Der 1. FC Köln hat den FC Bayern München überrascht, aber nicht gestürzt. Eintracht Frankfurt bleibt trotz Schwierigkeiten am FCB dran und der VfL Wolfsburg schiesst sich warm fürs Topspiel. Das Wichtigste zum fünften Spieltag der Frauen-Bundesliga.

Eine Analyse
Dieser Text enthält eine Einordnung aktueller Ereignisse, in die neben Daten und Fakten auch die Einschätzungen von Justin Kraft sowie ggf. von Expertinnen oder Experten einfliessen. Informieren Sie sich über die verschiedenen journalistischen Textarten.

Die Tabellenspitze der Frauen-Bundesliga bleibt weiterhin eng beieinander. Schon am kommenden Spieltag könnte sich einiges verschieben.

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Am vergangenen Wochenende meldete sich die TSG Hoffenheim zurück, während Frankfurt offenbar den nächsten Entwicklungsschritt geht. Köln verpasst in München die Sensation und Wolfsburg befreit sich gegen Leipzig vorerst aus der Krise. Das Wichtigste zum fünften Spieltag.

Der Befreiungsschlag: TSG Hoffenheim holt zweiten Sieg

Am Sonntagabend gelang der TSG Hoffenheim ein wichtiger Befreiungsschlag. Mit 1:0 gewann das Team von Theodoros Dedes gegen den SV Werder Bremen. Wie wichtig ihnen dabei die Defensive war, zeigte vor allem der erste Durchgang.

Hoffenheim presste etwas seltener hoch, versuchte, die Ketten eng beieinander zu halten und ging mit dem vielen Ballbesitz eher vorsichtig um. "Heute war es uns wichtig, die Null zu halten, weshalb wir uns im Spiel zuerst etwas zurückgezogen haben", erklärte Melissa Kössler hinterher den Vereinsmedien: "Entsprechend hatten wir in der ersten Halbzeit nicht so viele Offensivaktionen."

Eine Standardsituation lenkte die Partie dann in der 31. Minute in Richtung der TSG. Etwas Spielglück, aber auch viel Analyse: "Wir haben in der Analyse gesehen, dass Bremen am langen Pfosten oft Räume lässt", analysierte Torschützin Marta Cazalla. Von da an zeigte Hoffenheim vielleicht die bisher beste Leistung der aktuellen Bundesliga-Saison – bis es in der Schlussphase doch nochmal eng wurde.

In der 71. Minute hatte Sophie Weidauer im Eins-gegen-eins die grosse Chance auf den Ausgleich, doch Torhüterin Laura Dick behielt die Nerven und rettete den Sieg. Ein Spiel, das letztlich doch wieder die defensiven Schwächen und die offensiven Ladehemmungen offenbarte – doch diesmal gewonnen werden konnte. Mit nun sechs Zählern ist der Kontakt nach oben zumindest noch nicht ganz abgerissen.

Der Entwicklungsschritt: Eintracht Frankfurt legt nach

Den VfL Wolfsburg zu schlagen, ist die eine Sache. Die andere ist es, anschliessend nachzulegen – zumal auswärts bei einem Gegner, der in den vergangenen Monaten bewiesen hat, dass er ein sehr hohes Niveau an den Tag legen kann. Deshalb überraschte es auch kaum, dass sich Eintracht Frankfurt bei der SGS Essen schwertat.

In der ersten Halbzeit waren die Essenerinnen das bessere, weil gefährlichere Team. Mit einer recht frühen 1:0-Führung im Rücken (18.) konnte man die eigenen Stärken gegen den Ball und im Umschaltspiel gut ausspielen. Frankfurt hingegen verzweifelte daran, den Ball auch nur in die Nähe der gefährlichen Räume zu bringen.

Es deuteten sich altbekannte Muster an: zu viel Ballgeschiebe, zu wenig Raumgewinn und vor allem zu wenig Tiefe. Im zweiten Durchgang zeigte das Team ein besseres Gesicht: Plötzlich gab es viele Seitenverlagerungen, ein direkteres Spiel in die Spitze und hier und da auch mal eine Flanke in den Strafraum. Der Druck auf Essen wurde grösser. Laura Freigang (61., 87.) und Geraldine Reuteler (82.) führten die SGE schliesslich zum Sieg.

