Die letzten Tage der Transferperiode haben die Bundesliga nochmals gehörig unter Dampf gesetzt. Teilweise hochkarätige Transfers gingen über die Bühne - aber nicht bei jedem ist klar, ob alle Parteien damit auch glücklich werden. Eine Übersicht.

Mehr News zur Bundesliga

Ein bisschen aufregend war er dann am Ende doch noch, der letzte Tag der (deutschen) Transferperiode. Wie eigentlich immer ging es noch einmal hoch her, wurden noch wichtige und zum Teil auch kostspielige Transfers eingetütet.

Die Bundesliga hat in den letzten Tagen einen ersten Vorgeschmack auf das bekommen, was in den nächsten Jahren normal werden wird: Die Abermillionen aus der Premier League werden den Fussball auf Dauer verändern, das hat diese Wechselperiode bereits angedeutet.

200 Millionen für De Bruyne

Allein das Komplettpaket, das Manchester City für den Transfer von Kevin De Bruyne schnüren muss, kostet die Citizens inklusive Bonuszahlungen, Handgeldern und Gehalt für die nächsten fünf Jahre insgesamt 200 Millionen Euro. Die Summen, die noch in der Bundesliga kursierten, nehmen sich dagegen wie ein besseres Taschengeld aus.

Trotzdem haben auch einige Bundesligaklubs in den letzten Tagen nochmal richtig dickes Geld auf den Tisch gelegt für zum Teil spannende Zugänge. Und auf der anderen Seite verliessen einige Institutionen die höchste deutsche Spielklasse. Wer sich jetzt besonders schlau verstärkt hat, für welchen Spieler es endlich raus geht aus der Sackgasse oder wer sich vielleicht verzockt hat: Eine Übersicht.

Der FC Bayern hat sich Kingsley Coman ausgeliehen. Der 19-Jährige gilt weltweit als einer der besten Flügelspieler seiner Altersklasse. Coman ist ein Flügelspieler wie die bisherige Entdeckung der Saison, Douglas Costa. Die Bayern treiben damit ihren Umbruch weiter sanft voran, das Durchschnittsalter der Zugänge dieses Sommers liegt bei etwa 23 Jahren, das der Abgänge bei knapp 30 Jahren.

Durch das Leihgeschäft mit Kaufoption besteht für den Rekordmeister kaum eine Gefahr. Und: Da weiter nicht klar ist, wann und ob überhaupt Franck Ribéry auf den Rasen zurückkehren wird, ist Coman jetzt schon ein dickes Versprechen für die Zukunft.

Borussia Dortmund in Handelslaune

Beim offenbar schärfsten Verfolger in dieser Saison war in den letzten Tagen richtig was los. Borussia Dortmund liess erst Kevin Kampl und Oliver Kirch, und dann am letzten Transfertag auch noch Jakub Blaszczykowski und Kevin Grosskreutz gehen. Trainer Thomas Tuchel hat allen dreien klar zu verstehen gegeben, dass er in Zukunft kaum noch mit ihnen plant, weshalb alle drei Wechsel absolut nachvollziehbar sind.

Während Kirch im Spätherbst seiner Laufbahn in Paderborn in der 2. Liga anheuert, zog es Kuba nach Florenz und Grosskreutz zu Galatasaray in die türkische Süperlig. Kuba hat die EM im kommenden Jahr fest im Blick und wollte deshalb zu einem Klub wechseln, der zum einen fest auf ihn als Stütze des Teams baut und zum anderen auch international spielt. Florenz mit seiner traditionell offensiven Spielweise sollte gut zum Spiel des Polen passen.

Grosskreutz hatte ja in der Vergangenheit immer mal wieder betont, dass für ihn in Deutschland neben dem BVB nur der 1. FC Köln als Klub in Frage käme. Insofern ist ein Engagement im Ausland nur logisch - dass für Gala seit neuestem auch der "kölsche Jung" Lukas Podolski aufläuft, verschlechtert die Gemengelage zumindest schon mal nicht. Nach einem verlorenen Jahr kämpft der Weltmeister ab sofort um den Anschluss. Und Champions-League-Fussball kann er mit Gala auch noch spielen.

Im Gegenzug schnappte sich der BVB eins der grössten Sturmtalente des Kontinents. Zwar galt Andrij Jarmolenko von Dynamo Kiew lange als Favorit und absoluter Wunschspieler von Tuchel. Am Ende steht mit Adnan Januzaj aber auch ein echter Kracher. Der Belgier kosovo-albanischer Abstammung ist im offensiven Mittelfeld und in der Sturmspitze einsetzbar, der Linksfuss war bei Manchester United und Coach Louis van Gaal zuletzt aber nicht gesetzt.

