- Die TSG Hoffenheim stellt den Meisterschaftskampf durch einen 2:1-Sieg beim VfL Wolfsburg wieder scharf – hat sich selbst aber dennoch eine merkwürdige Baustelle eröffnet.
- Im Abstiegskampf ist der MSV Duisburg der grosse Gewinner des Spieltags – vor allem dank eines Hattricks.
- Ein abgezocktes Eintracht Frankfurt überrollt naive Freiburgerinnen deutlich.
Nach der 1:2-Niederlage des VfL Wolfsburg gegen die TSG Hoffenheim ist der Meisterschaftskampf wieder offen. Durch einen 2:0-Sieg beim SV Werder Bremen rückt der FC Bayern München auf zwei Zähler heran. Fünf Erkenntnisse zum 13. Spieltag der Bundesliga.
Der VfL Wolfsburg patzt: TSG Hoffenheim macht Bundesliga wieder spannend
Das scheinbar Unmögliche ist geschehen: Der VfL Wolfsburg hat ein Bundesliga-Spiel verloren. Seit Oktober 2021 hatte der VfL keine Niederlage mehr hinnehmen müssen. Gegen die TSG Hoffenheim war es nun so weit.
Trotz früher Führung fanden die Wölfinnen nie in ihr Spiel. Das lag einerseits an einer schwachen Tagesform, andererseits aber auch daran, dass sich die TSG sehr stark präsentierte. Einerseits agierte das Team von Nadine Rolser mutig, andererseits aber nicht naiv. Trotz hoher Aggressivität und viel Offensivdrang gelang es den Hoffenheimerinnen, das Zentrum dichtzuhalten und Wolfsburg verzweifeln zu lassen.
Bezeichnend: Der VfL kam nicht über eine Passquote von 72 Prozent hinaus. Hoffenheim hatte unter der Woche gegen den FC Bayern schon gezeigt, dass sie sich in einer guten Verfassung befinden. Unter Rolser hat sich vor allem das Pressing deutlich verbessert. Das Team agiert geschlossener, druckvoller und kann so viele hohe Ballgewinne verbuchen. Im Vergleich zum Duell mit den Münchnerinnen im Pokal kam ein präziseres Spiel in die Spitze dazu, das direkt mit zwei Treffern belohnt wurde.
"Das war grundlegend einfach zu wenig, defensiv wie offensiv", kritisierte VfL-Kapitänin
TSG Hoffenheim: Und jetzt soll Nadine Rolser gehen?
Die TSG Hoffenheim erlebt damit den vorläufigen Höhepunkt der Welle, die sie gerade reitet. Unter Rolser spielt das Team so ansehnlichen und strukturierten Fussball wie schon lange nicht mehr. Doch die Zeit der ehemaligen Bundesliga-Spielerin als TSG-Trainerin geht vorüber. Nach dem nächsten Spiel übernimmt Stephan Lerch.
Der kann mit seiner Erfahrung sicher ein Gewinn für die TSG sein. Gleichzeitig wirkt das ganze Szenario in der Aussendarstellung unglücklich. Einerseits, auch wenn Hoffenheim diesen Vorwurf zurückweist, ist es eine klare Aussage, dass der Wunschtrainer erst die Saison mit der U19 aus dem Männerbereich beendet und dann in die laufende Rückrunde einsteigt. Auf der anderen Seite ist nun eine Situation da, die prekär werden könnte.
Rolser ist erfolgreich. Sie hat das Team in die Spur gebracht und die Resthoffnung auf einen Champions-League-Platz wiederbelebt. Obwohl sie es war, die womöglich den entscheidenden Impuls gegeben hat, muss sie bald wieder ins zweite Glied. Ist Lerch nicht so erfolgreich wie sie, wird es schnell Diskussionen geben. Der Druck ist von Anfang an gross. Immerhin wird das Team Rolser nicht verlieren, da sie weiterhin Teil des Stabs sein wird.
Doch wirklich glücklich sieht die TSG in der ganzen Thematik nicht aus. Und gerade weil es gerade so gut läuft, wirkt dieser Trainerwechsel nochmal sinnloser. Die Aufgabe für Lerch ist jedenfalls nicht einfach – trotz der hervorragenden Vorarbeit von Rolser.
Sarah Freutel besorgt dem MSV Duisburg wichtige Punkte
Der MSV Duisburg hat seit dem 27. November kein Spiel mehr in der Bundesliga gewonnen. Und auch gegen Turbine Potsdam gab es Spielphasen, in denen es hätte anders laufen können. Doch einen grossen Unterschied gab es beim 3:0-Sieg: Sarah Freutel.
