RB Leipzig lehrt alle das Fürchten, Maik Walpurgis will die Punktevergabe revolutionieren und Uli Hoeness ist die letzte Hoffnung - für den BVB! Unsere (wie immer nicht ganz ernst gemeinten) Lehren des zwölften Bundesliga-Spieltags.

Fabian Teichmann
Eine Glosse

1. Lehre: Dem BVB kann nur noch Uli Hoeness helfen

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Meine Güte, Borussia Dortmund! Was hast du Fussball-Deutschland in der vergangenen Woche für Freuden bereitet. Der 8:4-Irrsinn gegen Warschau in der Champions League und der Sieg gegen die doch nicht so übermächtigen Bayern in der Bundesliga liessen mehr als nur aufhorchen. Die wiedererstarkten Borussen meldeten wieder ernsthafte Ambitionen an, den Münchnern (und RB Leipzig) im Meisterschaftsrennen Paroli bieten zu wollen - und abgesehen von den Fans des Rekordmeisters sorgte das bei den meisten Anhängern vor allem für eines: Dankbarkeit.

Und was überlegen sich die wankelmütigen Schwarz-Gelben nur wenige Tage später? Lasst uns mal in Frankfurt bei der Eintracht verlieren! Nein, nein, nein, BVB! Willst du den Fans der Bundesliga denn überhaupt keine Spannung gönnen und alle Hoffnungen auf den bulligen Schultern des Leipziger Sensationsaufsteigers ruhen lassen? Noch vor dem Spiel (gegen zugegebenermassen verdammt starke Frankfurter - Respekt, SGE!) hatten alle Beteiligten beim BVB vor Optimismus nur so gestrotzt.

Sportdirektor Michael Zorc hatte sich am Sky-Mikrofon sogar positiv (!) zur Rückkehr von Uli Hoeness als Bayern-Präsident geäussert. Mit einem neckischen Schmunzeln auf den Lippen gab der 54-Jährige zu verstehen, dass dessen Comeback der Liga gut tue. Sie werde dadurch wieder "bunter und interessanter". Naja, dann bleibt uns nur zu hoffen, dass Zorc Recht behalten möge. Sich auf der Suche nach Spannung in der Liga allein auf den BVB zu verlassen, scheint momentan nämlich nicht die allerbeste Idee zu sein.

2. Lehre: Dem HSV kann nur noch Maik Walpurgis helfen

Hamburger SV gegen Werder Bremen! Kaum ein Duell in der Bundesliga steht mehr für Tradition und Rivalität als das Nordderby. Und überhaupt keines steht in dieser Saison mehr für Enttäuschungen und unerfüllte Erwartungen. Der HSV startete für seine Verhältnisse geradezu furios. Ein Doppelpack von Michael Gregoritsch und eine zweimalige Führung sorgten für richtig gute Stimmung im Volksparkstadion. Spätestens in der 28. Minute, beim Stand von 2:1 für die Rothosen, sprach eigentlich alles für einen Befreiungsschlag des Tabellenletzten.

Doch der HSV wäre nicht der HSV, wenn er nicht auch diese Konstellation noch in ein Negativerlebnis verwandeln könnte. Am Ende sprang nur ein Punkt heraus. Der Rückstand auf Werders Relegationsplatz beträgt immer noch vier Punkte. Von Woche zu Woche wird die Situation für Trainer Markus Gisdol prekärer. Lösungsansätze? Gibt es kaum. Vielleicht sollte man sich Ingolstadts Trainer Maik Walpurgis zum Vorbild nehmen und einfach mal die mathematischen Grundsätze der Tabellenberechnung komplett überdenken. Denn mehr als "vier Spiele aus zwei Punkten" erscheinen aus HSV-Sicht aktuell geradezu utopisch.

3. Lehre: Dem VfL kann überhaupt niemand mehr helfen

Luiz Gustavo, Ricardo Rodriguez, Mario Gomez, Daniel Didavi, Julian Draxler - grosse Teile der Wolfsburger Aufstellung in Ingolstadt könnte man gut und gerne auch in einer gutklassigen Champions-League-Startelf erwarten. Wie wenig vermeintliche individuelle Klasse aber wert ist, stellten eben diese Wölfe eindrucksvoll unter Beweis. Kein Engagement, keine Leidenschaft, kein Spielwitz, keine Ideen. Was auf dem Papier wie Königsklasse aussah, entpuppte sich auf dem Rasen eher als Kreisklasse.

Bezeichnend für die spektakulär schwache Vorstellung: Das Ergebnis in Ingolstadt (1:1) war eine Farce. Selten waren Punktgewinne in der Bundesliga unverdienter als an diesem Samstagnachmittag für den VfL. Ingolstadt traf dreimal Aluminium, verschoss einen Foulelfmeter und spielte Wolfsburg über weite Strecken der Partie an die Wand. Schaut man nach dem zwölften Spieltag auf die Tabelle, ist das erstaunlichste, dass es vier Mannschaften gibt, die momentan noch schlechter dastehen als dieser desolate VfL.

4. Lehre: RB Leipzig braucht von niemandem mehr Hilfe

Während sich fast alle ambitionierten (vermeintlichen) Top-Klubs mehr schlecht als recht durch die Saison quälen, marschiert der unerschrockene Aufsteiger aus Leipzig nach wie vor eindrucksvoll vorne weg. Auch nach zwölf Spielen haben die Bullen noch keine Partie verloren und thronen mit 30 Punkten an der Tabellenspitze. Das Besondere am 4:1-Sieg in Freiburg war die Art und Weise, wie er zustande kam.

Was sagen Verantwortliche aus München, Dortmund, Gelsenkirchen und Co. in aller Regel vor Auswärtsspielen im Breisgau? Klar, man erwarte gegen Freiburg eine "unangenehme" Partie und einen "perfekt eingestellten" Gegner, gegen den es wohl "alles andere als leicht" wird. Tausendmal gehört, tausendmal bewahrheitet! Und was macht RB Leipzig? Die fahren ganz in den Südwesten, schenken dem Sportclub vier Buden ein, fahren mit drei Punkten im Gepäck wieder nach Hause und können genüsslich verfolgen, was der Rest vom Schützenfest so treibt. Wer es immer noch nicht mitbekommen hat (oder es nicht wahrhaben will) - in Leipzig wird im November 2016 meisterlicher Fussball gespielt. Mal sehen, ob das auch im Mai 2017 noch der Fall sein wird ...

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