Beim BVB wurde Youssoufa Moukoko bereits in der Jugend als Wunderkind und zukünftiger Hoffnungsträger des Klubs gefeiert. Sein steiler Aufstieg kam in der laufenden Saison aber gehörig ins Stocken.

Eine Analyse
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Ein Talent, wie es nur einmal in einer Generation vorkommt. Ein Jahrhunderttalent. Die Hoffnung eines ganzen Klubs auf den nächsten ganz grossen Spieler aus den eigenen Reihen.

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Superlative wie diese werden im Fussball bei der Betrachtung der aussichtsreichsten Talente gerne auch mal vorschnell verwendet, was dem Spieler früher oder später zum Verhängnis werden kann. Im Fall von Youssoufa Moukoko trifft genau dies zu.

Der 19-Jährige sorgte bereits im Jugendalter für reichlich Aufsehen durch seine fast schon lachhafte Torquote im Nachwuchs von Borussia Dortmund und entfachte einen selten dagewesenen medialen Hype, ehe er überhaupt einmal die Schuhe für die Profis geschnürt hatte.

Moukoko traf für BVB-Nachwuchs nach Belieben

Obwohl man den Spieler eigentlich schützen und behutsam aufbauen wollte, waren seine Statistiken in den U-Mannschaften schlichtweg viel zu vielversprechend und erzeugten zwangsläufig Aufmerksamkeit.

Mit gerade einmal 12 Jahren hatte sich Moukoko 2016 dem BVB angeschlossen. In der Folge sollte er die Jugendmannschaften fast schon nach Belieben dominieren. Bereits früh wurde er in die U17 hochgezogen und liess seine weit älteren Gegenspieler Woche für Woche alt aussehen. 40 Tore in 28 Spielen in der Saison 2017/18, sogar 50 Tore in 28 Spielen in der Spielzeit darauf. Und auch für die Dortmunder U19 traf die Teenie-Sensation geradezu schlafwandlerisch sicher mit 38 Tore in 35 Partien.

Sein Paket aus Technik, Athletik und Abschlussstärke bringen nur wenige Spieler in seinem Alter mit.

BVB-Moukokos absoluter Durchbruch bei den Profis bleibt aus

Und auch bei den Profis sollte das Ausnahmetalent schnell Fuss fassen. In der Hinrunde der Saison 2022/23 wirkte es bereits so, als hätte Moukoko seinen festen Platz im Team gefunden. Die Leistungen stimmten und entsprechend verlängerte der Youngster Anfang diesen Jahres seinen Vertrag in Dortmund, obwohl Europas Top-Klubs nur so Schlange standen.

Es wirkte wie eine neue Hollywood-Story. Umso trauriger wird es, wenn man den Zeiger etwas weiterdreht und aktuell nach Dortmund blickt. Im Sturm drückt der Schuh gewaltig, obwohl das Sturmzentrum mit Sommer-Neuzugang Niclas Füllkrug, Sébastien Haller und eben Moukoko hochkarätig bestückt ist.

Die grosse Torgefahr lässt die Borussia bei ihren Goalgettern in der laufenden Saison aber grösstenteils vermissen. Und obwohl die Konkurrenz regelmässig schwächelt, konnte sich auch Moukoko in den vergangenen Monaten kaum wirklich in Szene setzen oder auch nur im Ansatz einen Stammplatz erspielen, wenn nicht gerade einer der Konkurrenten schwächelte oder ausfiel.

Moukoko sammelt in der U21 das dringend benötigte Selbstvertrauen

Beim Nachwuchs des DFB zeigt Moukoko jedoch ein ganz anderes Gesicht. Dort strotzt er nur so vor Selbstvertrauen, steckt seine Mitspieler förmlich mit seiner Spielfreude an und am Wichtigsten: Der Youngster trifft wie Fliessband.

Sechs Tore aus vier Länderspielen (drei davon über 90 Minuten, eines über 68) für die deutsche U21 in diesem Herbst sind eine Ansage. Bei der Nationalmannschaft schätzt man seine Qualitäten und lässt ihn einfach von der Kette. Moukoko zahlt das Vertrauen und die reichliche Spielzeit mit eindrucksvollen Leistungen zurück, die den Zuschauer verwundert die Augen reiben lassen mit Blick auf seine überaus unglückliche Saison beim BVB.

Entsprechend kam es nicht verwunderlich, dass der Spieler selbst nach seinem Dreierpack beim Länderspiel Mitte Oktober gegen Bulgarien (3:2) eine deutliche Botschaft an seinen Klub und besonders Trainer Edin Terzic sendete. Darin brachte Moukoko seinem Unverständnis über seine geringen Einsatzzeiten zum Ausdruck: "Man sieht, dass ich hier bei der U21 am richtigen Ort bin. Das tut mir sehr gut. Am Ende geht es auch um Vertrauen. Trainer Di Salvo vertraut mir – und das gebe ich zurück."

Rums! Eine Ansage, die gesessen hat. Terzic reagierte kurz darauf und stellte klar, dass der vor nicht allzu langer Zeit noch als Wunderstürmer angepriesene Moukoko weiterhin Teil seiner Planungen ist. "Es fehlt ihm nicht viel. Youssoufa trainiert richtig gut, es ist immer wieder eine Freude zu sehen, wie torgefährlich er ist."

