• Zwei Spielabsagen sollten den DFB endgültig dazu bewegen, die Zukunftsplanungen voranzutreiben.
  • Essen schlägt den SC Freiburg mit einfachen Mitteln, die Bayern spielen sich in einen Flow.
  • Der SV Meppen ist zurück im Abstiegskampf und der VfL Wolfsburg mit dem wohl besten Offensivduo der Welt zurück in der Spur.
Eine Analyse
Dieser Text enthält eine Einordnung aktueller Ereignisse, in die neben Daten und Fakten auch die Einschätzungen von Justin Kraft sowie ggf. von Expertinnen oder Experten einfliessen. Informieren Sie sich über die verschiedenen journalistischen Textarten.

Auch am 14. Spieltag gibt es wieder Spielabsagen. Auf vier Plätzen wird dennoch gespielt – und fast immer setzen sich die favorisierten Teams durch. Nur die SGS Essen sorgt für eine kleine Überraschung. Fünf Erkenntnisse zum Bundesliga-Wochenende.

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Spielabsagen beschäftigen die Liga weiterhin

Wie professionell eine Liga im Durchschnitt aufgestellt ist, kann man daran ablesen, wie gut sie durch den Winter kommt. So könnte man es zumindest etwas ketzerisch formulieren. In der Bundesliga der Frauen war bisher vor allem der Platz von Turbine Potsdam das Problem. Zwei Spielabsagen gab es bis zu diesem Wochenende, eine dritte folgte nun.

Doch auch das Heimspiel von Werder Bremen gegen Eintracht Frankfurt wurde abgesagt. Der Platz der Frauen in der Hansestadt war nicht bespielbar. Am selben Wochenende spielten die Männer im Weserstadion gegen Bayer 04 Leverkusen. Es ist ärgerlich, dass solche Absagen immer wieder vorkommen. Gerade in einer Liga, die sich auf die Fahne geschrieben hat, professioneller werden zu wollen.

Für den DFB und die einzelnen Klubs sollte das der Anlass sein, in die Zukunftsplanungen einzusteigen. Welche Lösungen kann es geben? Ist es vielleicht möglich, die vorhandenen Strukturen auch mal kurzfristig zu nutzen? Im konkreten Beispiel hätte das einen spontanen Umzug der Werder-Frauen in das Weserstadion bedeutet. Der Rasen hätte diese kleine Zusatzbelastung wohl überlebt.

Sollte die Erkenntnis aber sein, dass das auch in Zukunft nicht geht, muss der Spielplan überdacht werden. Aus Klima- und Energiegründen wäre es wohl aberwitzig, würde der DFB damit anfangen, möglichst viele Plätze mit Rasenheizungen ausstatten. Wiederum ketzerisch könnte man formulieren: Die wenigen echten Winter, die noch bevorstehen, wird der Fussball der Frauen schon aushalten.

Doch das Thema sollte unbedingt ernst genommen werden, da von Spielabsagen vor allem die Fans betroffen sind. Immerhin wurden die Absage an diesem Wochenende rechtzeitig kommuniziert, sodass lange Reisen grösstenteils vermieden werden konnten. In der Tabelle verzerrt sich das Bild nun aber weiter.

SGS Essen: Schema F(reiburg)

Wer den SC Freiburg besiegen möchte, braucht vor allem zwei Dinge: ein gutes Zweikampfverhalten im Mittelfeld und lange Bälle. Auch bei der SGS Essen stolperte der Sportclub vor allem über sich selbst. Zweimal verloren sie den Ball auf denkbar simple Art und Weise im Mittelfeldzentrum – beim zweiten Mal sogar nach einem eigenen Einwurf. Zweimal spielte Essen einen langen Ball auf Ramona Maier.

Die erfahrene Angreiferin liess sich diese Chancen nicht nehmen und traf doppelt für die SGS. Freiburg hat in dieser Saison mehrfach auf diese oder eine ähnliche Art und Weise Gegentore kassiert. Beispielsweise gegen den VfL Wolfsburg vor wenigen Wochen. Die Restverteidigung lässt sich einerseits zu leicht überrumpeln, andererseits ist das Passspiel für die offensive Ausrichtung noch nicht gefestigt genug.

Essen gelingt mit den zwei langen Bällen auch ein weiterer langer Schlag in der Tabelle. Sie rücken vor auf den sechsten Tabellenplatz – fernab der grossen Abstiegssorgen. Die Freiburgerinnen müssen ihren Traum von Europa nun aufgeben. Mindestens sieben Punkte Rückstand sind es auf den dritten Rang – gewinnt Frankfurt das Nachholspiel in Bremen, sind es zehn.

Im Breisgau hat ohnehin niemand damit gerechnet, dass es in dieser Saison für den grossen Wurf reicht. Und doch hatte es zwischenzeitlich danach ausgesehen, dass der SC eine gute Rolle spielen könnte. Doch Freiburg ist zurück in der Realität.


