Sind Leipzig, Hoffenheim und Köln in der Spitzengruppe der Bundesliga nur ein Zufall oder verschieben sich im Moment etwas die Machtverhältnisse? Das Verfolger-Trio der Bayern hat es jedenfalls auf unterschiedlichen Wegen bis fast ganz nach oben geschafft.

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Das sind sie jetzt also, die neuen Bayern-Jäger. Oder sollte man besser sagen: Die Besten vom Rest? Der FC Bayern stolziert schon wieder durch die Liga, hat 23 von 27 möglichen Punkten geholt und führt nach etwas mehr als einem Viertel der Saison die Tabelle an. Das war zu erwarten.

Mittelklasse-Teams im Höhenflug

Was dahinter aber passiert, hätten wohl die wenigsten vor der Saison gedacht. Die Tabelle gestaltet sich derzeit durchaus kurios, mit den vermeintlichen Mittelklasse-Teams aus Leipzig, Köln, Hoffenheim und vielleicht auch noch Berlin als Verfolgerchen der Bayern.

Sie sind nah dran (Leipzig) oder aber noch einigermassen auf Schlagdistanz (Köln) zum Rekordmeister. Wenn am kommenden Wochenende Hoffenheim die Bayern schlägt und Leipzig den FSV Mainz, könnte es sogar zu einer Wachablösung an der Spitze kommen.

So weit muss man aber gar nicht gehen, um zu begreifen, dass sich da bei den Besten vom Rest gehörig etwas tut. Und dass diese Erkenntnis sehr wahrscheinlich mehr ist als eine Momentaufnahme.

Leipzig noch stärker als erwartet

RB Leipzig hatten einige Experten durchaus in der oberen Tabellenhälfte erwartet. Leipzig bringt deutlich mehr mit als "normale" Aufsteiger. Natürlich ist da sehr viel Geld vorhanden. Aber Geld alleine macht noch keinen soliden Bundesligisten, was man am Beispiel Hamburger SV einmal mehr deutlich sehen kann.

Leipzig hat ein tragfähiges, durchdachtes Konzept, das nun auch eine Liga höher nicht überholt oder gross verändert werden muss. Das unterscheidet den Brauseklub fundamental zu fast allen anderen Aufsteigern, die da in den letzten Jahren und Jahrzehnten ins Oberhaus geschneit kamen. Leipzig spielt Leipzig-Fussball, mit Spielern, die genau in dieses System passen.

Natürlich konnte sich Ralph Hasenhüttls Mannschaft auf dem Transfermarkt ausgiebig bedienen. Aber Leipzig holt keine vermeintlichen Superstars in den Mittzwanzigern, sondern eben zwar teure, aber auch entwicklungsfähige Spieler, die noch nicht den grossen Namen haben - sich diesen aber in Leipzig machen wollen.

Und dass eine Mannschaft zwar einen neuen Trainer bekommt, trotzdem aber die vorher gepflegte Spielausrichtung weiterverfolgt und sogar binnen kürzester Zeit noch deutlich verbessert, spricht ganz einfach für eine hervorragende Arbeit, die bei den Bullen geleistet wird.

Nagelsmann steht für Hoffenheims Erfolg

Einige Traditionalisten werden laut aufstöhnen beim Blick auf die Tabelle, wo jetzt doch neben Leipzig mit Hoffenheim der zweite so genannte "Retortenklub" nach oben gerutscht ist. Hoffenheim ist neben Leipzig und den Bayern als einzige Mannschaft der Liga noch ungeschlagen und hat mit fünf Siegen am Stück den imposantesten Zwischenspurt der Liga hingelegt.

Der Schlüssel zum Hoffenheimer Erfolg ist Julian Nagelsmann. In der "Nagelsmann-Tabelle" seit dessen Amtsübernahme vor fast genau einem Jahr waren in diesem Zeitraum nur die Bayern und Borussia Dortmund erfolgreicher, Hoffenheim holte dabei 42 Punkte aus 23 Spielen.

Die Spieler sind geradezu euphorisch, wenn von ihrem Trainer die Rede ist. "Wir gewinnen die Spiele nicht durch Zufall", sagte Mittelfeldspieler Kevin Vogt bei "Sky". "Da steckt ein Plan dahinter. Die Mannschaft bekommt viele Dinge vom Trainerteam und vom Trainer an die Hand, die es uns auf dem Platz leichter machen."

Nagelsmann hat nicht nur die Mannschaft umgekrempelt, sondern auch die Strukturen im Klub verändert. Nach dem Abgang von Chefscout Johannes Spors nach Leipzig hatten einige einen Qualitätsverlust in der Spiel- und Gegneranalyse und beim Scouting befürchtet. Offenbar aber hat Nagelsmann auch abseits des Platzes die richtigen Mitarbeiter gefunden - mit deren Hilfe dann auch so ein exzellentes In-Game-Coaching möglich ist, wie es der 29-Jährige seit Monaten zeigt.

Kölner Konstanz

Anders als Leipzig und Hoffenheim fusst Kölns Erfolg nicht (nur) auf Veränderung oder starkem Scouting, sondern in erster Linie auf einer in der Domstadt lange nicht mehr gekannten Konstanz. Seit fast dreieinhalb Jahren trainiert Peter Stöger nun diese Mannschaft, die im Kern zusammengeblieben und sukzessive verstärkt worden ist.

Der Kölner Aufstieg ist eine Folge langsamen, behutsamen Wachstums, keine Hauruckbewegung wie etwa in Leipzig oder auch in Hoffenheim unter Nagelsmann. Köln hat sich nicht nur in der Tabelle seit dem Wiederaufstieg stetig verbessert, sondern auch sein Spiel den neuen Anforderungen angepasst.

Die Grundlage bleibt eine stabile Defensivarbeit, erst sechs Gegentore sind nach den Bayern (fünf) und zusammen mit Leipzig Bestwert in der Liga. Köln lebt vom Kollektiv. Und sollte es doch einmal Ausreisser geben, dann nur positiver Natur.

Anthony Modeste zum Beispiel hatte in Köln vor einem Jahr eine schwere Zeit, blieb mehrere Spiele in Folge ohne eigenen Treffer. Derzeit könnte der Franzose den Ball wohl aus 50 Metern aufs Tor köpfen, er würde trotzdem reingehen. Sein Dreierpack am Wochenende gegen den HSV hat sein Torekonto jetzt schon auf elf (nach neun Spielen) erhöht. Modeste hat damit Pierre-Emerick Aubameyang und Robert Lewandowski (beide sieben) fürs Erste abgehängt.

Köln schafft derzeit den Spagat zwischen defensiver Nüchternheit und offensiver Kreativität fast perfekt. Und es spricht auch hier, wie in Leipzig und Hoffenheim, wenig dafür, dass sich daran etwas ändern könnte.

Für die vermeintlichen 1B-Klubs wie Dortmund, Leverkusen, Gladbach oder Schalke wird es sehr schwer, das Trio wieder einzufangen. Und der VfL Wolfsburg, auch so ein selbst ernannter (ehemaliger) Bayern-Jäger kämpft nach sechs Pünktchen aus neun Spielen und Tabellenplatz 16 schlicht und einfach gegen den Abstieg.

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