Wenn BVB-Fans das Wort Länderspielpause hören, löst das üblicherweise keine Glücksgefühle aus. Inzwischen plant man es in Dortmund geradezu ein, dass die Nationalspieler von ihren Reisen die ein oder andere Blessur mitbringen.

Christopher Giogios
Eine Kolumne
Diese Kolumne stellt die Sicht des Autors dar. Hier finden Sie Informationen dazu, wie wir mit Meinungen in Texten umgehen.

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Die vergangene Woche war Sinnbild dieser schwarz-gelben Befürchtungen: Mehrere Profis mussten frühzeitig nach Dortmund zurückkehren. Zuerst erwischte es Gregor Kobel und Thomas Meunier, anschliessend meldeten sich Thorgan Hazard und Youssoufa Moukoko von ihren Nationalmannschaften ab. Als sei das nicht schon schlimm genug, verstärkten im Laufe des Wochenendes auch Raphael Guerreiro und Manuel Akanji das Dortmunder Lazarett.

Die Verletztenliste beim BVB wird länger und länger

Nun wäre es sicherlich zu einfach, die Verletztenmisere ausschliesslich mit den Nominierungen für die Nationalmannschaften zu begründen. Immerhin schlagen sich noch weitere BVB-Profis mit kleineren und grösseren Beschwerden herum – zuletzt etwa Mahmoud Dahoud und Torgarant Erling Haaland, die beide erst gar nicht für die Nationalmannschaft abgestellt worden waren. Die lange Verletztenliste ist also nicht so einfach zu erklären.

Eine Sache ist auffällig: Die meisten Verletzungen beim BVB sind muskulärer Natur. Ob Adduktorenbeschwerden bei Akanji oder nicht näher bezeichnete Muskelverletzungen bei Giovanni Reyna und Moukoko – es handelt sich häufig um Beschwerden, die sich nicht auf Unfälle beziehungsweise Fouls im Training oder bei den Begegnungen zurückführen lassen.

Auf solche Situationen hat man als Spieler schliesslich nur bedingt Einfluss. Gleichzeitig ist es kein Geheimnis, dass die technisch hochveranlagten BVB-Talente mit einer gewissen körperlichen Härte des Gegners häufig nicht gut zurechtkommen.

Das nutzen vor allem Mannschaften in der Bundesliga für sich und steigen hart in die Zweikämpfe ein. Partien wie die Niederlage bei Borussia Mönchengladbach (0:1) verkommen so stellenweise zu einer ganz schönen Treterei.

Intensiver Fussball und voller Rahmenterminkalender

Es wäre aber verfehlt, die Dortmunder lediglich als zerbrechliche Techniker zu betrachten. Vielmehr ist der Spielstil von Marco Rose selbst physisch sehr herausfordernd. Die auf Gegenpressing und schnelles Umschaltspiel ausgerichtete Taktik ist für die Spieler durchaus strapaziös. Hart geführte Zweikämpfe und häufige Sprints sind hier genauso vorprogrammiert wie schnelle Richtungswechsel.

Interessant dabei: Auch BVB-Ikone Jürgen Klopp hatte während seiner Zeit in Dortmund häufig mit Verletzungen seiner Spieler zu kämpfen; auch damals wurde ein Zusammenhang mit seinem berühmt-berüchtigten Vollgas-Fussball diskutiert. Klopp (der mit ähnlichen Problemen auch in Liverpool zu kämpfen hatte) hat dies jedoch stets verneint.

Ein offensichtlicher Faktor ist aber der straffe Terminplan der Schwarzgelben. Bundesligaalltag, Champions-League-Gruppenphase und DFB-Pokal: insbesondere die Zeit bis Weihnachten ist geprägt von englischen Wochen. Insoweit ist es trotz des Dortmunder Argwohns gegenüber Länderspielreisen vermutlich eher Zufall, dass sich die Spieler häufig dort verletzen.

Vielmehr sind die Länderspiele der letzte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt, weil bereits die grundsätzliche Belastung immens ist. Umso bemerkenswerter sind Entscheidungen wie die von Marco Reus im vergangenen Sommer, der freiwillig auf eine EM-Teilnahme verzichtete und seinem Körper die notwendige Regenerationszeit gab. Reus, dessen ganze Karriere von Verletzungen geprägt war, rangiert in dieser Saison unter den BVB-Profis mit den meisten absolvierten Minuten – im stolzen Alter von 32 Jahren.

Eine Lösung für diese Probleme ist nicht wirklich in Sicht. Zur Wahrheit gehört nämlich auch, dass übergeordnete Entwicklungen im Fussball hier nicht aus dem Fokus geraten dürfen. Aufregender und laufintensiver Fussball ist schliesslich genau das, was die Zuschauer sehen möchten.

Und der dichte Rahmenterminkalender? Nun, mit Blick auf den Fussball der Zukunft habe ich da eine schlechte Nachricht: es wird zukünftig nicht weniger, sondern immer mehr Begegnungen geben. Die Champions-League-Reform ab 2024/2025 ist da nur ein Beispiel: Zehn statt sechs Vorrundenspiele zeigen, in welche Richtung sich der Fussball entwickelt. Die Logik dahinter ist klar: je mehr Spiele, desto mehr Einnahmen für die Klubs.

Dass diese Vorhaben nicht nur zu einer Übersättigung der Zuschauer führen, sondern auch die Profis physisch immer stärker belasten, gehört leider auch zur Wahrheit dazu.

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