Bis zu zwölf Spieler könnte Borussia Dortmund für die Weltmeisterschaft in Katar abstellen. Das ist schön fürs Prestige des Klubs, kann im Zweifel aber auch zu einem Problem werden. Den Aussortierten jedenfalls bietet sich eine grosse Chance für die Rückrunde.

Eine Analyse
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Donyell Malen muss noch ein bisschen hoffen und zittern. Dortmunds Angreifer weiss - zumindest offiziell - immer noch nicht Bescheid, ob er sich der Reisegruppe seines Anführers Louis van Gaal anschliessen darf, die in der kommenden Woche in Richtung Katar aufbrechen wird. Am Freitag will der niederländische Fussballverband seinen Kader für die Weltmeisterschaft bekanntgeben, und Malen hat trotz einer bisher eher ruckeligen Saison beim BVB gute Chancen, mit dabei zu sein.

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Dann wäre auch geklärt, wie viele Spieler Borussia Dortmund für diese eigenartige WM mitten in der Saison abstellen muss. Und mit wem man unter Umständen bis zum Jahreswechsel gar nicht mehr zu rechnen braucht. Momentan sind es schon elf Spieler, die von sechs Landesverbänden angefordert werden, die meisten davon vom Deutschen Fussball-Bund.

Hummels enttäuscht über Nichtnominierung

Am Donnerstagmorgen sickerten die ersten Meldungen durch, dass Mats Hummels es doch nicht in den deutschen WM-Kader schaffen würde. Davor wurde schon bekannt, dass es auch für Marco Reus einmal mehr nicht reichen wird, auf den WM-Zug aufzuspringen.

Der eine, Reus, verpasst wegen seiner Sprunggelenkverletzung nun schon das vierte grosse Turnier und bleibt der ewige Pechvogel im Kreis der Nationalmannschaft. Der andere, Hummels, ist topfit, besticht durch zum Teil herausragende Leistungen in dieser Saison und wäre nach geltendem Leistungsprinzip ein klarer WM-Fahrer gewesen.

Bundestrainer Hansi Flick aber hat nicht nur dieses eine Turnier in Katar, quasi losgelöst von allem, was danach noch so ansteht, im Blick, sondern unter anderem auch eine Europameisterschaft in zwei Jahren im eigenen Land. Statt des bald 34-jährigen Hummels nimmt Flick nun Armel Bella-Kotchap mit, 20 Jahre jung, Innenverteidiger beim FC Southampton und ein Teil der deutschen Nationalmannschafts-Zukunft.

"Wenig überraschend ist das eine der grösseren Enttäuschungen meiner Karriere", schrieb Hummels noch am Donnerstag bei Instagram. "Ich drücke der Mannschaft die Daumen bei der WM und werde die Zeit nutzen, um wie jedes Mal mit harter Arbeit auf eine solche Erfahrung zu reagieren."

Nur die Bayern stellen mehr WM-Fahrer

Das ist aus Dortmunder Sicht der schöne Nebeneffekt einer Nichtnominierung: Jeder Spieler, der zu Hause bleiben muss, kann sich in aller Ruhe auf die anstehende Rückrunde vorbereiten. Denn die wird angesichts des eng gesteckten Terminkalenders nicht weniger anstrengend als die etwas verkürzte Hinserie. Zehn Wochen, damit so viel Zeit wie noch nie zwischen den Jahren, bleiben dann für Training und Regeneration und in Dortmunds Fall eine kleine Asienreise zu Marketingzwecken. Und wie gut eine ausgedehnte Vorbereitung Hummels und auch Reus im letzten Sommer getan haben, hat die Hinrunde eindrucksvoll gezeigt.

Insofern dürften viele BVB-Fans gar nicht so enttäuscht darüber sein, dass wenigstens ein paar der potenziellen WM-Teilnehmer sich nach dem letzten Spiel am Freitag in Mönchengladbach in einen längeren Urlaub verabschieden können. Emre Can gehört ebenfalls dazu, auch der immer noch ausser Gefecht gesetzte Mo Dahoud.

Karim Adeyemi, Julian Brandt, Youssoufa Moukoko, Nico Schlotterbeck, Niklas Süle (alle Deutschland), Gregor Kobel (Schweiz), Thorgan Hazard und Thomas Meunier (beide Belgien), Gio Reyna (USA), Raphael Guerreiro (Portugal) und Jude Bellingham (England) treten dagegen in der kommenden Woche ihren Dienst in Katar an. Mit elf Spielern ist das Kontingent jetzt schon enorm gross, Donyell Malen könnte das Dutzend noch voll machen.

In der Bundesliga stellen nur die Bayern noch mehr WM-Teilnehmer, beim Rekordmeister sind es gleich 14 Spieler. Aber in diesem Fall dürfte der BVB gerne mal nur die Nummer zwei sein.

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