Den Nachweis, diese Qualität über eine ganze Saison zu zeigen, ist Frankfurt immer noch schuldig. Die Art und Weise, wie sie mit der schwachen ersten Halbzeit umgingen, um am Ende doch verdient zu gewinnen, hinterliess aber Eindruck. Vielleicht ist es der lang ersehnte Entwicklungsschritt.

Der Fluch: 1. FC Köln überrascht die Bayern – und belohnt sich wieder nicht

Einen Entwicklungsschritt braucht auch der 1. FC Köln. Wieder zeigten die Domstädterinnen eine starke Leistung, wieder reichte es nicht zum Punktgewinn. Mit dem hatte im Auswärtsspiel beim FC Bayern sowieso niemand gerechnet, doch schaut man auf den Spielverlauf, dann war eindeutig mehr drin.

Die Kölnerinnen pressten von Beginn an hoch und überraschten den Meister damit. Bayern-Stürmerin Lea Schüller gab hinterher in der Mixed Zone zu, dass die langen Bälle des FC Bayern nicht Teil des Plans, sondern eine Reaktion auf den Spielstil des Gegners gewesen wären. Auf die Nachfrage, ob man mit diesem Pressing nicht gerechnet habe, sagte sie kurz, aber ehrlich: "Genau."

Erst in der Schlussphase sorgte Klara Bühl mit einem Distanzschuss für die Münchner Erlösung. Köln schaffte kein Comeback. Positiv mitnehmen kann Trainer Daniel Weber, dass sein Team druckvoll und auch gefährlich agieren kann. Nur muss man sich irgendwann für den Aufwand belohnen. Mit nur einem Punkt steht der FC weiterhin im Tabellenkeller.

Das Tor des Spieltags: Lynn Wilms (VfL Wolfsburg)

Der VfL Wolfsburg konnte sich mit einem überraschend hohen 5:0-Sieg gegen formstarke Leipzigerinnen vorerst aus der Krise befreien und bringt sich damit in Form für das Topspiel am kommenden Wochenende gegen den FC Bayern. Den Torreigen eröffnete ein absolutes Traumtor von Lynn Wilms, die bereits in der 20. Minute die Führung besorgte.

Nach einer Ecke kam die Aussenverteidigerin aus gut 17 Metern Entfernung zum Abschluss und zirkelte das Leder mit viel Gefühl in den rechten Winkel. Der Ball klatschte von der Unterkante der Latte ins Tor. Von da an lief's für die Wolfsburgerinnen so geschmeidig wie dieser Schuss.

Was noch?

Auch Leverkusen zog am Montag nach, weshalb die Tabelle in der Bundesliga weiterhin Spannung verspricht. Zwischen den Tabellenführerinnen aus München und dem SC Freiburg auf dem fünften Rang liegen nur fünf Punkte. Die Werkself gewann knapp und etwas glücklich mit 1:0 gegen Jena, das mehrere gute Chancen liegen gelassen haben.

Da Köln und auch Potsdam verloren, bleibt unten ebenfalls alles eng beieinander. Der SC Freiburg gewann gegen Turbine Potsdam deutlich mit 3:0. Die Gäste aus der brandenburgischen Landeshauptstadt waren offensiv abermals zu ungefährlich und defensiv zu anfällig.

Wie geht es jetzt weiter?

Das kommende Bundesliga-Wochenende verspricht viel. Bayern und Wolfsburg haben unter der Woche jeweils schwierige Aufgaben in der Champions League zu lösen – der FCB am Mittwoch gegen Arsenal, der VfL am Dienstag bei der AS Roma. Am Samstag treffen sie dann in der Autostadt aufeinander.

Für Wolfsburg ist es die grosse Chance, wieder in den Meisterschaftskampf einzugreifen. Die Münchnerinnen könnten mit einer Niederlage auf den dritten Platz abrutschen – wenn Frankfurt gegen Freiburg gewinnt und Leverkusen in Bremen. Potsdam gegen Essen, Köln gegen Hoffenheim und Leipzig gegen Jena komplettieren den sechsten Spieltag.

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