Am vergangenen Samstag in Berlin hat sich Borussia Dortmund gegen alle Widerstände durchgesetzt und am Ende verdient einen wichtigen Sieg in einem unbequemen Auswärtsspiel eingefahren. Dabei hatte es in den ersten 25, 30 Minuten überhaupt nicht danach ausgesehen, dass der BVB am Ende doch recht souverän die Oberhand behalten würde.
Wieder einmal erwies sich der tiefe Spielaufbau der Dortmunder als Schwachstelle, die der FC Union markant attackierte. Im ersten Drittel der Partie kam es dadurch immer wieder zu frühen und für die Borussia besonders gefährlichen Ballgewinnen. Ein Gegentreffer lag mehrmals im Bereich des Möglichen, ein paar schlampige Berliner Aktionen vor dem Dortmunder Tor bewahrten den BVB aber vor einem frühen Rückstand.
Einige Probleme gegen die Dreierkette
Auffällig dabei war, dass die Borussia weder mit dem frühen Druck des Gegners noch mit dessen Formation so richtig klarkam. In der Bundesliga gibt es ein paar fast lupenreine Dreierketten-Mannschaften. Also Teams, die aufbauend auf drei Innenverteidigern in der letzten Linie gegen den Ball arbeiten, in einem 3-5-2 oder 3-4-3.
Union ist unter dem gar nicht mehr so neuen Trainer Nenad Bjelica so eine Mannschaft, die sich nach einigem Suchen auf ein 3-5-2 verständigt und sich damit nach schwierigen Wochen stabilisiert hat. Trotz der Niederlage gegen den BVB.
Die TSG Hoffenheim wechselt auch gerne mit der Dreierkette in der letzten Linie. So hat es Pellegrino Matarazzos Mannschaft auch eine Woche vor dem Union-Spiel in Dortmund versucht und nach ein paar Anpassungen während des Spiels damit auch Erfolg gehabt. Und den BVB vor enorme Probleme gestellt.
In fast der Hälfte aller Pflichtspiele in dieser Saison, genauer gesagt in 16 von 34 Partien, hatte es der BVB mit Gegnern zu tun, die entweder komplett mit der Dreierkette agierten oder aber im Verlauf des Spiels ihre Ausrichtung auf Dreierketten-Fussball ausrichteten. Wie etwa gleich zweimal der VfB Stuttgart.
In diesen 16 Spielen sammelte der BVB acht Siege ein, spielte viermal remis und verlor aber auch vier Spiele.
Nun unterscheidet sich die durchschnittliche Punkteausbeute im Vergleich zu jener gegen klassische Viererketten-Mannschaft nur gering (1,75 Punkte pro Spiel zu 1,89 Punkte pro Spiel). Aber die Tatsache, dass die vermeintlich „leichten“ Gegner mit Bochum, Freiburg, Hoffenheim und Berlin schon bespielt wurden, während die dicken Brocken mit unter anderem Stuttgart, Leverkusen und Leipzig noch ausstehen, sollte die Sinne durchaus schärfen.
Werder als gefährliche Blaupause
Zuletzt stellt es oft ein Problem dar, wenn der Gegner mit zwei „echten“ Angreifern spielt und dementsprechend auch gegen den Ball anläuft und dahinter auf die Dortmunder Sechser durchschieben kann. Dann kommt der neue Ansatz im 3-2-Aufbau mit zwei Innenverteidigern und einem abkippenden Sechser plus dem zweiten Sechser und dem in Richtung Zentrum eingerückten Ian Maatsen oft auch zum Erliegen. Und damit das gesamte Dortmunder Offensivspiel.
Die Probleme sind nicht neu, nur offenbaren sie sich seit ein paar Wochen in einer neuen Ausprägung. Was als Konstante bleibt, sind die frühen Ballverluste. Auf die im nächsten Härtetest auch Werder Bremen verstärkt lauern wird.
Zwar haben die Bremer aktuell ein paar massive Personalprobleme, unter anderem könnten im Spiel gegen die Borussia gleich drei Innenverteidiger ausfallen. Und trotzdem stellt Ole Werner eine jener Mannschaften, mit denen Dortmund zuletzt einige Probleme hatte.
Werder überlässt dem Gegner gerne den Ball, aktuell hat Dortmund rund zehn Prozent mehr Ballbesitzzeit in dieser Saison angesammelt als die Bremer. Und das Bremer 3-5-2-Spiel mit zwei Angreifern und dahinter durchschiebenden Zehnern könnte die Dortmunder Schwachstelle vehement attackieren.
Für den BVB wäre es eine Art Testlauf unter Ergebnisdruck. Ein Sieg ist fast schon Pflicht. Und nebenbei kann Werder auch als Blaupause dienen für die Aufgaben danach: Sieben der letzten neun Gegner in der Bundesliga setzen voll oder teilweise auf eine Dreierkette. Nur die Bayern und der FC Augsburg spielen in der Regel konstant mit der Viererkette.
Gewonnen hat die Borussia von diesen Partien in der Hinrunde nur zwei: gegen Mönchengladbach und Darmstadt 98.
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