FC Bayern: Ein Mittelfeld, das Spiele entscheidet

Für den FC Bayern München sieht die Realität wiederum rosig aus. Dem Wortwitz zugeneigte Menschen könnten fast von einem "Straus Rosen" sprechen. Schliesslich ist das Team von Alexander Straus in der Bundesliga seit der unglücklichen 1:2-Niederlage in Wolfsburg im Oktober ungeschlagen. Der 4:0-Sieg gegen den MSV-Duisburg war der neunte Dreier in Serie.

Etwas Startschwierigkeiten hatten die Münchnerinnen im Jahr 2023, der Rhythmus schien noch zu fehlen. Doch gegen den MSV lief der Ball schon wieder gewohnt sicher durch die eigenen Reihen – und es war wieder viel von dem zu sehen, was das Team direkt vor der Winterpause ausgezeichnet hatte. Schnelle Kombinationen, ein extrem ballsicheres Mittelfeld und ein gutes Positionsspiel – das sind wichtige Eckpfeiler unter Straus.

Der 1:0-Führungstreffer durch Sydney Lohmann ist ein gutes Beispiel dafür: Über den rechten Halbraum kombinierten sich die Bayern mit schnellem Direktspiel hinter die Abwehrkette der Gäste. Bei der Flanke hatten sie zwar Glück, dass Duisburg genau vor die Füsse von Lohmann klärte, doch in der Entstehung war das ungefähr das, was Straus sich vorstellt.

Diese Art von Kombinationen ist immer häufiger erkennbar. Der Norweger fordert noch mehr davon und vor allem mehr Konstanz. Dass er aktuell mit Klara Bühl und Maximiliane Rall zwei formstarke Aussenspielerinnen hat, die mit Tempo und Geschick die Schnittstellen der Abwehr attackieren, hilft ungemein. Denn dadurch werden die Gegner vertikal auseinandergezogen und das Mittelfeld bekommt mehr Raum.

Neben Lohmann haben auch Georgia Stanway und Lina Magull sehr von dieser Spielweise profitiert. Bayern scheint in der richtigen Saisonphase in einen Flow zu kommen. Ende März stehen nicht nur die beiden Champions-League-Spiele gegen den FC Arsenal an, sondern auch das womöglich vorentscheidende Bundesliga-Spiel daheim gegen den VfL Wolfsburg.


SV Meppen: Wochen der Wahrheit stehen bevor

Eine Erkenntnis des 14. Spieltags ist, dass der SV Meppen wieder im Abstiegskampf steckt – sollte er ihn denn jemals verlassen haben. Zumindest sah es zwischenzeitlich mal ganz gut aus. Nach neun Spieltagen befand sich der Aufsteiger auf einem soliden siebten Platz und hatte neun Zähler Vorsprung auf den SV Werder Bremen und somit auf den ersten Abstiegsplatz.

Es folgten Niederlagen in Wolfsburg, gegen Eintracht Frankfurt und beim SC Freiburg. Auf das 1:1 gegen Essen gab es eine 0:4-Klatsche gegen die TSG Hoffenheim. Aus einst neun Punkten wurden drei – und mit Bremen und Köln können zwei Teams theoretisch durch ihr jeweiliges Nachholspiel an Meppen vorbeiziehen.

Auf dem Papier ist die Situation bedrohlich, doch gerade im Abstiegskampf verläuft eine Saison typischerweise in zwei unterschiedlichen Phasen: Jene, in der Meppen gegen die Teams von oben spielt und jene, in denen die Pflichtsiege für den Klassenerhalt geholt werden müssen. Zuletzt spielte Meppen überwiegend gegen überlegene Gegner. Jetzt aber geht es daheim gegen formschwache Leverkusenerinnen und dann nach Potsdam.

Auf ein Heimspiel gegen die Bayern folgen Spiele in Bremen, gegen Duisburg und in Köln. Dann könnte und sollte die Welt für Meppen schon deutlich besser aussehen. Haben sie den Klassenerhalt vor den letzten Spielen gegen Wolfsburg und in Frankfurt aber nicht sicher, wird es eng.

VfL Wolfsburg: Das beste Offensivduo der Welt?

Alexandra Popp und Ewa Pajor sind womöglich das beste Offensivduo, das es aktuell auf der Welt gibt. Allein in der Bundesliga kommen die beiden zusammen auf 19 Tore. Jedes Team in der unteren Tabellenhälfte hat weniger Treffer auf dem Konto als die beiden. Auch beim 4:1-Sieg gegen Leverkusen ebnete Popps früher Doppelpack den Weg.

Doch es sind nicht nur die Zahlen, die beeindrucken. Beide haben eine enorme physische Präsenz: wie Popp Bälle festmacht und verteilt; und wie Pajor immer in Bewegung ist und die gegnerische Defensive so unter Stress setzt. Die beiden gehen mit und gegen den Ball voran. Sie sind die Hauptgaranten dafür, dass Wolfsburgs Offensive so stark ist.

Obwohl der VfL Wolfsburg mit Jill Roord, Tabea Wassmuth, Jule Brand, Svenja Huth und Sveindis Jane Jonsdottir weitere Topspielerinnen für die Angriffsreihe hat, stechen die beiden fast jede Woche heraus.

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