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Moukoko-Rätsel: Terzic greift sich an die eigene Nase

Warum Moukoko im Borussen-Trikot in dieser Saison aber so gar nicht in Form kommt und wettbewerbsübergreifend in 13 Spielen lediglich zwei magere Tore erzielen konnte? Bei der Suche nach einer Erklärung griff sich der Trainer an die eigene Nase: "Dass wir diesen Eindruck, den wir häufig von ihm im Training bekommen, ins grosse Stadion bekommen. Da hapert’s noch, dass wir ihn in diese torgefährlichen Räume bekommen und er noch wichtiger wird für unser Spiel. Es hilft ihm natürlich, dass er die Erfolgserlebnisse sammeln kann (bei der Nationalmannschaft, Anm. d. Red.)."

Von der Nationalmannschaft kam der Spieler im Herbst jedoch mit einer Oberschenkelzerrung zurück, die ihn vorerst zum Zusehen zwang. Ein erneuter Rückschlag, als zumindest mit dem Adler auf der Brust die Leistung stimmte. Der Schwung verpuffte entsprechend schnell.

Nach dem verpassten Bundesliga-Spiel gegen Werder Bremen ging der persönliche Albtraum für das Juwel dann wie zuvor weiter. In den folgenden vier Ligapartien kam er nur einmal über mehr als 25 Minuten zum Einsatz. 96 magere Spielminuten in vier Partien – ein Schlag ins Gesicht. Es machte zeitweise den Eindruck, als wäre er zur Nummer drei im BVB-Sturm abgerutscht. Ein herber Dämpfer nach sieben Toren und vier Assists in 26 Ligaspielen der Vorsaison.

Beim Kracher gegen Bayer Leverkusen am 13. Spieltag kam Moukoko dann gar nicht zum Einsatz. Der Kurzeinsatz über 14 Minuten gegen Borussia Mönchengladbach am 25. November sollte sein letzter Bundesliga-Auftritt in diesem Jahr sein, die letzten drei Spiele verpasste er erneut mit einer Oberschenkelverletzung. Der letzte Vorhang hinter einer Hinrunde zum Vergessen.

Leihe in der Winterpause als beste Option für Moukoko und BVB

Kurz vor dem Start der Wintertransferperiode werden die Gerüchte nun wieder an Fahrt aufnehmen und berichtet werden, dass der Goalgetter den BVB verlassen sollte oder dies zu seinem eigenen Wohl vielleicht sogar müsse.

Was längst deutlich wurde: Moukoko leidet in Dortmund in seiner Rolle als Backup und Lückenbüsser. Er braucht konstante Einsatzzeiten, um sich festzuspielen und auch, um den nächsten Schritt in seiner Entwicklung zu machen. Kein Spieler um die 20 Jahre und von seiner Güteklasse kann es sich erlauben, Woche für Woche nicht regelmässig zum Einsatz zu kommen.

Vielleicht wäre ein Wechsel zu einem kleineren Klub aktuell die ideale Lösung für den Dortmunder Hoffnungsträger, der noch bis 2026 unter Vertrag steht. Weg vom ganz grossen medialen Rummel und ständigen Leistungsdruck um das turbulente BVB-Umfeld. Hin zu einem Trainer wie Di Salvo beim DFB, der auf ihn baut und ihm auch die Chance geben kann, sich auszuprobieren und durchaus auch Fehler zu machen.

Eine Leihe zumindest für die Rückrunde erscheint als einzig logische Option für beide Seiten, auch wenn der BVB sich in den vergangenen Monaten laut "Der Westen" aber offenbar dagegen entschieden haben soll. Mit dem 1. FC Köln und Trainer Steffen Baumgart brachte sich unlängst bereits ein Interessent in Stellung. Bereits im Sommer wollte der FC zuschlagen: "Es ist irgendwann mal rausgekommen, dass wir uns bemüht haben. Das war’s dann auch", machte Baumgart klar.

Dass die Dortmunder nun in ihrer anhaltenden Ergebnis-Krise womöglich die weitere Entwicklung des vielleicht grössten Talents im Team verbauen, ist ein fraglicher Schachzug. Viel wird aber auch davon abhängen, ob Terzic in der Rückrunde nach nur einem Sieg aus den letzten sieben Ligapartien überhaupt noch weiter auf der Trainerbank sitzt. Unter einem neuen Coach dürften die Karten dann neu gemischt werden.

Doch auch in diesem Fall ergibt eine Leihe am meisten Sinn. Sollte Moukoko dann überzeugen, kann man sich im Sommer erneut zusammensetzen und seine Situation in Dortmund neu bewerten. Denn schon die Beispiele von zukünftigen Bundesliga-Stars wie Philipp Lahm, Toni Kroos oder David Alaba haben gezeigt, dass ein bis zwei Spielzeiten in der Fremde häufig Wunder bewirken können und über Umwege dann zum Durchbruch einer ausgewiesenen Nachwuchshoffnung mit Durchsetzungsproblemen bei den Profis führen kann.

Es wäre dem BVB, dem DFB und vor allem auch dem Spieler zu wünschen.

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