Das Leihgeschäft mit der Borussia soll nun neuen Schwung bringen - für den Spieler, aber auch für den BVB. Mit Pierre-Emerick Aubameyang und Adrian Ramos verfügte die Borussia lediglich über zwei Stossstürmer. Mit dem Linksfuss Januzaj hat der BVB mehr Optionen und einen Spieler an der Angel, der bei einem entsprechenden Karriereverlauf auch eine gewisse Wertsteigerung verspricht.

Bekannte Namen für Leverkusen

Bayer Leverkusen hat einen grossen Teil der unverhofften Son-Millionen relativ schnell wieder reinvestiert. Mit Kevin Kampl und Javier Hernandez kommen zwei Spieler, die nahezu perfekt ins Anforderungsprofil passen. Kampl kennt als ehemaliger Bayer-Jugendspieler den Klub bereits, Javier "Chicharito" Hernandez bringt die Erfahrung von über 300 Profispielen für Manchester United und Real Madrid mit.

Für beide Spieler gab es in ihren jeweiligen Klubs keine grossen Perspektiven mehr, beim deutschen Spitzenklub und Champions-League-Teilnehmer dürften beide genügend Einsatzzeit bekommen, mit der mittelfristigen Aussicht, bald auch Stammkräfte zu werden.

Julian Draxler ist "Kevan de Bruynisic"

Den Rekordtransfer der letzten Stunden legte aber der VfL Wolfsburg hin: Ausgestattet mit den sagenhaften 75 Millionen aus dem De-Bruyne-Deal und nach dem zusätzlichen Abgang von Ivan Perisic zu Inter Mailand standen die Wölfe einigermassen unter Zugzwang. Mit Julian Draxler hat sich Dieter Hecking quasi einen Hybrid aus beiden Abgängen auf den Hof stellen lassen. Draxler kann sowohl auf dem Flügel, als auch im Zentrum in der Offensive spielen.

Die Rolle der neuen Gallionsfigur war Draxler auf Schalke stets eine Nummer zu gross, dazu kamen einige Verletzungen in den letzten Monaten und ein ziemliches Leistungsloch. Der Transfer nach Wolfsburg ist eine Chance, birgt aber auch Gefahren: Beim VfL muss sich Draxler erst in eine eingespielte, homogene Mannschaft spielen.

Auf Schalke wäre er einer der Hoffnungsträger für den Neustart gewesen. Wie schwer das sein kann, beweist das Beispiel von Andre Schürrle, der im ersten halben Jahr in Wolfsburg immer noch nicht recht angekommen scheint. Und De Bruynes Fussstapfen in Wolfsburg sind schon überdimensional gross. Immerhin erzielt Schalke mit Draxler die Rekordeinnahme von kolportierten 35 Millionen Euro. Für einen Klub mit einem dreistelligen Millionenbetrag an Verbindlichkeiten eine willkommene Einnahme.

Ex-Bayer Dante erweitert das Repertoire an Innenverteidigern nicht nur quantitativ. Der Brasilianer ist angesichts der anstehenden Dreifachbelastung eine notwendige Investition. Und für den Spieler die Chance, sich noch einmal neu zu beweisen.

Abkehr vom "Hamburger Weg"

Etwas unter dem Radar verlief der Wechsel von Aaron Hunt. Was aber nicht bedeutet, dass die Rochade minder brisant wäre. Dass Hunt, der 13 Jahre für Werder Bremen aktiv war, nun nach Wolfsburg ausgerechnet zum Hamburger SV wechselt, dürfte nicht überall auf Zustimmung treffen. Aber auch unter sportlichen Gesichtspunkten bleiben Fragezeichen. Gewiss hat Hunt seine Qualitäten schon ausreichend unter Bewies gestellt. Allerdings war er in den letzten Jahren auch immer enorm verletzungsanfällig und fehlte in vier Jahren mehr als 300 Tage wegen Verletzungen oder Krankheit.

Zum anderen ist er der nächste Spieler, dessen Transfer den einst propagierten Hamburger Weg konterkariert. Hunt ist bald 29 Jahre alt und hat zuletzt ein Jahr fast ausschliesslich auf der Bank gesessen. Von der gewünschten Verjüngungskur innerhalb der Mannschaft ist der HSV meilenweit entfernt, Transfers wie der von Ivica Olic, Emir Spahic oder jetzt Hunt erscheinen allenfalls wie kurzfristige Lösungen.

Dass der Wechsel mit kolportierten drei Millionen Ablöse auch einen anderen Wunschtransfer blockierte, passt da ins Bild. Offenbar hatte der HSV nach dem Hunt-Deal kein Geld mehr in der Kriegskasse. Der Wechsel des gewünschten Abwehrspielers war somit vom Tisch. Die Hamburger hatten sich für den Schalker Marvin Friedrich interessiert. Eins der grössten deutschen Innenverteidigertalente - und erst 19 Jahre jung.

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.