Am Deadline Day drehte sich beim BVB alles darum, Spieler abzugeben – ohne Erfolg. Allen Berichten und Gerüchten zum Trotz wird auch Roman Bürki noch eine weitere Halbserie in Dortmund verbringen.
Ende Januar 2021 begann der Abstieg von
Mit der Verpflichtung von Gregor Kobel vom VfB Stuttgart hatte der BVB bereits im Sommer in Sachen Bürki die Weichen klar auf Abschied gestellt. Das erste Missverständnis lag wohl darin, dass der 31-Jährige die Saison überhaupt beim BVB begonnen hat. Gerüchte um einen Wechsel ins europäische Ausland scheiterten Medienberichten zufolge teils an Bürkis Gehaltsvorstellungen, teils an seinen sportlichen Ambitionen. Dass er als Nummer drei hinter Kobel und Hitz in dieser Saison beim BVB keine Spielzeit erwarten durfte, müsste ihm aber klar gewesen sein.
Erneut geplatzte Wechsel in der Winterpause
Folglich wurde es still um den Schweizer. Der erst 24-jährige Kobel schlug ein wie kaum kein anderer BVB-Torhüter vor ihm und Marwin Hitz füllte gewohnt souverän seine Rolle als Ersatztorhüter aus. Bürki hingegen verbrachte die Hinrunde auf der Tribüne (wenn er denn überhaupt im Stadion war). Umso mehr ging man davon aus, dass diese unbefriedigende Situation in der Winterpause endlich ein Ende haben würde. Doch der Deadline Day verstrich am Montag und trotz Gerüchten um einen Wechsel zu Galatasaray Istanbul und dem FC Lorient bleibt Bürki weiterhin Spieler von Borussia Dortmund. Es ist eine Situation, in der alle Beteiligten verlieren.
Roman Bürki verzichtet im besten Fussballeralter auf weitere Monate Spielpraxis. Es ist fraglich, ob er nach einem Jahr ohne jeglichen Einsatz noch für sportlich ambitionierte Vereine interessant sein dürfte. Insbesondere ein Wechsel zu Galatasaray hätte Sinn ergeben. Dort hatte sich Stammtorhüter Fernando Muslera verletzt, Spielzeit wäre Bürki also gewiss gewesen. Sein Wert für potenzielle Abnehmer im Sommer hätte davon sicherlich auch profitiert.
Borussia Dortmund hingegen hat weiterhin einen Spieler auf der Gehaltsliste, der sportlich keinerlei Rolle spielt. Mit einem kolportierten Jahresgehalt von rund fünf Millionen Euro gehört Bürki zu den Topverdienern im Verein.
Niemand hat Schuld am aktuellen Bürki-Dilemma
Das alles führt zu der Frage: Wer hat Schuld an der aktuellen Situation? Die ehrliche Antwort lautet: niemand so richtig. Bürkis Vertrag wurde im Sommer 2020 um drei Jahre verlängert. Als Stammtorhüter dürfte aus damaliger Sicht weder die Laufzeit noch das Gehalt eine schwierige Entscheidung gewesen sein. Dass man mit Kobel nur ein Jahr später einen absoluten Senkrechtstarter verpflichten konnte, war so sicherlich nicht absehbar.
Und Bürki selbst? Für ihn dürfte sich die Situation ungefähr so darstellen: In einer für den ganzen Verein schwierigen Hinrunde 2020/21 wurde er nach einem Trainerwechsel und einer unverschuldeten Verletzung auf die Bank gesetzt. Warum sollte er nun auf die Erfüllung seines Vertrags verzichten, wenn er in seinem kommenden, letzten Karriereabschnitt mit Sicherheit nicht mehr solche Gehälter verdienen wird?
Die Entscheidungen des Vereins und des Spielers sind jeweils für sich genommen nachvollziehbar, in der Summe ergeben sie dennoch eine äusserst unglückliche Gesamtsituation. Dem BVB waren in der aktuellen Transferperiode ohne Abgänge die Hände gebunden. In Zeiten von Corona-Einbussen sind keine grossen Verpflichtungen machbar, wenn nicht Gehälter eingespart werden. Wie die Hinrunde gezeigt hat, hat der BVB massive Probleme auf anderen Positionen (vor allem in der Aussenverteidigung), die somit nicht durch Verstärkungen gelöst werden konnten.
Bürkis Zukunft hingegen bleibt weiterhin offen. Theoretisch könnte er noch eine weitere Saison auf der Tribüne verbringen, gutes Geld verdienen und sich anschliessend ein nettes Ziel für den Karriereausklang suchen. So traurig dies aus sportlicher Sicht wäre, menschlich nachvollziehbar wäre es dennoch. Der BVB hingegen wird erneut alles daransetzen, Bürki im Sommer abzugeben. Es ist bereits jetzt ein mehr als unrühmliches Ende für einen zweifachen Pokalsieger und verdienten Dortmunder.
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