Werder Bremen, Schalke 04 und der Hamburger SV zieren das Tabellenende. Das hat unterschiedliche Gründe und wird unterschiedlich wahrgenommen. Für alle drei aber gilt: Es muss ganz schnell die Wende her!

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Was aussieht wie ein recht kurzer Binärcode, ist die Schreckensserie der drei (vermeintlichen) Riesen Werder Bremen, Schalke 04 und Hamburger SV. 0-0-1 steht da, wenn man einen Blick auf die Tabelle riskieren mag. Null Punkte für Werder, null für Schalke und einer für den HSV. Das alles nach drei Spieltagen, also zusammengenommen nach neun Partien dieser Klubs.

Es ist noch gar nicht so lange her, da haben die drei Granden des deutschen Fussballs noch in der Champions League gegen die Besten des Kontinents gekickt - jetzt bekommt das Trio zum Start der Saison regelmässig von heimischen Klubs seine Grenzen aufgezeigt, von Leipzig, Augsburg oder Frankfurt. Was ist da passiert in den ersten Wochen der Saison? Eine Bestandsaufnahme.

Totales Chaos bei Werder Bremen

Werder Bremen ist Tabellenletzter und mit zwölf Gegentoren nach drei Spielen mal wieder die Schiessbude der Liga. Kritiker hatten so ein ähnliches Szenario vorhergesagt, als Mitte Mai eine folgenschwere Entscheidung des Aufsichtsrats publik wurde: Aus dem Machtkampf zwischen Trainer Viktor Skripnik und Sportdirektor Thomas Eichin ging Eichin als Verlierer hervor und wurde gefeuert.

Frank Baumann übernahm und verlängerte völlig ohne Not den Vertrag mit Skripnik. Obwohl dieser ganz offensichtlich kaum noch in der Lage war, die Mannschaft zu formen, sie zu erreichen und ihr ein wie auch immer geartetes taktisches Konzept an die Hand zu geben.

Die Folge waren vier Pflichtspielniederlagen nacheinander, der schlechteste Bremer Start seit 47 Jahren. Und in der Nacht von Samstag auf Sonntag die längst überfällige Entlassung Skripniks sowie der beiden Co-Trainer Torsten Frings und Florian Kohfeldt.

Das Umfeld in Bremen war zum Zerreissen gespannt, die Fans pfiffen die Mannschaft in den letzten beiden Spielen aus den Stadien, Teile der Anhänger forderten wütend Skripniks Entlassung.

Jetzt ist ein wenig Druck vom Kessel, die Lage aber weiterhin äusserst prekär. Die Verletzten, besonders in der Offensive, fehlen weiterhin, Aaron Johannssons Rote Karte verschlimmert die Malaise zusätzlich.

U23-Coach Alexander Nouri obliegt jetzt die Aufgabe, das Team zumindest in den beiden Heimspielen gegen Mainz und Wolfsburg anzuleiten. Auf eine grundsätzliche taktische Neuausrichtung sollte man sich nicht einstellen, wenigstens aber auf eine andere Einstellung der Profis zu ihrem Beruf. In der Kürze der Zeit wird Nouri nur an ein paar Schrauben drehen können, den Rest wird dann Skripniks Nachfolger regeln müssen.

Aber auch dann bleibt Werder ein Wackelkandidat: Die Qualität der Defensivspieler genügt Bundesligaanforderungen nur teilweise und wenn das Team nach gefühlten Jahrzehnten nicht endlich auch ein tragendes Defensivkonzept vermittelt bekommt und das auch umsetzen kann, wird Werder bis zum letzten Spieltag gegen den Abstieg spielen.

Schalke 04 zeigt wenigstens Ansätze

In Gelsenkirchen hatte man sich den Start in die Saison auch ganz anders vorgestellt. Schalke 04 hat als einzige Mannschaft überhaupt noch gar kein Tor geschossen, erstmals seit 31 Jahren steht deshalb die Doppel-Null aus gewonnen Punkten und erzielten Toren. Dafür wurden aber schon fünf Tore kassiert.

