Ganz streng genommen ist der Spieltag zwar noch nicht vorbei, aber unser Organismus wehrt sich ähnlich hartnäckig gegen Montagabendspiele in der Bundesliga wie gegen die Zeitumstellung. Daher folgt schon heute unsere nicht immer ganz ernstzunehmende Rückschau auf den 5. Spieltag.

Eine Glosse

Die Ergebnisse des 5. Spieltags

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Davon sollten Sie gehört haben

  • Der FC Bayern gewinnt mit 5:0 gegen Eintracht Frankfurt. Irgendwann so Anfang der 2000er-Jahre wäre das mal eine Nachricht zum Zungenschnalzen gewesen. Inzwischen ist es eher eine zur Kenntnisnahme. Und auch wenn es sich fatalistisch anhört - wir sehen derzeit absolut keinen Hoffnungsschimmer, dass sich daran demnächst irgendwas ändern könnte. Allerhöchstens schlimmer könnte es werden. Schliesslich zieht Robert Lewandowski jetzt auch noch völlig neue, absolut vernünftige Saiten auf: Er will plötzlich ausgewechselt werden, wenn das Spiel schon gelaufen ist. "Eine halbe Stunde weniger zu spielen, bedeutet viel, wenn du alle drei Tage spielst und die Höchstleistung halten willst", begründete Lewandowski sein Umdenken. Na toll.
  • Borussia Dortmund gewinnt mit 3:0 im Revierderby gegen den FC Schalke 04. Irgendwann so Anfang der 2000er-Jahre wäre das mal eine Nachricht zum Zungenschnalzen gewesen. Inzwischen fragt man sich nur, weshalb die Schalker Niederlage nicht noch höher ausgefallen ist. Immerhin schicken sich die Knappen an, doch tatsächlich den einen Rekord, von dem man dachte, er sei für die Ewigkeit, einzustellen: 31 Spiele blieb Tasmania Berlin in der Spielzeit 1965/66 ohne Sieg. Schalke hat bisher 21.
  • Gäbe es Lewandowski nicht, wäre übrigens Erling Haaland auf dem besten Weg zum Torschützenkönig. Dass er am Bayern-Stürmer gerade einfach nicht vorbeikommt, wird der Norweger verschmerzen. Wer braucht schon eine Torjägerkanone, wenn er stattdessen ein Jahr lang umsonst in Kevin Grosskreutz' Schnitzelrestaurant "Schmackes" essen darf?
  • Übrigens kann nicht nur der FC Schalke 04 Negativrekorde aufstellen. Auch Markus Gisdol muss weiter auf einen Sieg mit dem 1. FC Köln warten. Nach dem 1:1 beim VfB Stuttgart hat Gisdol 15 Spiele ohne Sieg vorzuweisen. So viele wie noch kein Köln-Trainer vor ihm. Schalkes Wagner wurde nach 18 Spielen ohne Sieg entlassen. Mal schauen, ob Gisdol mehr schafft.
  • Wenn die "Bild" vom "Bundesliga-Hammer" schreibt und die Nachricht dann ist, dass DFL-Chef Christian Seifert seinen 2022 auslaufenden Vertrag nicht verlängern möchte, dann weiss man, wie es um die Spannung in der Liga bestellt ist.
  • Tabellenführer sind übrigens nicht etwa die Bayern, sondern doch tatsächlich immer noch RB Leipzig. Wird die Bundesliga vielleicht doch schon spannend? Nur noch 29 Spieltage. Das müsste doch zu schaffen sein.

Die wichtigste Frage des Spieltags

Es ist sehr erfrischend, dass auch junge Trainer wie Julian Nagelsmann von RB Leipzig angesichts ihres Erfolgs auf dem Boden bleiben. So antwortete Nagelsmann auf die Frage, ob Leipzigs Leistung gegen Hertha BSC auch in der Champions League bei Manchester United reichen werde, frisch, fromm, fröhlich, frei mit den Worten: "Ich weiss es nicht. Ich bin doch nicht der Jesus Christus."

Das dürfte eine sehr akkurate Einschätzung der eigenen Existenz sein, wirft jedoch eine (oder gleich mehrere) höchst interessante Frage(n) auf:

  • Was wusste/weiss Jesus Christus über Fussball?
  • Beziehnungsweise warum weiss Jesus Christus laut Nagelsmann offenbar, ob Leipzigs Leistung reichen wird?
  • Und spricht Nagelsmann hier vom historischen Jesus von Nazareth - oder vom Sohn Gottes?

Der historische Jesus dürfte von Fussball herzlich wenig Ahnung gehabt haben (vor allem, weil es Fussball damals noch nicht gab), und dann wäre auch zu bezweifeln, dass er sich tatsächlich für RB Leipzig hätte begeistern können. Vom Kapitalismus hielt Jesus ja nicht besonders viel (siehe: Matthäus, 21, 12-17).

Spricht Nagelsmann jedoch vom Sohn Gottes, dann setzt er den christlichen Gott wohl auch dem Fussballgott gleich, sonst hätte Jesus Christus wohl Besseres zu tun, als sich mit Vorhersagen über die Champions League aufzuhalten. Aber wenn der Vater Fussballgott ist, dann ergibt das schon eher Sinn.

Vermutlich meint Nagelsmann einfach eine allwissende, allumfassende Entität, wenn er von Jesus Christus spricht. Aber es macht doch etwas mehr Spass, sich Jesus Christus im "Doppelpass" vorzustellen, wie er sämtlichen Schiedsrichtern ihre Fehlentscheidungen verzeiht und dann die nächsten drei Spieltage vorhersagt, oder?

Zitat des Spieltags

"Du musst das Herz in der Hand haben und nicht in der Hose."

(Ein wertvoller Tipp von Sascha Riether, Koordinator der Schalker Lizenzspielerabteilung, im Sport1-"Doppelpass" nach dem mutlosen Auftritt des Teams beim 0:3 im Derby gegen Dortmund.)

Zahlen des Spieltags

Normalerweise begnügen wir uns mit einer Zahl des Spieltags, aber wenn der FC Bayern und seine Angestellten an einem Spieltag gleich drei Rekorde pulverisieren, dann muss das doch vermeldet werden. Es geht doch nichts über ein paar Bayern-Superlative zum Start in die Woche.

  • 10 - Bayern-Torjäger Robert Lewandowski hat zehn Treffer nach fünf Spieltagen erzielt - das ist Ligarekord. Sollte er so weitertreffen, käme er übrigens auf 68 Tore in der laufenden Saison. (Ein bisschen Angeberwissen nur für Sie.)
  • 22 - 22 Tore des FC Bayern nach fünf Spieltagen sind bislang in der Bundesliga unerreicht.
  • 700 - Das 5:0 gegen Frankfurt war der 700. Heimsieg des FC Bayern.

Wir wünschen eine schöne Woche!

Mit Material der dpa
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