschaft zu übernehmen", stellte der BVB-Trainer im März 2024 gegenüber "Transfermarkt" klar. Im Oktober letzten Jahres kokettierte er gegenüber den "Ruhrnachrichten" erneut mit einem Trainerjob im Profibereich und erklärte, dass er sich bereit fühle, "irgendwann mal etwas anderes zu machen."
Kritik an Nachwuchsarbeit von Tullberg
Dabei soll es unter anderem laut "Frankfurter Rundschau" auch interne Stimmen gegeben haben, die sich für einen Wechsel auf der Position des Nachwuchstrainers aussprachen. Denn Tullberg hängt auch der Ruf nach, ihm ginge es zu sehr um den reinen sportlichen Erfolg als um die Entwicklung der Spieler - anders als es in der Nachwuchsarbeit sein soll. Trotz der Erfolge waren es für manche zu wenige Talente, die sich danach auch in der ersten Mannschaft des BVB etablieren konnte. Gittens, der aber auch erst mit 16 Jahren von Manchester City kam, ist hier fast schon die Ausnahme.
Aber Tullberg blieb vorerst – und darf sich jetzt erstmals im Profifussball auf ganz grosser Bühne beweisen. Auch wenn es sich der BVB genau überlegen wird, nach dem gescheiterten Versuch mit Şahin, einen Trainer einzustellen, der noch weniger Profierfahrung als Trainer gesammelt hat - sollte Tullbergs Debüt gelingen, könnte unter all den Spekulationen bald vielleicht auch sein Name auftauchen.
Verwendete Quellen:
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.