• Im Getöse um viele andere Randgeschichten geht die Trainerleistung von Edin Terzic fast unter.
  • Dabei zeigte Dortmunds Coach im ersten "richtigen" Klassiker gegen die Bayern, dass er auch ein solch grosses Spiel leiten und verändern kann.
Eine Analyse
Dieser Text enthält eine Einordnung aktueller Ereignisse, in die neben Daten und Fakten auch die Einschätzungen von Stefan Rommel sowie ggf. von Expertinnen oder Experten einfliessen. Informieren Sie sich über die verschiedenen journalistischen Textarten.

Die Nachbeben des Klassikers vom Samstag dürften noch eine Weile zu vernehmen sein. Bayern-Trainer Julian Nagelsmann musste sich nach dem Dortmunder Last-Second-Ausgleich wieder einmal zu zwei verlorenen Punkten und einer Bayern-Leistung erklären, die nur phasenweise mit dem zu tun hatte, was man vom Rekordmeister gewohnt ist.

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Und er kurbelte die Debatten um seine Person auch weiter an, weil er genervt von den ständigen Zwischenrufen aus dem Hintergrund über seine angeblich fehlende Erfahrung seine Sicht der Dinge klarstellte: "Das sagen alle, nicht nur Karl-Heinz Rummenigge. Ihr lest ja alles. In meinen Augen sagen es zu viele. Ich bin ein Trainertalent, da bin ich auch stolz drauf. Ich gebe jeden Tag mein Bestes, den Rest bewerten andere."

Also bewerteten am Ende auch andere, so wie Uli Hoeness ein paar Stunden nach dem Remis im Signal Iduna Park. Der sah eine Schlussphase seiner Mannschaft, die "nicht bayern-like" war, wie er in der Sendung "Sonntags Stammtisch" im Bayerischen Rundfunk anmerkte. "Wenn man 2:0 führt, dann sollte man das Spiel gewinnen."

Guter Plan gegen die Bayern

Damit hat der ehemalige Bayern-Patron recht, allerdings machte Hoeness wie einige andere Beobachter auch den Fehler, in seiner Analyse nur die eine Seite - die des FC Bayern - zu betrachten. Dass nämlich die andere Seite mit Dortmunds Trainer Edin Terzic auch eine gute Portion zu einem wenigstens am Ende aufregenden und spannenden Spiel beigetragen hatte und dass Terzic und sein Trainerteam dabei die Bayern in die Enge getrieben hatten, wird in der Aufregung um andere Themen geflissentlich übersehen.

In der ersten Halbzeit legte der BVB mit seinem tiefen 4-5-1-Block das Münchener Offensivspiel fast komplett lahm. Emre Can kümmerte sich in einer Art Manndeckerrolle um Jamal Musiala und ohne dessen gewohnten Wirkungsradius und weil in Joshua Kimmich eine ordnende Hand im Spielaufbau fehlte, hatten die Bayern kaum Torchancen.

Der BVB versperrte alle Zufahrtswege in die Halbräume und weil den Bayern seit dem Abgang von Robert Lewandowski ein klarer Mittelstürmer und damit Präsenz im gegnerischen Strafraum abgehen und das alte Mittel der Halbfeld-Flanke deshalb wegfällt, wussten die Gäste mit ihrem Ballbesitz bis auf die Umschaltaktion, die zum ersten Treffer führte, kaum etwas anzufangen.

Terzic' Umstellungen bringen die Wende

Nach dem zweiten Gegentor kurz nach der Pause stellte Terzic sofort auf ein offensives 4-2-3-1 um und stellte Karim Adeyemi gegen den unsicheren Josip Stanisic. Terzic ging schon früh ins Risiko und hätte dafür in den Minuten nach der Umstellung auch bestraft werden können.

Weil aber die Bayern ihre guten Konterchancen nicht nutzten und es dem BVB gelang, die Partie immer wilder und unkontrollierter werden zu lassen, blieb das Hintertürchen offen. Und für Terzic die Chance, einmal mehr ein gutes Händchen mit seinen Einwechslungen und letztlich auch einer dritten Umstellung der Grundordnung zu beweisen.

Mit der Hereinnahme von Anthony Modeste stellte die Borussia 20 Minuten vor dem Ende einen zweiten klaren Angreifer und die Bayern-Innenverteidiger damit vor neue Probleme. Terzic' Idee, auf ein 4-4-2 umzustellen, entpuppte sich als ideale Lösung. Die in den Schlussminuten zudem noch unterstützt wurde von Torhüter Alexander Meyer, der wie ein zusätzlicher Abwehrspieler agierte, damit immer einen Innenverteidiger von dessen defensiven Aufgaben befreite und dem BVB quasi einen zusätzlichen Mittelfeldspieler brachte.

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Die Folge war jener Dauerdruck in den letzten rund zehn Minuten, der die Gäste immer konfuser machte und tatsächlich nicht mehr "bayern-like" agieren liess. Für so ein erstes Spitzenspiel unter "normalen" Bedingungen, also mit über 80.000 auf den Rängen und den mittlerweile fast schon handelsüblichen Emotionen und Randgeschichten war das eine herausragende Trainerleistung von Terzic und seinem Team.

Verwendete Quellen:

  • sport1.de: Trainertalent? Nagelsmann reagiert
  • sportbuzzer.de: "Ein Neuner fehlt": Ex-Bayern-Boss Hoeness legt nach Remis in Dortmund den Finger in die Wunde
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