Markus Weinzierl hat eine Mannschaft vor sich, die schwer zu greifen und zu begreifen ist. Desolaten Abschnitten wie gegen Frankfurt folgen starke Partien wie gegen die Bayern oder in der Europa League gegen Nizza - nur um dann in Berlin wieder in eine Art kollektiven Tiefschlaf zu fallen.

Anders als etwa in Bremen gab es wenigstens schon Versatzstücke von dem zu sehen, was sich die Verantwortlichen vorstellen. Nur diese latente Überheblichkeit, die Fahrlässigkeit in einzelnen Aktionen - die hat die ordentlich erneuerte Mannschaft offenbar aus der letzten Saison mit rüber genommen.

Weinzierl hat einen enorm aufgepimpten Kader zur Verfügung und derzeit wenige Verletzte. Und er hatte eigentlich auch genügend Zeit, in der Vorbereitung die neue Spielidee zu vermitteln und den Spielern, die bereits da waren, eine neue Herangehensweise einzuimpfen. Inhaltlich lassen sich dabei schon erste zaghafte Erfolge verzeichnen. In der Tabelle erkennt man davon noch gar nichts.

Aber: Anders als in vielen Jahren zuvor ist es auf Schalke bemerkenswert ruhig. Das liegt wohl in erster Linie am neuen Duo Weinzierl und Sportdirektor Christian Heidel. Beide bekamen von den Fans und auch dem allmächtigen Clemens Tönnies einen enormen Vertrauensvorschuss. Das ist der eine Vorteil.

Und der andere sind die englischen Wochen. Die Mannschaft weiss im Prinzip, was sie umzusetzen hat. Aber nur mit Erfolgserlebnissen kommt auch die nötige Sicherheit. Insofern sind viele Spiele in kurzer Taktung hintereinander für Schalke derzeit ein Glücksfall. Die Mannschaft wird sich finden und nach und nach in der Tabelle klettern. Das ist anders kaum vorstellbar - und unklar ist, wie weit nach oben S04 klettern kann.

HSV: Alles bleibt gleich

In Hamburg reibt sich mancher die Augen. 30 Millionen Euro, zu grossen Teilen spendiert von Gönner Klaus-Michael Kühne, wurden in den Kader gesteckt, hochtrabende Ziele werden dem HSV nachgesagt oder zumindest endlich mal wieder so etwas wie eine sorgenfreie Saison. Nach drei absolvierten Spielen verfestigt sich aber die Vermutung, dass sich bis auf den Lizenzspieleretat kaum etwas geändert hat.

Trainer Bruno Labbadia steht voll in der Schusslinie und diejenigen, die bereits im Vorfeld davor gewarnt hatten, dass Labbadia ein guter Retter, aber ein schwacher Entwickler sei, sehen sich bestätigt. Der HSV hat den Start mal wieder in den Sand gesetzt, er offenbart dieselben Probleme, die bereits HSV-Mannschaften vor einem, zwei, vier oder sechs Jahren offenbarten. Es ist, als gehöre die Dusseligkeit bereits zur DNA.

Die Mannschaft hat keinerlei Ahnung, wie sie mit einem tief stehenden oder aber aggressiv nach vorne verteidigenden Gegner - besonders in den Heimspielen - umgehen soll. Gemessen an den Einzelspielern dürfte der HSV ein Team für das gesicherte Mittelfeld sein. Aber ohne funktionierenden Plan wird auch das reines Wunschdenken bleiben.

Labbadia ist angezählt, der Druck wird mit jedem weiteren Spiel ohne Sieg wachsen. Er hat mit seinen Personalentscheidungen daneben gegriffen, der Verzicht zum Beispiel auf Offensivspieler Alen Halilovic fällt ihm jetzt auf die Füsse - ob gerechtfertigt oder nicht.

Kurzfristig lässt kaum ein Grund zur Besserung finden, im Gegenteil. Es wird bereits darüber spekuliert, wer denn auf Labbadia folgen könnte, sollte dieser bald schon wieder Geschichte sein. Das Umfeld in Hamburg ist traditionell unruhig und auch Boss Dietmar Beiersdorfer ist schon lange nicht mehr unumstritten. Keine guten Voraussetzungen für eine Kehrtwende. Und Personal wurde beim HSV in den letzten Jahren ja gerne mal ausgetauscht.

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