Drei Tore erzielte die 30-Jährige, ihre ersten überhaupt in dieser Bundesliga-Saison. Es war ein fast schon typisches Spiel aus der Perspektive der Duisburgerinnen. Nur 59 Prozent Passgenauigkeit, deutlich weniger Ballbesitz als die Gäste, drei Abschlüsse weniger als der Gegner – aber am Ende stand die Null. Auch und gerade dank eines von Ena Mahmutovic gehaltenen Elfmeters.
Auch für Potsdam war es typisch. Wer vor diesem Spiel noch an den Klassenerhalt geglaubt hat, dürfte nun endgültig davon überzeugt sein, dass die Turbine in der kommenden Saison zweitklassig spielt. Mittlerweile sind es zehn Punkte auf das rettende Ufer.
Eintracht Frankfurt: Abgezockt und effizient
Eintracht Frankfurt ist mittlerweile ein abgezocktes Team. Sie spielen nicht den attraktivsten Fussball und oft genug vermitteln sie einem das Gefühl, dass da noch viel mehr möglich wäre. Doch sie gewinnen ihre Spiele. Meistens. Nach 13 Spieltagen sind es neun Siege, zwei Unentschieden und nur zwei Niederlagen – gegen den VfL Wolfsburg und den FC Bayern München.
Die SGE setzt sich durch viele lange Bälle (91,4 pro Spiel, Platz 1) und Flanken (23,2, Platz 2) frühzeitig im gegnerischen Strafraum fest, ist dann aber auch hartnäckig genug, um spätestens im Gegenpressing grossen Druck auszuüben. Insgesamt kommen sie auf 184 hohe Ballgewinne in dieser Saison – ligaweit der zweite Platz hinter Wolfsburg.
Auch der SC Freiburg konnte diesem Druck nicht standhalten, war regelrecht überfordert mit dem Pressing und mit den langen Bällen hinter die hochstehende Kette. Das lag auch daran, dass die Frankfurterinnen ihre Chancen grösstenteils effizient nutzen konnten. Die frühe Führung durch Nicole Anyomi brach das Eis nach nur 17 Minuten. Am Ende stand es 4:1 für die Frankfurterinnen.
Gerade weil die TSG Hoffenheim überraschend in Wolfsburg gewann, sind diese drei Punkte nochmal bedeutsamer. Der Abstand bleibt so bei drei Punkten. Hoffenheim spielt aktuell schönen Fussball, doch bleibt die Eintracht so abgezockt, steht sie am Ende der Saison wahrscheinlich vor der TSG.
SC Freiburg: Fast dieselben Fehler wie im Hinspiel
Auf der anderen Seite ging Freiburg dieses Spiel aber auch zu naiv an. Wie schon im Hinspiel reichten den Frankfurterinnen meist wenige Pässe, um die gesamte Defensive zu knacken. Die offensive Herangehensweise von Trainerin Theresa Merk macht Freiburg zu einem der spannendsten und attraktivsten Teams der Liga. Gleichzeitig hat sie bisher keinen Weg gefunden, die Abwehr zu stabilisieren.
26 Gegentore hat ihr Team bereits kassiert. Nur Essen, Duisburg und Potsdam haben häufiger hinter sich greifen müssen. Im Schnitt erlaubt der Sportclub seinen Gegnern nur knapp zehn Pässe im Spielaufbau, ehe eine Defensivaktion erfolgt. Das ist ligaweit der dritte Platz. Immerhin resultieren daraus auch die viertmeisten hohen Ballgewinne (161).
Die Schattenseite ist aber eine oftmals nicht gut aufgestellte Restverteidigung. Frankfurt wurde es mitunter zu leicht gemacht, Spielerinnen hinter die Abwehrkette der Freiburgerinnen zu bringen. Der Aufwand rechtfertigt derzeit zu selten den Ertrag. Und obwohl Merk vor der Partie angesprochen hatte, dass man aus dem Hinspiel lernen wolle, zeigte der Auftritt dann doch recht deutlich den Qualitätsunterschied nach oben auf.
Für den SC Freiburg ist das keine dramatische Erkenntnis. Schliesslich befinden sie sich gerade am Anfang ihrer Entwicklung. Merk hat bereits viel Positives bewirkt. Das dynamische und schnelle Spiel in die Spitze zählt ebenso dazu wie das Pressing in vorderster Linie. Doch auch wenn sich die Organisation dort bereits verbessert hat, muss sie Lösungen für jene Situationen finden, in denen Gegner die erste Linie überspielen – oder wie Frankfurt durch simple Mittel überbrücken.
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