Der Hamburger SV hat ein komisches Selbstbild, Robert Lewandowski erwischt einen schlechten Tag und in Deutschland zählt ein Adelstitel einfach nichts mehr. In unserer Serie ziehen wir die etwas anderen und meist nicht ganz ernst gemeinten Lehren des jeweiligen Spieltags der Fussball-Bundesliga.

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1. Erkenntnis: Der HSV hat ein seltsames Selbstbild

Ei, was mussten sich die Spieler des Hamburger SV nach diesem 1:1 gegen den FC Ingolstadt aufregen. Da wurde mehr gemeckert, als das Roger Schmidt nach einem schnell ausgeführten Freistoss tut.

"Das Spiel besteht daraus, dass sie herumblöken und sich fallen lassen. Das ist eine ekelhafte Mannschaft", bescheinigte Schöngeist Lewis Holtby dem bayerischen Aufsteiger.

Und Filigrantechniker Josip Drimic bezeichnete das Spiel der Ingolstädter als "Horror für den Bundesliga-Fussball. Bei so einem Spiel zuzuschauen, tut nur den Augen weh".

Ein interessantes Selbstbild, das die Hamburger da haben. Gerade so, als hätten sie das Bundesliga-Publikum in den vergangenen Jahren mit Fussball a la FC Barcelona verwöhnt.

Nur gut, dass der HSV von Ingolstadt-Trainer Ralph Hasenhüttl sofort wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt wurde: "Unsere Art Fussball zu spielen, ist nicht sehr angenehm. Aber das ist das, was wir reinlegen können, um in der Liga zu bleiben. Und ich glaube, das tun wir auf eine sehr, sehr beeindruckender Art und Weise. Und das nicht nur gegen den HSV, sondern auch gegen die Top-Vereine."

Und ein Top-Verein ist der HSV eben nicht. Auch wenn er das wohl gerne von sich glauben würde.

2. Erkenntnis: Auch ein Robert Lewandowski erwischt mal einen schlechten Tag

Es ging schon wieder los. Mit dem Anpfiff stürzte sich der FC Bayern auf das Tor des VfL Wolfsburg wie Senioren auf das kalte Buffet bei einer Kaffeefahrt, bei der erst gegessen werden darf, wenn auch die letzte Heizdecke verkauft wurde.

Pep Guardiola ist offenbar weiterhin fest entschlossen, den Umstand der fehlenden Innenverteidigung bei den Bayern einfach zu ignorieren. Getreu dem Motto: Solange der Gegner nicht in unsere Hälfte kommt, brauchen wir auch keine Verteidigung.

Das klappte mit dem 2:0-Sieg gegen die Wolfsburger deutlich besser als in der Champions League gegen Juventus Turin, wenn auch nicht ganz so gut wie im Hinspiel, in dem Robert Lewandowski in neun Minuten mal eben fünf Tore erzielt hatte.

Aber naja, auch der Pole erwischt eben mal einen schlechten Tag. Nur ein Tor gegen Wolfsburg: Das darf zwar eigentlich nicht, kann aber durchaus mal passieren.

Vielleicht tröstet Lewandowski ja, dass er auf den Spuren von Gerd Müller wandelt. Der hatte in der Saison 1973/74 ebenfalls nach 23 Spielen 23 Tore auf seinem Konto.

3. Erkenntnis: In Deutschland zählt ein Adelstitel nichts

Jedem Engländer würde es bei einer solchen Aussage die Schamesröte ins Gesicht treiben. "Das Experiment gilt vorläufig als gescheitert", erklärte Wolfsburgs Manager Klaus Allofs - und meinte damit die Engagement von Lord Nicklas Bendtner beim VfL.

Der Lord ein Experiment? Adelsbeleidigung der schlimmsten Sorte ist das. Und nur weil Lord Bendtner seit August 2014 gerade einmal drei Tore erzielt hat. Ein Lord hat nun einmal auch andere Verpflichtungen, als sich um die Belange eines einzelnen Bundesligavereins zu kümmern.

Beispielsweise muss er sich bei niederen Arbeiten volksnah präsentieren.

Oder auch Khakihosen staatstragend präsentieren. Was man als Adeliger eben so macht.

Und wenn der VfL Wolfsburg das nicht verstehen will, dann lässt das nur eine Erkenntnis zu: In Deutschland zählt der Adelstitel einfach nichts mehr.

4. Erkenntnis: Der Zauberlehrling triumphiert nur fast

Wie Sie vielleicht wissen, begann Deutschlands neues Trainerwunderkind Julian Nagelsmann seine Trainerkarriere als Co-Trainer bzw. Scout von Thomas Tuchel beim FC Augsburg II.

An diesem Sonntag trafen die beiden nun aufeinander: der Zauberlehrling in Diensten der TSG 1899 Hoffenheim und sein Meister bei Borussia Dortmund.

Was folgte, war ein Spiel, das Goethe nicht dramatischer hätte erdenken können: Nagelsmann als der Zauberlehrling, der seinem Meister beweisen will, das er ihn längst im Können überholt hat, erinnert entfernt an Goethes berühmte Ballade ("Walle! Walle manche Strecke! Dass zum Zwecke ..." - Sie wissen schon).

Doch auch wenn das Glück zunächst auf der Seite des Lehrlings scheint, ganz am Ende und denkbar knapp triumphiert eben doch der alte Zaubermeister Thomas Tuchel.

Johann Wolfgang von Goethe gefällt das.

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