Der 1. Spieltag war bereits ein Fingerzeig für die neue Bundesliga-Saison. Oben spitzt sich alles auf zwei Klubs zu, unten benötigt Darmstadt nichts weniger als ein Wunder. Aber was wird aus Schalke? Und aus Werder?

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War das der erste Spieltag der neuen oder doch der 35. Spieltag der vergangenen Saison? Die Bundesliga ist wieder da und tut gleich so, als wäre sie keine 104 Tage lang weg gewesen.

Der FC Bayern marschiert und demütigt seine Gegner, die ersten Opfer waren nicht konkurrenzfähige Bremer. Apropos Werder: Die haben es tatsächlich geschafft, alles Schlechte der Vorsaison rückstandslos in diese Spielzeit mitzunehmen und sind in der Form des ersten Spieltags Abstiegskandidat Nummer eins.

Die Bayern machen es sich am anderen Ende der Tabelle bequem und man stellt sich nach 90 absolvierten Minuten wieder bange die Frage, wer sie von dort bis Ende Mai verdrängen sollte?

Die üblichen Verdächtigen haben einen ordentlichen Eindruck hinterlassen. Das war nicht immer so flüssig und schön anzuschauen, wie beim Kracher zwischen Borussia Mönchengladbach und Bayer Leverkusen (2:1), besonders Borussia Dortmund hatte gegen den FSV Mainz 05 einige Mühe. Aber: Die drei Punkte sind verbucht, die Leistung war angesichts der Umstände okay. "Wir waren ein Passmaschinchen und ein Kombinationsmaschinchen", witzelte zwar Trainer Thomas Tuchel hinterher über den teils stotterigen Start.

Tuchel ist der Hoffnungsträger

Aber Tuchel konnte auch erkennen, dass seine Mannschaft - ist sie erstmal richtig eingespielt und mit den derzeit Verletzten aufgepeppt - sogar noch besser werden kann als in der vergangenen Saison. Dem Trainer selbst kommt dabei die wichtigste Aufgabe von allen zu: Jetzt, da Pep Guardiola weg ist und die Bayern samt Carlo Ancelotti die Champions League als grosse Sehnsucht definieren, schwingt die Hoffnung mit, dass die Münchner nicht schon im März wieder Meister werden.

Um das zu verhindern, bedarf es aber auch eines BVB, der dann zur Stelle ist, wenn die Bayern sich einen Anflug von Schwäche erlauben. Tuchels handwerkliche Brillanz muss zum entscheidenden Faktor werden. Wenn es einer hinbekommt, den Bayern Feuer zu machen und den Vorsprung, den Guardiola den Münchenern in drei Jahren seines Wirkens mit auf den Weg gegeben hat, zu verkleinern, dann am ehesten Tuchel mit dem BVB.

Die Chancen, ein einigermassen offenes Meisterschaftsrennen zu erleben, sind in dieser Saison grösser als in den Jahren davor. Man darf sich nur nicht gleich vom ersten Spieltag blenden und verleiten lassen. Und ausserdem gibt es ja mit Gladbach und Leverkusen noch zwei andere Teams, die, wenn sie wohl auch nicht in den Titelkampf eingreifen können, doch jederzeit gut genug sind, die Bayern in ihren beiden Partien zu ärgern.

Dass die Rivalen vom Rhein dazu in der Lage sind, haben sie in einem munteren Auftaktspiel gezeigt. Leverkusen operiert nun schon wieder aus der Verfolgerrolle, hat damit aber nicht nur wegen der famosen Schlussphase der letzten Saison ganz gute Erfahrungen gemacht. Und Mönchengladbach? Bleibt ein bisschen Wundertüte, was positive wie negative Folgen haben könnte.

Schalke braucht Zeit - die es nicht gibt

Bliebe noch der FC Schalke 04, um die vermeintlichen Grössen der Liga zu komplettieren. Da sollte endlich mal wieder alles anders werden. Neuer Trainer, neuer Sportdirektor, neue Stars, neuer Geist innerhalb der Mannschaft. Und dann: eine erste halbe Stunde im Spiel gegen Frankfurt, wie sie schlimmer nicht hätte sein können.

Und schon fragen sich die Ersten, ob Markus Weinzierl und Christian Heidel nicht masslos überschätzt wären. Das ist natürlich Blödsinn, aber der Auftakt hat gezeigt, dass das Arbeiten mit dieser Mannschaft und für diesen Klub etwas ganz anderes ist als in Augsburg oder Mainz an vergleichsweise kleinen, dafür aber unaufgeregteren Standorten vor sich hinzuwerkeln.

Schalke wird seinen neuen Weg erst finden müssen. Da können ein paar Spieltage vergehen und es steht zu vermuten, dass es für ganz oben nicht (mehr) reichen wird. Aber das war ja auch nicht das primäre Ziel. Ein Klub im x-ten Umbruch kann in diesen Zeiten nicht ganz oben ranschnuppern in der Bundesliga. Dafür sind die Bayern und wohl auch der BVB zu weit enteilt.

Darmstadt benötigt ein Wunder

Von derlei Problemen dürfte Darmstadt 98 noch nicht mal zu träumen wagen. Wenn das Spiel in Köln eines gezeigt hat, dann die Befürchtung, dass es die Lilien in dieser Saison wohl erwischen wird. Darmstadt zeigte sich - auf eine andere, weniger desaströse Art - ebenso nicht konkurrenzfähig wie Bremen in München.

Darmstadt hat ohne die Eckpfeiler Dirk Schuster, Sandro Wagner und den derzeit verletzten Kapitän Aytac Sulu momentan kaum etwas vorzuweisen, was auf Erstliga-Fussball schliessen liesse. Die neuformierte Mannschaft benötigt Zeit, die es in der Bundesliga nicht gibt.

Trainer Norbert Meier wird ein wenig zaubern müssen, wenn er mit den Hessen auch in dieser Saison den Klassenerhalt feiern will. Das wäre, nach dem Durchmarsch in die erste Liga und dem Klassenerhalt vor wenigen Wochen, das nächste grosse Wunder.

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