• Julian Brandt hat zuletzt nach einer bisher schwierigen Rückrunde ein Ausrufezeichen gesetzt.
  • Neben Lob vom Trainer gab es aber auch mahnende Worte.
  • Brandts Qualitäten sind unbestritten - seine Defizite sind aber weiter ein Problem.

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Julian Brandts Gesicht war fast nicht zu erkennen, so weit hatte er sich die Kapuze über den Kopf gezogen. Der 25-Jährige stand nach dem Spiel am DAZN-Mikrofon und durfte das 2:0 in Stuttgart erklären. Einen Sieg, den Brandt mit zwei Toren und einem neuen Bundesliga-Rekord erst möglich gemacht hatte und er deshalb im wahrsten Sinne des Wortes sehr gefragt war nach der Partie.

Das war nicht immer so in den letzten Wochen, in denen der Nationalspieler plötzlich hinaus rotiert war aus der Dortmunder Startelf. Und auch gegen Stuttgart war es ja so, dass die sehr frühe Verletzung von Gio Reyna dem Ergänzungsspieler Brandt quasi ein volles Pflichtspiel bescherte. Zuletzt war das Anfang Februar der Fall, bei der 2:5-Klatsche im Heimspiel gegen Leverkusen.

In der Hinserie war Brandt wegen der vielen Verletzten noch als Startspieler gesetzt, in den Wochen vor Weihnachten schien er in seinem dritten Jahr in Dortmund endlich den Durchbruch zu schaffen vom hochbegabten Talent zu einem Spieler, der in bestimmten Teilaspekten des Spiels dazu gelernt hat und auf den man sich jederzeit verlassen kann.

Brandts Qualitäten - und seine Schwächen

Diese gute Entwicklung wurde in den letzten Partien aber schon wieder etwas ausgebremst, neulich machten sogar Gerüchte die Runde, dass Brandt auch einer jener Spieler sein könnte, die in diesem Sommer den Verein verlassen sollen. Weil der Kader umgebaut werden muss und es dabei auch um eine grundsätzliche Strategie geht, die Trainer Marco Rose bald verfolgen will. Dortmunds Spiel soll auf einen noch geradlinigeren Fussball getrimmt und damit auch das ausführende Personal angepasst werden.

Brandt ist einer der vielen feingliedrigen Spieler im aktuellen Kader. Ein Spieler, der mit einer einzigen kleinen Bewegung komplizierteste Spielsituationen auflösen kann, der technisch herausragend ist, ein kreativer Vorbereiter und in dieser Saison auch ein kühler Vollstrecker. Und doch gleichzeitig auch einer, der Trainer, Mitspieler und Fans zur Verzweiflung treiben kann mit dem einen oder anderen laxen Moment.

Rose über Brandt: "Ich verlange einfach ..."

Vielleicht nutzte sein Trainer nach dem Spiel in der Bewertung von Brandts Leistung auch deshalb die Gelegenheit, den Spieler zwar für seine beiden Treffer und seine Präsenz auf dem Platz zu loben - dann sofort aber auch mahnende Worte hinterher zu schieben. "Jule ist reingekommen, war sofort da, hat zwei Tore geschossen und viel fürs Team gearbeitet. Er hat heute das gemacht, was ich noch mehr von ihm fordere. Er hat mehr Richtung gegnerisches Tor gearbeitet, war konsequenter. Das lässt sich nach einem Spiel mit zwei Toren immer schön aufzeigen", lobte Rose und schwenkte dann aber auch in eine grundsätzliche Kritik um.

"Und trotzdem gab es heute wieder Dinge, die ich nachhaltiger von ihm verlange. Jule marschiert, arbeitet, läuft an, macht die Wege zurück, powert sich immer aus. Aber es gibt so zwei, drei Dinge, um kompletter zu werden. Wir werden sicher kein Zweikampfmonster mehr aus ihm machen. Aber ich verlange einfach, dass wir alle bereit sind, uns auch weh zu tun in einem Pflichtspiel."

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Ein grosses Ziel ist die WM

Der Trainer will die Ansprüche offenbar bewusst hoch halten vor den letzten fünf Spielen der Saison, die für den BVB bei neun Punkten Rückstand auf die Bayern und zwölf Punkten Vorsprung auf den ersten Nicht-Champions-League-Platz im Prinzip gelaufen ist. Aber eben nicht für einzelne Spieler, die sich noch einmal zeigen und ihren Wert für die Mannschaft auch in der Zukunft unterstreichen sollten.

Für Brandt, der bisher eine einigermassen komplizierte Rückserie erlebt, geht das Vorspielen also munter weiter. Bei der Borussia will er seinen bis 2024 datierten Vertrag nach Möglichkeit erfüllen, im November ein Teil der deutschen Reisegruppe nach Katar sein. Das wird schwer genug angesichts der Konkurrenz im offensiven Mittelfeld der deutschen Nationalmannschaft. Und es wird nahezu unmöglich, wenn der Spieler in der kommenden Saison bei Borussia Dortmund nicht regelmässig und am besten sehr oft von Beginn an spielt.

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