Der letzte Spieltag des Kalenderjahres birgt jede Menge Chancen, aber auch Risiken für fast die Hälfte der Klubs. Von Hamburg bis München heisst es deshalb: Verlieren absolut verboten!

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Der Rahmenterminkalender will es so, dass am Mittwochabend zwar der Wintermeister der Bundesliga gekürt wird - dieser aber eigentlich gar kein echter Wintermeister ist. Der 16. Spieltag bildet den kalendarischen Abschluss der Bundesliga, Runde 17 wird dann ja erst im Januar ausgespielt.

Und dennoch - oder gerade deshalb - bleibt die Winterpause eine Zäsur. Dann ist ein paar Wochen Zeit, um Konzepte neu zu überdenken und unter Umständen auch ein paar Personalien zu tauschen. Für fast die Hälfte aller Klubs geht es an diesem 16. und letzten Spieltag des Jahres um unglaublich viel.

Er bietet die Chance zu einer kleinen Versöhnung für die Verfehlungen der letzten Wochen. Aber er birgt auch die Gefahr, reichlich turbulente kommende vier Wochen überstehen zu müssen. Eine Bestandsaufnahme.

Hamburger SV:

Der Chaos-Klub schlechthin. Auf allen erdenklichen Ebenen gab es bereits Personalwechsel, aktuell drückt die Causa Beiersdorfer. Sportlich waren die ersten 15 Spiele eine reine Bankrotterklärung. Zehn Punkte holte der HSV, noch nie war der Dino schlimmer dran in seiner edlen Geschichte.

Das flüchtige Zwischenhoch hat sich mit der Niederlage in Mainz wieder verzogen, im letzten Spiel gegen Schalke zählt nur ein Sieg, will der HSV nicht auf einem Abstiegsplatz überwintern und so etwas wie eine sportliche Basis legen für eine Rückrunde, die knallhart werden dürfte.

Eine Niederlage gegen Schalke und selbst den hartgesottenen Fans dürfte jegliche Lust auf Weihnachten vergehen. Und Trainer Gisdol, immerhin auch schon zehn Spieltage im Amt, geriete sofort wieder in den Fokus.

VfL Wolfsburg:

Eine ähnliche Gemengelage wie in Hamburg stellt sich auch bei den Wölfen dar. Ein Trainer ist längst gefeuert, dazu noch der Geschäftsführer. Und gefühlt ein Drittel der Mannschaft will seit Monaten nur noch weg, Julian Draxler vorneweg.

Trainer Valerien Ismael spielt in Gladbach um seinen Job - sofern ihm der überhaupt noch über den Spieltag hinaus zusteht. Die Namen möglicher Nachfolger kursieren seit Wochen, intern hat Ismael durch die Demission von Klaus Allofs seinen einzigen echten Verbündeten verloren.

In dieser Saison hat es Wolfsburg tatsächlich kein einziges Mal geschafft, zwei Siege in Folge einzufahren. Und der Dreier gegen Frankfurt zuletzt ist nur etwas wert, wenn auch in Gladbach zumindest gepunktet wird.

Borussia Mönchengladbach:

Pikanterweise spielen in einem einzigen Spiel gleich zwei Trainer um ihren Job. Bei der Borussia lief in der Vorrunde bisher auch so ziemlich alles schief, weshalb Trainer Andre Schubert der nächste "Dead Man Walking" sein dürfte.

Nur ein Sieg hilft Schubert, die Winterpause auch als Gladbacher Coach anzugehen. Alles andere dürfte die üblichen Mechanismen in Gang setzen. Gladbachs verkorkste Hin-Serie wird in erster Linie am Trainer festgemacht. Dabei sind es die Angreifer, die plötzlich das Tor nicht mehr treffen - und die Abwehr, die schon 23 Gegentore zugelassen hat.

Ein Sieg über Wolfsburg würde nicht auf einen Schlag alles wieder gutmachen. Aber er würde für ein bisschen Ruhe sorgen in angespannten Zeiten am Niederrhein.

Schalke 04:

Nach dem desaströsen Start mit fünf Niederlagen in Folge wähnte sich Schalke im goldenen Herbst auf dem besten Weg zurück in die Spitzengruppe der Liga. Wettbewerbsübergreifend blieb Schalke zwölf Spiele lang ungeschlagen und robbte in der Liga nach dem Sieg gegen Darmstadt am 12. Spieltag sogar bis auf Platz acht hoch.

Das System Weinzierl schien endlich zu greifen, die vielen Verletzten schienen adäquat ersetzt und die Mannschaft drauf und dran, sich Stabilität und grosses Selbstvertrauen zu erspielen.

Dann kam das abgeschenkte Europa-League-Spiel gegen Salzburg. Und seitdem läuft wieder fast gar nichts mehr. Drei Niederlagen und ein schmeichelhaftes Remis am Wochenende gegen Freiburg sind notiert, Schalke ist wieder näher dran an den Abstiegsplätzen als am europäischen Geschäft.

In Hamburg sollte zwingend gepunktet werden, soll es einigermassen ruhig bleiben über die Winterpause. Im Sommer, nach den fünf Niederlagen in Folge, war kaum etwas zu hören. Ob Schalke das ein zweites Mal könnte, ist fraglich.

Bayer Leverkusen:

Platz neun, erst 20 Punkte, sieben Punkte Rückstand auf die Champions-League-Plätze, mehr Niederlagen als Siege und eine Mannschaft, die so viel könnte und doch so wenig zeigt: Leverkusen ist das Fleisch gewordene Mittelmass.

Nach der Pleite gegen Abstiegskandidat Ingolstadt gab es laute "Schmidt-raus"-Rufe in der BayArena. Im Derby gegen Köln geht es nicht nur um die Vormachstellung am Rhein, sondern auch um den Job von Roger Schmidt. Auch wenn das die Beteiligten so natürlich nicht formulieren wollen.

Gerade das Derby gegen den verhassten FC könnte bei einem Sieg aus Sicht der Fans einige Wunden schliessen.

Borussia Dortmund:

Zuletzt wurde beim BVB eine Spur zu viel über Verletzte und Fouls und Schiedsrichter geredet. Und dabei offenbar übersehen, dass Platz fünf und schon zehn Punkte Rückstand auf das Spitzen-Duo Bayern und Leipzig kaum akzeptabel sind.

Trainer Thomas Tuchel hat die Leistungsschwankungen seiner jungen Mannschaft noch nicht in den Griff bekommen. Das Heimspiel gegen Augsburg sollte eigentlich die perfekte Vorlage sein für einen versöhnlichen Jahresausklang.

Alles andere als ein Sieg würde aber die latent schwelende Diskussion über den Trainer, die vor einigen Wochen schon zart geführt wurde, wieder entfachen.

FC Bayern:

Natürlich sind die Bayern Erster, sie haben gegen Leipzig die Herbstmeisterschaft in der eigenen Hand und könnten der Republik nochmal mit Nachdruck zeigen, wer die Nummer eins im Lande ist.

Dann können die Fans zufrieden dem Feuerwerk frönen und sich gegenseitig auf die Schultern hauen: Mia san halt doch mia.

Aber, nur mal angenommen, die Bayern verlieren den Kracher gegen den frechen Aufsteiger: Was dann in München und um Trainer Carlo Ancelotti herum los wäre, kann sich jeder selbst ausmalen.

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