Der Meisterschaftskampf in der Frauen-Bundesliga ist vielleicht so spannend wie noch nie. Eine Nationalspielerin zündet den Turbo und im Fussball macht sich eine Unart breit. Das Wichtigste zum 9. Spieltag der Bundesliga der Frauen.

Eine Analyse
Dieser Text enthält eine Einordnung aktueller Ereignisse, in die neben Daten und Fakten auch die Einschätzungen von Justin Kraft sowie ggf. von Expertinnen oder Experten einfliessen. Informieren Sie sich über die verschiedenen journalistischen Textarten.

Der FC Bayern München verspielt die Tabellenführung überraschend in Freiburg. Sowohl der VfL Wolfsburg als auch Eintracht Frankfurt ziehen mit souveränen Siegen vorbei. Auch Bayer Leverkusen hält den Kontakt nach oben. Damit ist der Meisterschaftskampf so spannend wie vielleicht noch nie. So gut wie vielleicht noch nie ist indes Laura Freigang, die für die SGE weiterhin auf Torejagd geht. Weniger euphorisch sind einige Fans mit Blick auf eine Unart, die vor allem der FC Bayern in die Liga trägt. Hier kommt das Wichtigste zum 9. Spieltag.

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Die wenig überraschende Überraschung: FC Bayern patzt erneut

Wieder wechselt die Tabellenführung, wieder gibt es eine Überraschung. Der FC Bayern München kommt in Freiburg nicht über ein 2:2 hinaus – und zeigt dabei die bisher schwächste Saisonleistung. Die Gründe für den erneuten Patzer liegen auf der Hand: Verletzungen, anderweitige Ausfälle, enorme Belastung. Es wirkt, als gingen die Spielerinnen des amtierenden Meisters schon früh in der Saison auf dem Zahnfleisch.

Vor diesem Hintergrund ist die Überraschung in Freiburg vielleicht gar nicht so überraschend. Der Sportclub zeigt in dieser Saison zwar wechselhafte Leistungen, hat aber dennoch oft genug bewiesen, dass er kompakt, aggressiv und für den Gegner unangenehm verteidigen kann. Gegen die Bayern gestaltete man das Mittelfeldzentrum sehr eng, lenkte den Spielaufbau des FCB auf die Flügel, um dann aggressiv zu pressen.

Bayern fand darauf keine Lösung. Behäbig, langsam und schläfrig wirkte das Team von Alexander Straus, der aufgrund der Personalsituation kaum Veränderungsmöglichkeiten hat. So müde, so abwesend und so ausgelaugt haben die Bayern jedoch noch in keinem anderen Spiel gewirkt. Bahnt sich hier ein Wendepunkt an?

In jedem Fall reicht auch die Willensleistung am Ende der Partie nicht, die gerade noch den Punktgewinn einbrachte. Die Tabellenführung geht an den VfL Wolfsburg und auch Eintracht Frankfurt zieht vorbei.

Der Meisterschaftskampf: Spannend wie nie?

Der Bayern Leid ist der Unterhaltung Glück. So oder so ähnlich könnte die Überschrift des Spieltags lauten. Allein der Blick auf die Tabelle macht aktuell jedenfalls Spass: Wolfsburg hat 22 Zähler, dann folgen mit Frankfurt, Bayern und Leverkusen gleich drei Teams mit je 20 Punkten. Die Werkself erledigte ihre Pflichtaufgabe am Sonntag gegen Turbine Potsdam mehr oder weniger souverän mit 3:0.

Zwar deutete sich zuletzt an, dass man dieses Niveau sehr wahrscheinlich nicht bis zum Schluss halten wird. Zu fehleranfällig ist dafür der Ballvortrag, zu anfällig ist man deshalb für Konter. Doch für den Moment steht Leverkusen verdient dort oben. Ebenfalls verdient ganz oben steht nach dem jüngsten Lauf der VfL Wolfsburg.

Das 3:0 in Hoffenheim ist ein weiterer Schritt zurück zum alten Selbstverständnis. Nach einer schwächeren Anfangsphase und einem glücklichen Treffer zum 1:0 fand man in die Spur und hielt die Siegesserie in der Liga damit am Laufen – was auch für die Champions League unter der Woche Selbstvertrauen geben sollte.

Königinnenklasse spielt Eintracht Frankfurt in dieser Saison abermals nicht. Das kann sich noch zum grossen Vorteil entwickeln. Mit dem 8:0 gegen den 1. FC Köln setzen die Frankfurterinnen ein weiteres Statement. Halten sie diese Spielfreude und diese Form, könnte der Meistertitel am Ende bei der SGE landen. So spannend war der Meisterschaftskampf vielleicht noch nie.

