Douglas Costa verärgert seinen Trainer, Bayern München braucht sich vor der Konkurrenz nicht zu fürchten und Schalke hatte einen Saisonplan, mit dem einfach niemand rechnen konnte. Die (wie immer nicht ganz ernst gemeinten) Lehren des Spieltags der Bundesliga.

Eine Glosse

1. Lehre: Achte darauf, mit wem Du ein Selfie machst!

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Douglas Costa vom FC Bayern München hatte in dieser Spielzeit noch nicht viel Grund zu feiern: Den grössten Teil der Vorbereitung verpasste er wegen einer Verletzung und am dritten Spieltag wurde er gegen Ingolstadt zur Halbzeit ein- und wenig später wegen einer Verletzung wieder ausgewechselt.

Jetzt durfte er im Topspiel gegen Mönchengladbach endlich mal wieder von Beginn an ran und schoss sogar ein Tor. Das musste natürlich ausgiebig zelebriert werden – und er tat das, indem er mit seinem Cousin und einem Kumpel auf der Tribüne ein Selfie schoss.

Das sorgte bei den Zuschauern für gemischte Reaktionen: Während der ohnehin nicht für seinen Humor bekannte Sky-Experte Heribert Bruchhagen anschliessend schimpfte, die Spieler sollten sich auf den Fussball konzentrieren und solche Mätzchen bleiben lassen, blieb Teamkollege Mats Hummels ergebnisorientiert: "Wenn er Tore schiesst, kann er von mir aus 100 Selfies machen."

Einer schien aber wirklich schwer getroffen von der Aktion. Bayern-Trainer Carlo Ancelotti sagte in der anschliessenden Pressekonferenz: "Ich komme mit solchen Aktionen klar. Aber ich werde mit ihm sprechen, vielleicht kommt er dann nächstes Mal zu mir, um ein Foto zu machen."

Hat da einer seinen Coach vor den Kopf gestossen? Nagt das jetzt an Ancelottis Selbstvertrauen? Douglas Costa sollte sich nächstes Mal lieber zweimal überlegen, mit wem er posiert, wenn er in Zukunft öfter in der Startelf stehen möchte.

2. Lehre: Achte darauf, was Du bei Deiner Vorstellung sagst!

Beim HSV wartet ganz Fussball-Deutschland darauf, dass es den Verein erwischt und er in die zweite Liga absteigen muss. Erstens muss dieses Gerede vom Dino endlich mal aufhören und zweitens haben die Hamburger mit ihren zwei mehr als glücklichen Relegations-Runden alle angesparten Karma-Punkte schon längst aufgebraucht.

Markus Gisdol ist der Unglückliche, der in diesem Jahr beauftragt wurde, dem letzten Dinosaurier (keine Angst – nächstes Jahr in der zweiten Liga ist endgültig Schluss mit den Sprüchen) zu helfen, seinem Schicksal zu entrinnen.

Sein Einstands-Zitat "Meine Teams haben immer Tore geschossen" ist inzwischen aber schon widerlegt: In 270 Minuten mit Gisdol als Chef hat der HSV zwar einmal in ein Tor geschossen - aber das war das eigene. An den nächsten beiden Spieltagen warten mit dem 1. FC Köln und Borussia Dortmund zwei Teams, gegen die schon bessere Mannschaften verloren haben.

Es könnte ein harter Herbst werden – und Markus Gisdol muss jetzt ganz dringend beweisen, dass seine Mannschaft wenigstens eine grobe Vorstellung davon hat, wo der Gegner sein Tor versteckt hält.

3. Lehre: Keiner will die Bayern verfolgen

Nach dem (glücklichen) Dortmunder Unentschieden in Ingolstadt trennen die Borussia schon sechs Punkte von Bayern München. In der Tabelle liegen Hertha, Köln, Hoffenheim und Leipzig zwischen den beiden Vereinen. Als echten Bayern-Jäger will sich aber keiner der Vereine sehen.

In Berlin wird seit Mitte der vergangenen Saison tiefgestapelt – schon damals wollten sie kein Bayern-Jäger sein und unterstrichen das mit einem miserablen Saison-Finish, in dem sie nicht nur nicht Meister wurden, sondern auch den lange gehaltenen Champions-League-Platz noch verloren.

Hoffenheim und Leipzig sind neben den Bayern die einzigen noch ungeschlagenen Mannschaften der Liga, was aber womöglich mehr über die Qualität ihrer bisherigen Gegner aussagt, als über sie selbst. Und in Köln muss man sich überlegen, ob das Glück vieler dem Unglück weniger tatsächlich überzuordnen ist.

Denn ein lokaler Wettanbieter hat sich mit einer "Köln wird Meister"-Wette mit der Quote 999:1 eventuell ein bisschen übernommen. Inzwischen ist die Quote auf 400:1 korrigiert, aber falls der FC es tatsächlich schaffen sollte, den Rest der Liga hinter sich zu lassen, dann werden rund zwei Millionen Euro an Gewinnauszahlungen fällig. Das bringt die Köln-Fans aus dem Wettbüro jetzt in die unangenehme Lage, dem Gegner die Daumen drücken zu müssen. Gegen Hertha hat das schon mal geholfen.

4. Lehre: Schalke hat sich aufgespart

Vor dem ersten Spieltag gab es nicht wenige Experten, die Schalke 04 ganz weit vorne in der Tabelle gesehen haben. Neuer Trainer, der in Augsburg mit bescheidenen Mitteln Aussergewöhnliches geleistet hat. Neuer Sportdirektor, der sich in 24 Jahren Mainz den Ruf erarbeitet hat, den echten Wert von anderswo aussortierten Spielern erkennen zu können. Der Trainern wie Jürgen Klopp, Thomas Tuchel und Martin Schmidt überhaupt erst die Chance gegeben hat, zu zeigen, was sie draufhaben.

Umso erstaunlicher war die Niederlagenserie Schalkes zu Beginn der Saison. Und als dann endlich bei einigen der neuen Spieler der Knoten geplatzt schien, gab es mit dem 1:1 in Augsburg und der schweren Verletzung von Breel Embolo gleich wieder Rückschläge. Mit dem 3:0 gegen Mainz zeigt sich jetzt aber, dass das alles nur eiskalte Kalkulation war.

Die Schalker sind zum achten Spieltag in der Bundesliga angekommen – und haben sich warmgeschossen für das einzige Spiel vor der Winterpause, das wirklich zählt: Das Derby am nächsten Spieltag bei Borussia Dortmund. Und weil die gerade ein wenig neben der Spur scheinen, gibt es jetzt tatsächlich das, womit noch vor drei Wochen niemand gerechnet hätte: Ein Ruhrpott-Derby auf Augenhöhe.

Christian Heidel und Markus Weinzierl wissen ganz genau, dass ihnen ein Sieg in diesem Spiel bis weit ins Jahr 2017 hinein Ruhe im Verein verschaffen würde.

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