Die aktuelle Personalsituation beim BVB wirft Fragen auf. Nicht nur der drohende Verlust von Achraf Hakimi macht deutlich, dass bei Borussia Dortmund bald Handlungsbedarf in Sachen Aussenverteidigung entstehen wird.

Christopher Giogios
Eine Kolumne
Diese Kolumne stellt die Sicht von Christopher Giogios dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Es war ein Moment für das BVB-Herz, als Marcel Schmelzer in der 89. Minute das fünfte Tor beim 6:1-Kantersieg gegen den SC Paderborn erzielte. Schmelzer, ehemaliger Kapitän und einer der letzten Verbliebenen aus der Klopp-Ära, gilt für viele Dortmunder Fans als Identifikationsfigur.

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Zusätzlich reiht sich Schmelzer ein in die herausragenden Leistungen der Dortmunder Aussenverteidiger. Seit der Wiederaufnahme des Spielbetriebs haben vor allem Raphaël Guerreiro (3 Tore) und Achraf Hakimi (2 Tore) mit ihren Treffern dazu beigetragen, dass der BVB seinen zweiten Platz weiter festigen konnte.

Künftige Personalsituation beim BVB: Abgänge, Karriereenden und Nachwuchsprojekte

Doch der Ausblick in die nächsten Spielzeiten wirft die Frage auf, wie sich die Borussen zukünftig defensiv aufstellen werden. Werfen wir einen Blick auf die Personalsituation: Mit Marcel Schmelzer und Lukasz Piszczek hat man zwei Aussenverteidiger der alten Schule, die den Zenit ihrer Karriere überschritten haben. Nichtsdestotrotz hat vor allem der 35-jährige Pole in dieser Saison mit 20 Startelfeinsätzen auf der rechten Seite seine Verlässlichkeit demonstriert. Folgerichtig wurde sein Vertrag um ein weiteres Jahr verlängert, bevor er im Sommer 2021 wohl seine Karriere beenden wird. Auch Marcel Schmelzer ist noch bis 2021 beim BVB, allerdings wird sich der 32-Jährige überlegen müssen, ob er anderswo mehr Spielzeit bekommen kann.

Nico Schulz hingegen, erst letztes Jahr für stolze 25 Millionen Euro aus Hoffenheim gekommen, konnte bislang nicht überzeugen und spielt in den aktuellen Planungen von Lucien Favre keine wirkliche Rolle. Als eine Art jüngere Version von Marcel Schmelzer geholt, hat er vor allem seit der Umstellung auf die Dreierkette kaum Minuten bekommen. Ein Abgang ist nicht unwahrscheinlich, da der 27-Jährige sicherlich seine besten Jahre nicht auf der Bank verbringen möchte.

Wohin geht es für Hakimi?

Die herausragende Personalie auf dem Flügel ist jedoch Achraf Hakimi. Der von Real Madrid ausgeliehene Marokkaner ist für viele der eigentliche Shootingstar, der ein wenig im Schatten des europaweit umworbenen Jadon Sancho steht. Mit neun Toren (alleine vier in der Champions League) und zehn Vorlagen hat der 21-Jährige einen wesentlichen Anteil an der Dortmunder Offensive.

Gleichzeitig lässt dies auch seine Schwächen hervortreten: So engagiert Hakimi nach vorne arbeitet, so sehr fiel er vor allem in der Hinrunde durch Stellungs- und Konzentrationsfehler in der Defensive auf, was auch von Trainer Favre diverse Male adressiert wurde.

Dennoch würde der BVB Hakimi liebend gerne über die Leihe hinaus behalten. Allerdings steht in diesem Sommer die Rückkehr zu den Königlichen an, wo Hakimi noch einen Vertrag bis 2022 hat. Dort müsste er sich aber auf der rechten Seite dem Konkurrenzkampf mit Daniel Carvajal stellen. Noch halten sich alle Beteiligten eher bedeckt, was Hakimis Zukunft angeht. Für den BVB aber dürfte es einen herben Verlust darstellen, wenn man ihn nicht wieder zurückholen kann.

Ein Spieler im BVB-Kader hat ebenfalls in Spanien eine hervorragende Ausbildung genossen – beim FC Barcelona. Mateu Morey, letztes Jahr zum BVB gestossen, hat beim Spiel in Paderborn zum ersten Mal Bundesligaluft geschnuppert. Spielpraxis hat der junge Spanier bisher vor allem in der Regionalliga West bei der zweiten Mannschaft bekommen. Derzeit scheint es eher unrealistisch, dass Morey in den nächsten Monaten zur Stammkraft in der Aussenverteidigung reifen könnte. Seine Entwicklung ist eher als Langzeitprojekt anzusehen.

Entscheidend für die Planung ist und bleibt die taktische Ausrichtung des BVB

Eines muss man aber bei allen künftigen Planungen beachten: Mit der Umstellung auf die Dreierkette haben die Aussenverteidiger beim BVB eine wesentlich offensivere Rolle als zuvor im 4-2-3-1. Auch deshalb stechen Guerreiro (mit dem der Verein durch die Vertragsverlängerung im Winter langfristig planen kann) und Hakimi durch zahlreiche Tore und Assists heraus.

Damit steht auch das Anforderungsprofil für künftige Verpflichtungen fest, welches gerade nicht der Rolle des "klassischen" defensiven Aussenverteidigers entspricht, wie sie von Schmelzer und Piszczek interpretiert wird.

Es bleibt spannend, ob und wie der BVB im Sommer auf dem Transfermarkt aktiv wird, um zukünftige Löcher zu stopfen.

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