Schon lange gab es Gerüchte, dass Sven Mislintat und Sebastian Kehl bei Borussia Dortmund eher gegeneinander als miteinander arbeiten. Nun greift BVB-Geschäftsführer Lars Ricken durch und beendet den internen Machtkampf mit einem Knall.

Mehr News zu Borussia Dortmund

Borussia Dortmund beendet den Machtkampf in der Führungsetage und entlässt den Technischen Direktor Sven Mislintat. Der interne Rivale von Sportdirektor Sebastian Kehl werde mit sofortiger Wirkung freigestellt, teilte der auch sportlich krisengeschüttelte Fussball-Bundesligist mit. Sport-Geschäftsführer Lars Ricken habe Mislintat diese Entscheidung am Donnerstag "persönlich" überbracht. Gründe für die Entlassung nannte der Klub nicht.

Mislintat (52), ehemaliger Chefscout und Leiter Profifussball beim BVB, war zum 1. Mai 2024 in neuer Funktion zurückgekehrt. Er sollte Kehl zuarbeiten, wünschte sich aber Berichten zufolge selbst mehr Einfluss auf Transfers, was zu enormen Spannungen führte. Den Vertrag mit Kehl hatten die Dortmunder zuletzt bis 2027 verlängert.

Kehl wiederum war jahrelang als Nachfolger von Vereinsboss Hans-Joachim Watzke aufgebaut worden, der Ende dieses Jahres sein Amt als Vorsitzender der Geschäftsführung abgeben wird. Bei der Vergabe der Sport-Geschäftsführung wurde Kehl dann allerdings übergangen, seit dem 1. Mai vergangenen Jahres ist ihm Ricken vorgesetzt.

Ricken informierte Mislintat persönlich

Für die Dortmunder soll die Trennung ein Befreiungsschlag sein, zuletzt hatte es immer wieder Unruhe und Querschüsse gegeben. Die Entscheidung verkündete der Klub mit einem knappen Statement. Ricken habe Mislintat "persönlich" informiert.

Nun liegt die Transferplanung wieder klar bei Kehl. Bereits im Zuge seiner Vertragsverlängerung bis 2027 hatte der 44-Jährige selbst betont, es seien "klare Kompetenzen und Verantwortlichkeiten" besprochen worden. Das war der erste Versuch, die Zuständigkeiten zu ordnen.

Die Fans nahmen auf das Führungschaos zuletzt beim Heimspiel gegen Werder Bremen Bezug: "Den Elefanten im Raum ansprechen - die Probleme stehen nicht an der Seitenlinie", stand auf einem Grossbanner der Ultras. Dies war ein klarer Verweis auf die "Elefantenrunden", wie die strategischen Führungstreffen intern genannt werden.

Kehl ist nicht uneingeschränkter Sieger beim BVB

Ricken versicherte nach dem Spiel, diese Botschaft nicht wahrgenommen zu haben. Er wich aus und rief stattdessen zu einem typischen Ruhrpott-Schulterschluss auf: "Wir müssen alle Hand in Hand intelligente und kluge Entscheidungen treffen", forderte er. Eine wegweisende hat er nun gefällt.

Sie war offensichtlich bitter nötig. Der entlassene Trainer Nuri Sahin hatte zum Abschied tief blicken lassen, er sprach von "Nebenkriegsschauplätzen" im Verein, der sich stets für die Nummer zwei in Deutschland hält.

Zudem darf sich auch Kehl nicht als uneingeschränkter Sieger feiern. Ihm wird intern angelastet, dass der Kader insgesamt zu dünn ist und viele Zugänge auch in dieser Saison wieder nicht richtig gezündet haben. Maximilian Beier, Pascal Gross oder Waldemar Anton haben die Mannschaft nicht entscheidend nach vorn gebracht, Aussenverteidiger Yan Couto ist ein Flop. (sid/bearbeitet von jum)

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.