André Schürrle und Rückkehrer Mario Götze sollten die neuen Gesichter des BVB werden. Stattdessen nehmen sie meist auf der Bank Platz. Was läuft schief bei den ehemaligen Hoffnungsträgern von Borussia Dortmund?

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Stolze 52 Millionen Euro zahlte Borussia Dortmund im Sommer für Mario Götze und André Schürrle. Vereinsboss Hans-Joachim Watzke war überzeugt, dass das Geld gut angelegt ist. "Wir werden ihre Erfahrung in den wichtigen und kniffligen Spielen benötigen“, sagte er damals gegenüber dem Sport-Informations-Dienst (SID).

Die Wahrheit sieht anders aus: Götze und Schürrle sind in Dortmund meist Bankdrücker. Als Borussia Dortmund vergangenen Samstag gegen RB Leipzig siegte, erlebten die beiden Kumpels das Spiel komplett von der Bank. Dort haben sie ohnehin die meiste Zeit verbracht. Götze hatte in den ersten drei Spielen des Jahres nur einen Kurzeinsatz von 24 Minuten. In nur 14 der insgesamt 28 Pflichtspiele stand der 24-Jährige in der Startelf.

Vom WM-Helden zum Bankdrücker

Auch im heutigen DFB-Pokalspiel gegen Hertha BSC (20:45 Uhr, ARD) wird Götze auf der Bank Platz nehmen. Muskuläre Probleme werden als Grund genannt. Klar ist aber: Auch ein fitter Götze würde nicht in der Startelf stehen. "Andere Spieler haben aktuell ein bisschen mehr Selbstvertrauen, eine bisschen bessere Quote. Deshalb ist er momentan ein bisschen hinten dran“, sagt Trainer Thomas Tuchel über Götze.

Die Karriere des Mario Götze gleicht einer Achterbahnfahrt. 2013 wechselte er für 37 Millionen Euro zum FC Bayern München, galt neben Neymar als das grösste Talent im Fussball. 2014 schoss er Deutschland zum WM-Titel. Danach ging es in seiner Karriere nur noch bergab. Bei den Bayern wurde er zum Reservisten degradiert. Während der Europameisterschaft 2016 verlor er seinen Stammplatz in der Nationalmannschaft. Nun steht er auch in Dortmund auf dem Abstellgleis.

Mario Götze, ein Opfer des Systems

Die Fähigkeiten von Götze sind unbestritten: Er ist technisch stark, kann sich in den engsten Räumen durchdribbeln, lässt mit seiner ersten Ballberührung häufig den Gegenspieler aussteigen, hat zudem ein Auge für die Lücken in der gegnerischen Verteidigung. Als Zehner oder hängende Spitze kann er am ehesten glänzen.

Problem ist nur: Tuchel bevorzugt ein 4-3-3 oder wie gegen Leipzig eine 3-5-2 Formation. In beiden Systemen gibt es keinen klassischen Zehner, auch keine hängende Spitze. Der BVB definiert sich eher über schnelle Aussenspieler. Früher, als der 18-jährige Götze ganz Deutschland entzückte, konnte er auch als Rechts- oder Linksaussen glänzen. Heute fehlt ihm dafür die Explosivität.

Watzke ist trotzdem von Götze überzeugt. "Es gibt kaum einen Spieler, der so professionell wie Mario arbeitet. Egal, ob Ernährung oder Training, das ist alles top“, sagte er gegenüber der Bild. Ob der Trainer das genauso sieht? Eins ist klar: Sollte sich die Situation von Götze nicht verbessern, wird im Sommer über einen Weggang spekuliert.

Der ehemalige Trainer von Real Madrid, Bernd Schuster, sagt heute in der Bild: "Er wäre in vielen Mannschaften Europas Stammspieler. In seinem Fall würde ich sagen, er muss mal aus Deutschland raus.“ Ähnliche Worte kamen bereits von Ex BVB-Spieler Andréas Möller.

Starke Konkurrenz für Schürrle

Sein Kumpel André Schürrle hat diesen Schritt bereits gewagt. 2013 wechselte er nach England zum FC Chelsea, konnte sich dort aber nicht durchsetzen. Für den 26-Jährigen war das ein echter Karriereknick. Beim VfL Wolfsburg kam er daraufhin nie so richtig an, bei Borussia Dortmund nun genauso wenig.

Lediglich neun Einsätze hatte Schürrle in dieser Saison in der Bundesliga. Dass er zwischenzeitlich mit einer Innenbahndehnung am Knie ausfiel, ist nicht der einzige Grund.

Schürrle passt mit seinem Tempo zwar gut in das System seines früheren Förderers Tuchel. Doch die Konkurrenz ist stark: Pierre-Emerick Aubameyang, Marco Reus oder Ousmane Dembele haben ein höheres Standing. Und spielen wohl auch schlicht und einfach besser.

Der harte Kampf um die Stammposition

Dass Dembele nun aufgrund einer Oberschenkelverletzung ausfällt, vergrössert die Einsatzchancen für Schürrle. Doch muss er beständig Top-Leistungen bringen, um in Dortmund Stammspieler zu werden. Dass er in den ersten beiden Spielen des Jahres 2017 ordentlich spielte, gegen Bremen ein Tor erzielte und gegen Mainz eine Vorlage gab, war immerhin ein Anfang.

Nach dem Sieg in Bremen sagte er gegenüber dfb.de: "Es bestätigt meinen guten Formanstieg in der Vorbereitung und zeigt, dass ich sowohl mental als auch körperlich wieder voll da bin nach einer schweren Phase in der Hinrunde.“ Damals wusste er noch nicht, dass er bald wieder auf der Bank sitzen würde.

Mag die Situation von Götze und Schürrle ähnlich sein, so ist die öffentliche Wahrnehmung eine komplett andere. Tuchel sagt: "André Schürrle ist auch Weltmeister, ist auch Nationalspieler, aber läuft komplett unter dem Radar, während Mario komplett unter dem Brennglas steht.“

Womöglich ist das ein Grund für Götze, tatsächlich irgendwann über das Ausland nachzudenken.

Für beide Spieler gilt: Kein Beteiligter kann auf Dauer zufrieden sein, wenn sich am Status der Sitzenbleiber nicht bald etwas ändert.

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