Meisterschaftsdrama, Flick-Kritik und die ewigen Diskussionen um seine Fitness: Niklas Süle hat schwere Wochen hinter sich - und die wohl wichtigste Saison seiner Karriere vor sich. Deshalb greift der Innenverteidiger jetzt auch voll an.
Während die Leistungen der deutschen Nationalmannschaft auch wegen des geringen öffentlichen Interesses fast schon wieder vergessen sind, hat sich eine andere Debatte mühelos durch die Sommerpause und bis zum Trainingsauftakt bei Borussia Dortmund gerettet.
Flick wollte - im Vorfeld der drei Partien zum Abschluss der Saison - seinen Spieler bewusst auch öffentlich ein wenig unter Druck setzen, aufmerksam machen auf angebliche körperliche Defizite und Süles manchmal zu laxe Einstellung. Und Flick wollte vor den entscheidenden Monaten im Hinblick auf die Europameisterschaft im eigenen Land offenbar ein Exempel statuieren, dass auch seine Geduld und Nachsicht nicht endlos sind.
Der Schuss ging gehörig nach hinten los. Nach zwei Niederlagen und einem Remis gegen die allenfalls zweitklassigen Gegner mit zum Teil ganz schwachen Leistungen fand sich plötzlich Flick selbst im Fokus der Diskussionen - und irgendwie wurde der absente Niklas Süle zum stillen Gewinner der Sommerpause.
Süle mit grösstem Trainingspensum im Urlaub
Das ist jetzt ein paar Wochen her und spätestens mit dem Trainingsauftakt bei der Borussia vor einer Woche nimmt die Kontroverse wieder Fahrt auf. Nur eben ganz anders als gedacht. Niklas Süle ist offenbar topfit aus seinem Urlaub zurückgekehrt und auch die "Sport Bild" schreibt über einen individuellen Trainingsplan, den der 27-Jährige in den letzten Wochen abzuarbeiten hatte.
Nach Absprache mit Sportchef Sebastian Kehl und Trainer
Die auf Süle sehr speziell zugeschnittenen Inhalte und der Umfang seien aber anders gewesen: Von allen Dortmunder Spielern habe Süle das umfangreichste Pensum absolviert. Er sei in den letzten Wochen mehr gelaufen und Rad gefahren als die Teamkollegen. "Niki hat im Urlaub deutlich mehr gemacht als alle anderen", bestätigte Kehl bei einer Medienrunde.
Schwere Wochen liegen hinter Süle
Und das ist auch notwendig. Vor Niklas Süle liegt eine richtungsweisende Saison, vielleicht die wichtigste seiner bisherigen Karriere. Der gebürtige Frankfurter weiss, was Rückschläge bedeuten: Nach zwei Kreuzbandrissen hat er auch schon schwere Momente erlebt, gepaart mit der Ungewissheit, ob er sein Leistungsvermögen wieder erreichen kann. Die letzten Wochen waren aber selbst für einen erfahrenen Spieler wie Süle sehr speziell.
Das Gefühl, so dicht vor einer Meisterschaft zu stehen und am Ende doch noch zu scheitern, war neu für ihn. Bei Bayern München zuletzt war er es gewohnt, am Ende immer ganz oben zu stehen. Mit dem BVB hatte er nun eine Hand schon an der Schale, seine sechste wäre eine ganz besondere Meisterschaft gewesen. Das Fiasko gegen Mainz am letzten Spieltag aber beendete den Traum.
Dann kam die öffentliche Schelte des Bundestrainers, die Süle ziemlich unvorbereitet getroffen haben dürfte. Er verzichtete wohl bewusst auf einen verbalen Konter, um das Thema nicht über Wochen am Köcheln zu halten. Nach
Niklas Süle heisser Kandidat als neuer BVB-Kapitän
Die Chancen auf die Aufnahme in den Mannschaftsrat stehen nicht schlecht und auch als potenzieller Nachfolger von Reus als neuer BVB-Kapitän wird Süle heiss gehandelt. Vor allen Dingen aber ist es für ihn die Saison eins nach der grossen Enttäuschung und: Es ist die EM-Saison. Ein Turnier im eigenen Land ist eine in der Regel einmalige Chance für einen Spieler. Nach seiner Ausbootung dürften Süle deshalb die unterirdischen Resultate der Nationalmannschaft ziemlich in die Karten spielen.
Hansi Flick wird bei der nächsten - auch für ihn persönlich ganz entscheidenden - Länderspielwoche Anfang September Niklas Süle wieder einladen und spielen lassen. Dann beginnt das grosse Casting für die EM im nächsten Sommer. Und mit dem BVB die Jagd nach dem verlorenen Titel.
"Wenn Niklas gesund bleibt und an seinen Themen arbeitet, dann wird er noch viel, viel besser werden", hat Sebastian Kehl neulich auch noch gesagt. Nun ist es an Niklas Süle, das auch zu beweisen.
Verwendete Quellen:
- sport1.de: Süle nicht fit genug? Das sagt Kehl
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