Die Bayern entgehen zum Auftakt der Bundesliga beim SC Freiburg einem Rückschlag nur knapp. Manuel Neuer kritisiert, Thomas Müller taucht völlig ab. Auf den FC Bayern warten in den kommenden Wochen einige Baustellen.

Mehr News zur Bundesliga

(Freiburg) - "Es gibt immer was fein zu justieren, egal, ob man gewinnt oder verliert. Das ist nichts Neues." Kapitän Philipp Lahm wirkte am späten Freitagabend auf Nachfrage unserer Redaktion in den Katakomben des Freiburger Stadions ernst. Sein FC Bayern hatte kurz zuvor zum Bundesliga-Auftakt nach der Winterpause zwar 2:1 gewonnen, aber nicht gut gespielt, schon gar nicht dominant.

"Es ist Arbeit, wenn man nicht früh in Führung geht und das Spiel nicht im Griff hat. Deswegen kann man definitiv von Arbeit sprechen", schilderte der Weltmeister. Hinzu seien die Bedingungen gekommen, kein idealer Rasen. Manuel Neuer nannte diesen hart, Nationalspieler Joshua Kimmich erklärte im Gespräch mit unserer Redaktion: "Die Verhältnisse waren für die Art, wie wir Fussball spielen wollen, nicht förderlich. Ich meine den Platz. Er war holprig, das war nicht günstig, gerade, weil wir Flachpass spielen wollen", sagte der Youngster. "Die Freiburger spielen einen anderen Fussball, deswegen war es für sie kein Nachteil."

Nun ist es ja nicht unüblich, dass Fussballer ungewohnte Platzverhältnisse als Ursache für eine durchwachsene Leistung anführen. Auch die Minusgrade taugen als Argument. Dennoch lief bei den Bayern im Breisgau so einiges schief. Herr Carlo Ancelotti, das muss besser werden!

Manuel Neuer: Wir müssen die Schnittstellen besetzen

Erstens, die Schnittstellen müssen besser besetzt sein. Das sah auch Manuel Neuer so. "Wir hatten zu viele Spieler im Aufbau, die auf einer Linie standen und sich gerade in der ersten Halbzeit daran beteiligt haben, das Spiel aufzubauen", meinte der Weltmeister. "Da hätten wir den einen oder anderen Spieler in den Schnittstellen gebraucht, um unser Spiel besser nach vorne zu tragen."

Neuer nannte keine Namen, die Kritik wird aber wohl auch Thomas Müller gegolten haben. Der 27-Jährige war auf der Zehn hinter den Spitzen zwar viel in Bewegung, kreuzte unnachahmlich mit den beiden Halbpositionen, vor allem mit Arjen Robben. Doch der Raumdeuter suchte auch in Freiburg vergeblich sein Sonar. Müller gewann nur jeden vierten Zweikampf, hatte überschaubare 70 Ballaktionen und eine Passquote von 77 Prozent. Keine herausragenden Werte für einen Verbindungsspieler.

Auch andere kamen dem konventionellen, aber effektiven 4-4-2 der Badener nicht bei. Arturo Vidal beorderte David Alaba auf Linksaussen immer wieder hektisch nach vorn, spielte selber extrem durchwachsen. Xabi Alonso stand sehr tief, teils zwischen den Innenverteidigern Mats Hummels und Javi Martinez, fehlte dann aber im Zentrum.

FC Bayern muss am Passspiel arbeiten

Zweitens, die Bayern müssen sich mehr auf ihren Guardiola-Fussball besinnen. Der Ex-Coach forderte stets, Torchancen geduldig mit gefühlt minutenlangen Ballstafetten herauszuspielen. Diesmal kam so mancher hohe Ball diagonal geschlagen vor den Sechzehner. Nicht gerade sinnvoll, bedenkt man, dass der Platz im Breisgau der kleinste und kürzeste der Bundesliga ist. Insbesondere Douglas Costa, der weit vorne "parkte", war anfangs völlig aus dem Spiel.

"Die Freiburger hatten einen Plan, haben schnell umgeschaltet. Wir haben einige einfache Fehler gemacht, kleine Unkonzentriertheiten gezeigt", meinte Kimmich im Gespräch mit unserer Redaktion. "Wir müssen im nächsten Spiel wieder genauer Fussball spielen." Seine Mannschaft sei im Passspiel unkonzentriert gewesen, sagte auch Neuer.

"Das war aber auch etwas den Bedingungen geschuldet. Der Rasen an der Säbener Strasse ist härter und der Ball läuft schneller. Hier war der Rasen sehr weich. Das war ein Nachteil für uns, weil wir das schnelle Spiel gewohnt sind." Dass auch mangelnde Abstimmung bei Laufwegen ein Grund war, bewies Martinez Mitte der ersten Halbzeit, als der Spanier ohne Bedrängnis einen Flachpass orientierungslos ins Seitenaus spielte.

Thomas Müller braucht Rat von Robert Lewandowski

Drittens, Ancelotti braucht neben Lewandowski wieder einen Torgaranten. Die Leistung von Müller deutete an, dass sich die Torkrise des Stürmers auch im neuen Jahr fortsetzen könnte. Es hat den Eindruck, als habe er die Gabe, immer dahin zu laufen, wohin der Ball kommt, verloren. Ohne ein Wort zu sagen, schritt der Weltmeister hinterher durch die Mixed Zone, dann an schreienden Fans vorbei die wenigen Meter zum Mannschaftsbus. "Heute nicht", meinte er nur und wirkte sichtlich unzufrieden.

Nach wie vor steht für Müller erst ein Tor in dieser Bundesliga-Saison zu Buche. Und so blieb für Bayern-Coach Ancelotti nach der Partie eine Erkenntnis: Gott sei Dank hat er Robert Lewandowski! Ancelotti ist ein Fan davon, dass sich seine Spieler untereinander Ratschläge einholen. Der Pole wäre der richtige Ansprechpartner für Müller. Lewandowski: "Ich weiss nicht, wie viele Tore ich bis zum Saisonende schiessen kann. Wichtig ist nur, dass ich es systematisch mache."

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.