Die Bayern spielen nur Müll, für Aubamayang ist jetzt schon Weihnachten und in Wolfsburg kommt es nach dem Abgas- nun zum Vollgas-Skandal: Die (wie immer nicht ganz ernst gemeinten) Lehren des zehnten Bundesliga-Spieltags.

Fabian Teichmann
Eine Glosse

1. Lehre: Die Bayern spielen nur Müll

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Meine Damen und Herren, in der Bundesliga spielt sich Unfassbares ab. Oder hätten Sie gedacht, dass die doch so haushoch überlegenen Bayern nach zehn Spieltagen nur so knapp vor dem Rest der deutschen Fussball-Welt liegen würden?

Noch erstaunlicher als die tabellarische Realität ist eigentlich nur die Tatsache, dass sich die Bayern die momentane Spannung an der Tabellenspitze selbst zuzuschreiben haben. Beim Remis gegen Hoffenheim fehlte es dem Rekordmeister über weite Strecken an Tempo, Kreativität und Biss.
Ein Eigentor der TSG war das einzig zählbare, das der Rekordmeister auf die Anzeigetafel brachte - bezeichnend! Denn abgesehen von diesem Glücksmoment war beim FCB fast schon alles wie gewohnt. Arjen Robben spielte nach seiner Auswechslung mal wieder die beleidigte Leberwurst und Thomas Müller setzte seine chronische Torlosigkeit in der Bundesliga mehr als eindrucksvoll fort. 92. Minute, völlig unbewacht in Hoffenheims Strafraum, sieben Meter Torentfernung, Ball auf dem starken rechten Fuss - und was macht der Thomas? Setzt den Ball gekonnt an den Aussenpfosten. Heidewitzka, da hat sich aber jemand seine EM-Form auf beeindruckende Weise bewahrt.

Dabei hatte sich dieses Fiasko für den objektiven Beobachter natürlich schon Tage vor dem Match angekündigt. Dort hatten die Bayern erklärt, gegen die TSG in Trikots aus recycelten und aufbereiteten Plastikabfällen auflaufen zu wollen. Die Münchner setzten ihren Plan in die Tat um. Ein schönes Zeichen für den Umweltschutz. Aber natürlich auch klar, dass da am Ende nur Müll dabei herauskommen konnte.


2. Lehre: Für Aubameyang ist jetzt schon Weihnachten

Herzlichen Glückwunsch, Hamburger SV! Im fünften (!) Bundesliga-Spiel unter Markus Gidol haben die Rothosen erstmals (!) ein Tor geschossen. Und weil das so schön war, machte Nicolai Müller sogar einen Doppelpack gegen den übermächtigen BVB. Was konnte es Schöneres geben am 80. Geburtstag von Vereins-Ikone Uwe Seeler? All das war Balsam für die angeschlagene HSV-Seele.

Der Haken an der Sache? Dortmund hat in Hamburg mit 5:2 gewonnen. Zack, bumm! Schluss mit Balsam! Dieser Tag war vielmehr eine äusserst unangenehme Rechte mitten ins Gesicht des Bundesliga-Dinos. Dabei hatte sich Taktik-Fuchs Gisdol eine so geniale Strategie überlegt. Dreierkette in der Defensive - wow, das konnte ja was werden. Das Problem an dieser Idee war so banal wie frustrierend (zumindest aus HSV-Sicht): Die Qualität dieser Dreierkette!

Emir Spahic und Co. verteilten von Beginn an fleissig vorgezogene Weihnachtsgeschenke, vor allem an Pierre-Emerick Aubameyang. Der Gabuner konnte bei mindestens zwei seiner vier Tore gar nicht anders, als die fast schon lächerlich schlechte Abwehrleistung des HSV zu bestrafen.

Nach seinem viel diskutierten Feiertrip nach Mailand und der Suspendierung für die Champions League-Partie gegen Sporting hatte seine Gala in Hamburg hauptsächlich drei offensichtliche Folgen: Seine geteilte Führung in der Torjägerliste, hämische Gesänge frustrierter HSV-Anhänger ("Ausser Uwe könnt ihr alle gehen!") und einen Twitter-Gruss von Lukas Podolski an Feierbiest Auba:


3. Lehre: Sky ist sich für gar nichts mehr zu schade

Moderator, Autor und Social-Media-Granate - Micky Beisenherz kann man getrost als Allzweckwaffe der deutschen Fernsehlandschaft bezeichnen. Seit diesem Spieltag ist der 39-Jährige um eine fragwürdige Funktion reicher: Experte alias Pausenclown bei Pay-TV-Sender Sky.

Was der gute Herr Beisenherz richtig gut drauf hat? Die Werbetrommel für sein neues Format bei den Unterföhringern zu rühren. Woran es leider hapert? Fussball-Expertise.

Bei der Highlight-Sendung "Alle Spiele, alle Tore" wurde Micky beispielsweise danach gefragt, wie man beim HSV die verheerende Talfahrt des Vereins stoppen könnte. Selbst für Jan Henkel, den Moderator der Show, war dessen Antwort offenbar derart unbefriedigend, dass er sich zu diesem grandios komischen Kommentar hinreissen liess: "Ratlosigkeit auf vielen Ebenen. Auch hier am Tisch." Ganz grosses Kino! Danke, Herr Henkel.

Immerhin: In Sachen Mode lassen sich die Verantwortlichen von Sky nicht lumpen. Wenige Wochen nachdem bereits "Germany's Next Topmodel"-Juror Thomas Hayo an gleicher Stelle mit Nicht-Kompetenz glänzen konnte, griff nun auch Beisenherz tief in die modische Trickkiste. Seine weiss-blaue Wolljacke erinnerte an längst vergessen geglaubte Style-Epochen.

Doch zurück zum Fussball. Gegen Ende der Sendung setzte Beisenherz seinem Auftritt die Krone auf. Auf die Frage, ob Wolfsburg nach dem Sieg in Freiburg wohl an Interims-Trainer und Spieler-Liebling Valerien Ismael festhalten würde, entgegnete er ganz cool: "Wer Romantik will, soll Pilcher gucken. Ich fürchte, ein Konzern wie VW dahinter hat ganz andere Pläne. Es wird nicht reichen." Wenige Stunden nach dieser Aussage machten die Wölfe Ismael zu ihrem Chef-Coach. Bravo, Micky! Bravo, Sky!

4. Lehre: "Vollgas-Skandal" in Wolfsburg

Auf den Abgas-Skandal bei VW folgte in Wolfsburg am vergangenen Wochenende ein Ereignis, mit dem man mindestens genauso wenig rechnen konnte. Der VfL ist zurück in der Erfolgsspur und kann richtig ansehnlichen Fussball spielen. Sogar Mario Gomez hat seine Flaute beendet und machte beim Sieg in Freiburg zwei Buden. Respekt, Super-Mario! Noch dazu feierte Hoffnungsträger Daniel Didavi nach langer Verletzungspause sein Comeback.

Nach dem "Vollgas-Skandal" vom Samstag machte der VfL nur einen Tag später sein perfektes Fussball-Wochenende rund. Der bisherige Interimstrainer Valerien Ismael wurde zum neuen Chefcoach ernannt und darf auf weitere Freudentänze mit seinem Team hoffen - wie beim kollektiven Jubel nach dem Treffer zum 3:0 in Freiburg. Ob auch dieser "Skandal" Wolfsburg so lange beschäftigen wird wie die VW-Affäre? Man darf gespannt sein ...

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