Mit der Trennung von Marco Rose beweist Borussia Dortmund zum wiederholten Male strukturelle Probleme. Auch auf der Trainerposition steht der BVB nun also vor einem Umbruch – mal wieder.

Christopher Giogios
Eine Kolumne
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Als am Donnerstagabend das Gerücht durchsickerte, dass in der BVB-Geschäftsstelle eine Elefantenrunde bestehend aus Hans-Joachim Watzke, Michael Zorc, Sebastian Kehl, Matthias Sammer, Marco Rose und seinem Berater tagte, sorgte das für Stirnrunzeln.

Am Freitagmittag platzte dann tatsächlich die Bombe: Borussia Dortmund trennt sich von Marco Rose, Alexander Zickler und Rene Maric, und ist mal wieder auf Trainersuche.

Rose und der BVB: keine faire Chance

Dem Vernehmen nach war es eine Entscheidung von beiden Seiten, so abgedroschen dies in Pressemitteilungen von Fussballclubs mitunter klingt. Rose habe von der BVB-Führung volles Vertrauen eingefordert – offenbar konnten oder wollten die Dortmunder Bosse diesem Wunsch nicht zu einhundert Prozent nachkommen. Das sind aus Sicht von Rose und der Vereinsführung jeweils nachvollziehbare Entscheidungen.

Dass man am Rheinlanddamm mit der Saison nicht zufrieden sein konnte, ist keine Überraschung. Insbesondere das schlechte Abschneiden im Pokal und der Champions League lag unter den Erwartungen. Insoweit ist es nachvollziehbar, dass sich die Vereinsführung für den Fall eines verkorksten Starts der nächsten Saison auch andere Optionen offenlassen wollte.

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Rose auf der anderen Seite durfte sich berechtigterweise die Frage stellen, ob er sich einer Situation aussetzen möchte, in der er mit einem Damoklesschwert über dem Kopf in die neue Spielzeit geht.

Man muss Rose aber zugestehen, dass die Umstände seiner Amtszeit keine einfachen waren. Insbesondere das unglaubliche Verletzungspech torpedierte den spielerischen Fortschritt als Mannschaft immens. Ausserdem übernahm er den gleichen unausgewogenen und in Teilen leider auch überbezahlten und unmotivierten Kader, an dem bereits Lucien Favre vor ihm scheiterte.

Gerade deshalb schienen die bisherigen Neuverpflichtungen (Karim Adeyemi, Niklas Süle und Nico Schlotterbeck) als Indiz dafür, dass Rose nun das Spielermaterial erhält, welches er für die Umsetzung seiner Spielidee benötigt. Was er offensichtlich nicht bekommen hat: Zeit. Man kann sich also mit Fug und Recht die Frage stellen, ob Rose eine faire Chance in Dortmund hatte.

Edin Terzic: Notlösung, oder endlich ein langfristiger Plan?

Das Verhalten von Watzke, Zorc und Kehl wirft jedenfalls kein gutes Licht auf ihre strategische Planung. Im Grunde ist in Dortmund seit dem Ende der Ära Klopp mehr oder weniger von einem Umbruch die Rede. Das Ergebnis: sechs Trainer in sieben Jahren. Diese Bilanz passt eher zum ungeliebten blau-weissen Nachbarn als zu einem Club, der für sich Ansprüche irgendwo zwischen Meisterschaft und K.O.-Runde der Champions League formuliert. Mal passen die Spieler nicht so richtig zum bevorzugten System (Rose), mal das System erst gar nicht zum Verein (Favre).

Was kommt als Nächstes? Die Zeichen stehen auf Edin Terzic. Auch hier kann man sich fragen, ob diese Lösung mal wieder nur auf den ersten Blick die naheliegendste ist. Es wäre nämlich eine Lösung, die vor allem emotional Sinn ergibt. Die furiose Rückrunde 2021 unter Terzic hat trotz leerer Stadien seit Jahren mal wieder so etwas wie Euphorie in der BVB-Gemeinde ausgelöst. Was dabei aber gerne untergeht: spielerisch lag auch seinerzeit einiges im Argen. Wie könnte es auch anders sein, wenn der Kader schlicht und ergreifend strukturelle Baustellen hat, die in den Aufgabenbereich der Vereinsführung fallen.

Allein das Entfachen einer gewissen Stimmung in und um den Verein wird nicht ausreichen, um im harten Ligaalltag zu bestehen. So sehr man es sich für den Borussen Terzic wünscht, Zweifel ob seiner Erfahrung für diese Aufgabe sind berechtigt. Diese Bewertung könnte allerdings mit der Verpflichtung eines passenden Co-Trainers stehen und fallen. Dass bei einem erfolgreichen Trainer-Duo die taktischen und spielerischen Impulse manchmal auch aus der zweiten Reihe kommen können, dürfte in Dortmund gut bekannt sein.


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