- Mit dem plötzlichen Tod des Star-Beraters Mino Raiola könnte sich die Gemengelage im Tauziehen um Erling Haaland verändert haben.
- Aktuell scheint alles und nichts möglich, für Borussia Dortmund könnte das zu einem Problem werden.
Carmine Raiola, genannt Mino, hat
Da war Raiola offenbar schon ein erstes Mal im Krankenhaus. Wegen einer Not-Operation an der Lunge, wie manche Medien behaupteten. "Eine Routine-Untersuchung", dementierte Raiolas Agentur. Während sich schon damals die Spekulationen um den Gesundheitszustand des wohl mächtigsten Spielerberaters der Welt rankten, tobte parallel dazu in den Medien der Kampf um die Deutungshoheit eines der wichtigsten Transfers der jüngeren Bundesligageschichte. Rund um den ersten Spieltag der Rückrunde brach Haaland sein monatelanges Schweigen und brüskierte seinen Arbeitgeber in einem Interview im norwegischen Fernsehen.
Haaland behauptete, der Klub würde ihn unter Druck setzen, eine Entscheidung zu treffen. Dabei wolle er doch nur Fussball spielen, "aber das kann ich derzeit nicht". Das Interview nach dem 5:1-Sieg über den SC Freiburg kam wie aus dem Nichts und erwischte den BVB kalt. Nicht wenige vermuteten damals einen Trick Raiolas, der sich wie fast immer im Hintergrund aufhielt und sich so rar wie möglich machte.
BVB betonte gutes Verhältnis zu Raiola
Nun ist Mino Raiola tot, die Gespräche zwischen ihm und seinem Schützling beziehungsweise dessen Entourage mit Papa Alf Inge an der Spitze sind verstummt. Haalands Vater war es offenbar, der bis zuletzt Kontakt hielt zu Raiola - und nun unter Umständen in dessen Rolle schlüpfen könnte? Die Gemengelage hat sich mit Raiolas Tod nicht eben verbessert für Borussia Dortmund.
Immer wieder hatten die BVB-Verantwortlichen das ausgesprochen gute Verhältnis zu Raiola betont und dass er ein Mann sei, auf den man sich verlassen könne. Das dürfte auch mehr gewesen sein als die blosse Zurückhaltung gegenüber Raiola, den man nicht vergraulen wollte. Tatsächlich versicherten Hans-Joachim Watzke und auch Michael Zorc, wie angenehm und professionell der Austausch mit dem Italiener stets gewesen sei - trotz einiger inhaltlicher Differenzen und sogar eines Streits, den Raiola in einem Interview mit Sport1 öffentlich machte. "Ich würde Watzke sogar als grossen Freund bezeichnen. Und das sage ich nicht oft", so Raiola damals.
Und über Zorc: "Ich hatte eine sehr schlechte Beziehung zu Zorc, wirklich sehr schlecht. Er muss mich wirklich gehasst haben. Ich hätte nie gedacht, dass aus Hass Freundschaft wird. Er hat meinen maximalen Respekt. Er verteidigt seinen Verein bis aufs Blut. Die Verhandlungen mit ihm waren hartnäckig. Aber es ist Zorcs Verdienst, dass Erling heute beim BVB spielt."
Bleibt Raiolas Agentur weiter Ansprechpartner?
Eine wichtige, vielleicht die wichtigste Brücke zur Haaland-Seite ist für die Borussia in der vergangenen Woche also weggebrochen. Raiolas Agentur One Sarl ist überschaubar klein, nur eine Handvoll Mitarbeiter sind offiziell angestellt. Und keine Entscheidung von Tragweite ging je ohne die Zustimmung des Chefs über die Bühne. Neben Raiolas rechter Hand Jose Fortes Rodriguez sind auch sein Neffe Vincenzo und sein ältester Sohn Mario im Familienunternehmen eingespannt.
Was das aber nun für die Gespräche heisst und wie es weitergehen soll, bleibt offen. Der BVB hatte in den letzten Wochen immer wieder betont, dass eine schnelle Entscheidung Haalands erwünscht sei. Passiert ist aber wenig bis gar nichts.
Das Thema nervt mittlerweile nicht nur die Verantwortlichen, sondern auch die Fans. Haalands ungeklärte Zukunft blockiert zumindest in gewisser Weise den nötigen Umbruch, wenngleich der BVB mit Niklas Süle und Nico Schlotterbeck schon zwei Spieler unabhängig davon verpflichten konnte und Ramy Bensebaini und Karim Adeyemi auf dem Sprung sind.
Wann fällt eine Entscheidung?
Die Haaland-Frage ist eine sehr zentrale und man sollte wohl dennoch davon ausgehen, dass die interne sportliche Planung längst ohne den 21-Jährigen vorangetrieben wird. Im Grunde geht es jetzt "nur" noch darum, wohin sich der Spieler bald verabschieden wird und wie viel Geld und Boni der BVB mit der aufnehmenden Seite vereinbaren kann. Dafür wäre einer wie Raiola eine sehr wichtige Figur gewesen. Nun wird Haaland offiziell von niemandem betreut, inoffiziell aber zumindest von seinem Vater und vielleicht auch schon bald von einem neuen externen Partner.
Für die angeblich interessierten Klubs aus Manchester, Barcelona oder Madrid könnte sich nun auch wieder einiges ändern - je nachdem, wie weit die Gespräche oder Verhandlungen mit Raiola und dessen Team schon waren. In wenigen Tagen ist die Saison zu Ende und aktuell scheint niemand so genau zu wissen, ob man nun noch zwei Wochen oder zwei Monate auf eine Entscheidung Haalands warten muss.
Verwendete Quellen:
- Stern: BVB-Star Haaland: Berater Raiola war noch nie bei einem Spiel
- Sport1: Haaland sauer auf BVB
- Sport 1: "Meine Spieler sind alle krank im Kopf"
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