Die Spielerin der Woche: Laura Freigang

Frankfurts Offensive ist der Hauptgrund für die bisher sehr starke Hinrunde. 31 Tore hat die Eintracht in nur neun Spielen erzielt. Zehn davon kommen von Laura Freigang, die gegen Köln gleich dreimal traf. "Ich habe in den vergangenen Saisons nicht immer so das Tor getroffen, wie ich es mir gewünscht hätte", sagte die Stürmerin den Vereinsmedien nach dem Kantersieg gegen Köln: "Ich habe viel reingelegt. Wenn einmal dann der Knoten geplatzt ist, ist es einfacher. Ich bin glücklich, es läuft gut, ich bin selbstbewusst und würde gerne so weitermachen."

Auch für Christian Wück und das DFB-Team ist das eine interessante Entwicklung. Freigang bringt mit ihrem guten Spielverständnis, ihrer wuchtigen Art und ihrem guten Abschluss nochmal andere Qualitäten mit als andere Offensivspielerinnen im Nationalteam. Wenn sie so spielt wie im Moment, führt kein Weg an ihr vorbei.

Der Aufwand ohne Ertrag: SGS Essen verzweifelt an sich selbst

Ein Duell der krassen Gegensätze gab es am Montagabend. Die SGS Essen empfing RB Leipzig. Auf der einen Seite der reine Frauenfussballklub aus Essen, bei dem jedes noch so kleine Zahnrad ineinandergreifen muss, um erfolgreich zu sein. Auf der anderen Seite die Leipziger, die einen grossen Konzern hinter sich haben und auf hervorragende Strukturen im Alltag zurückgreifen können.

Umso respektabler ist die Leistung der Essenerinnen, die Woche für Woche unter Beweis stellen, dass sie auf Bundesliga-Niveau mithalten können. Gegen Leipzig waren sie über weite Strecken das bessere Team. Doch nach der sehr effizienten und starken letzten Saison schafft es die SGS aktuell nicht, die Situationen im Angriffsdrittel auszuspielen und die Chancen zu nutzen. Und so ist das 0:0 am Ende eines, mit dem Leipzig zufriedener sein kann.

Der unliebsame Trend: Einfach mal hinlegen

Eine kleine Unart macht sich indes im Fussball breit. In der Frauen-Bundesliga ist der FC Bayern der grosse Vorreiter. Wenn es nicht läuft, legt sich Torhüterin Mala Grohs eben mal kurz auf den Boden. Eine haltlose Unterstellung, mag man in München vielleicht raunen. Doch Indizien gibt es ausreichend.

Denn die Häufigkeit, mit der dieses Vorgehen praktiziert wird – zufällig genau dann, wenn es für die Münchnerinnen nicht läuft –, ist frappierend. In Freiburg fing zudem eine Kamera ein, wie Innenverteidigerin Magdalena Eriksson ihrer Torhüterin ein Handzeichen gab, bevor diese sich auf den Boden setzte.

Der Grund für dieses Vorgehen: Kurz darauf versammelt sich das ganze Team rund um Trainer Alexander Straus. Eine inoffizielle Auszeit. Die Bayern sind nicht allein mit dieser Vorgehensweise. Auch in anderen Ligen wird das schon länger so praktiziert. Auf Social Media hagelt es viel Kritik dafür. Unsportlichkeit wird dem FCB vorgeworfen. Vor allem aber sorgt die unnötige Spielunterbrechung für Aufregung.

Bundesliga: Und sonst so?

Auch in Jena wurde am Wochenende Fussball gespielt – oder viel mehr gearbeitet. Jena und Bremen verstrickten sich gegenseitig in so viele Zweikämpfe und Ballverluste, bis am Ende Werder als knapper Sieger vom Platz ging: Mit 1:0 gewannen die Gäste ein jederzeit enges Spiel.

Bundesliga: Wie geht es jetzt weiter?

Nach dem Montagsspiel muss Essen am Freitagabend direkt wieder ran. Dann geht es nach Freiburg. Wolfsburg empfängt am Samstag Potsdam und Frankfurt will in Hoffenheim nachlegen. Für die Bayern wartet am Sonntag die Pflichtaufgabe daheim gegen Jena, Leverkusen bekommt es am Abend mit den formstarken Leipzigerinnen zu tun. Köln und Bremen beschliessen den Spieltag am Montagabend.

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