Beim FC Bayern herrscht Ernüchterung, im Abstiegskampf geht die Post ab und die Liga schreibt weiter Rekordzahlen. Fünf Erkenntnisse zum 4. Spieltag der Bundesliga.
Enger Kampf im Keller
Fast wöchentlich verändern sich die Vorzeichen in der Bundesliga der Frauen. Das ist gut für die Liga. Vor allem liegt das an Spannung auf allen Ebenen. Zwar ist die Saison erst vier Spieltage alt, doch schon jetzt zeichnet sich ab, dass es im Abstiegskampf abermals ein enges Rennen wird.
Aktuell sind RB Leipzig, der MSV Duisburg und der 1. FC Nürnberg die abstiegsbedrohten Teams, die noch nicht in Fahrt gekommen sind. Doch auch der 1. FC Köln, die SGS Essen und Werder Bremen haben jeweils mit sechs Punkten noch nicht allzu viel Abstand aufbauen können.
Auffällig ist jetzt schon, dass sich das Momentum von Woche zu Woche dreht. Die Kölnerinnen legten einen starken Start hin, wurden zu Recht bereits als mögliches Überraschungsteam gehandelt. Nun kassierten sie in Bremen vor 21.508 Zuschauerinnen und Zuschauern eine 0:3-Niederlage. Und selbst bei Nürnberg, die bereits 15 Gegentore kassiert haben, ist noch nichts verloren. Gegen Wolfsburg und jetzt Hoffenheim gab es jeweils Phasen, in denen sie sich zweikampfstark und robust dagegenstemmen konnten.
Mit aktuell nach ihrer Form suchenden Freiburgerinnen, Köln und Essen kommen nun die Gegner, gegen die der Club Punkte holen muss. Angesichts der vielen Wendungen zuletzt wäre das fast schon keine Überraschung mehr.
SC Freiburg: Eine besorgniserregende Situation
Über weite Strecken der letzten Saison wusste der SC Freiburg mit frischem und offensivem Fussball zu überzeugen. In dieser Saison aber ist der Wurm drin. Viele Ballverluste, wenige Überraschungsmomente in der Offensive und kaum Erfolgserlebnisse.
Die gute Nachricht für den SC: Mit fünf Punkten aus vier Spielen ist noch lange nichts verloren. Nur drei Punkte trennen die Freiburgerinnen vom dritten Platz. Doch davon zu träumen, wäre nach den jüngsten Leistungen vermessen.
Beim Sportclub fehlt derzeit der nächste Entwicklungsschritt. Gegner haben sich darauf eingestellt, wie Freiburg spielt und welche Lücken entstehen können, wenn man ihnen den Ball abnehmen kann. Leverkusen spielte genau das in Perfektion aus. Das 1:0 entstand nach einem Einwurf der Freiburgerinnen, das 2:0 nach einem Abstoss, beim 3:0 störten sie den Spielaufbau und bekamen das Tor anschliessend fast schon geschenkt.
Freiburg ist verunsichert. Es scheint so, als würde der offensive Stil diese Verunsicherung derzeit weiter verstärken. Theresa Merk muss sich Gedanken machen, wie sie mehr Stabilität in das Spiel ihres Teams bekommt.
Bundesliga: Rekordjagd geht weiter
Erstmals in der Geschichte der Bundesliga der Frauen wurden an einem Spieltag über 50.000 Zuschauerinnen und Zuschauer gezählt. Der "alte" Rekord stammt aus der vergangenen Saison (43.697).
Gleich in drei grossen Stadien wurde gespielt. RB Leipzig empfing den VfL Wolfsburg im Zentralstadion vor 10.269 Fans, Bremen und Köln spielten im Weserstadion vor 21.508 Zuschauern und 19.000 Fans fanden den Weg in die Allianz Arena, wo der FC Bayern gegen Eintracht Frankfurt spielte.
Dem gegenüber standen drei Partien mit deutlich weniger Zulauf: Leverkusen gegen Freiburg (620), Nürnberg gegen Hoffenheim (1.336) und Duisburg gegen Essen am Montagabend (826). Von "Highlight-Spielen" ist in den grossen Stadien häufig die Rede. Doch die grosse Frage, die sich der DFB stellen muss, ist: Wie kann man die Kluft zwischen Alltag und Highlights schliessen? Die Bundesliga hat es verdient, mehr zu sein als nur ein Event, das hin und wieder stattfindet.
FC Bayern München: Ernüchterung
Die 19.000 Fans in München sahen in einem der "Highlight-Spiele" wenig Highlights. Zwei Teams, denen von Beginn an anzumerken war, dass sie so wenig Fehler wie möglich machen wollen, trennten sich mit 0:0. Was für Eintracht Frankfurt ein Schritt in die richtige Richtung ist, ist für den FC Bayern eine Ernüchterung – gleich auf mehreren Ebenen.
Da wäre zunächst die Zahl 19.000. In München kommen zu den Highlights immer runde Zahlen ins Stadion – zumindest offiziell. Insofern ist davon auszugehen, dass die Bayern hier aufgerundet haben. Gegen den FC Arsenal kamen im März 20.000, gegen Paris Saint-Germain waren es beim grossen Arena-Debüt noch 13.000.
Ein Fortschritt gelang also nicht mehr. Für einen Klub wie den FC Bayern, der eine derartige Reichweite hat, ist das zu wenig. Bremen, Köln und auch Frankfurt haben in der Vergangenheit gezeigt, dass sie ebenfalls in diese Regionen vorstossen können. International gelingen anderen Topklubs Zahlen, die weit über diesen liegen. Bayern muss seine Reichweite als Gesamtklub besser nutzen.
Die Präsenz der Frauen ist trotz mehr Engagement ausbaufähig. Ebenso ausbaufähig ist die Leistung auf dem Platz. Wieder gelang es den Münchnerinnen nicht, die Angriffe konsequenter auszuspielen. Wieder wirkte der Ballvortrag an zu vielen Stellen einfallslos. Für die Bayern ist das Wochenende ein ernüchterndes gewesen.
VfL Wolfsburg: Abgezockter als die Bayern
Auch der VfL Wolfsburg ist nicht gerade mit viel Spektakel in die neue Saison gestartet. Doch anders als die Bayern gewinnen die Wölfinnen ihre Spiele. In Leipzig hat man hinten einiges zugelassen und vorn in den entscheidenden Momenten getroffen. Letzteres ist eine Qualität, die Wolfsburg seit Jahren auszeichnet.
Es ist genau diese Kaltschnäuzigkeit, die der FC Bayern aktuell nicht hat und auch in der vergangenen Saison lange nicht hatte. Doch die vergangene Saison ist auch ein Grund dafür, dass man den Titelkampf nicht zu früh abschreiben sollte. Die Bayern holten damals fünf Punkte Rückstand auf, jetzt sind es vier.
Die kommenden beiden Spieltage könnten auch im Meisterschaftskampf nochmal für Wirbel sorgen. Wolfsburg empfängt am kommenden Wochenende die TSG Hoffenheim, am 5. November findet das Topspiel in München gegen den FCB statt. Vielleicht sieht die Bundesliga-Welt dann anders aus. Für den Moment aber hat Wolfsburg nach vier Spieltagen einen klaren Etappensieg gegen die Konkurrenz eingefahren.
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.