Der FC Bayern hat auf den schwachen Saisonstart sowie viele weitere Probleme reagiert und Trainer Carlo Ancelotti entlassen. Der Zeitpunkt mag überraschen - die Entscheidung war dennoch überfällig.
Welttrainer folgt auf Welttrainer: Als
Der grösste verfügbare Name auf dem Trainermarkt. Ein Mann, der mehrfach bewiesen hatte, das schaffen zu können, was Guardiola in München versagt blieb: die Champions League zu gewinnen.
Es wäre grotesk, den Bayern nun nach der Entlassung des Italieners nachzusagen, mit der Verpflichtung Ancelottis einen Fehler begangen zu haben.
Dafür ist Ancelotti ein zu grosser Name im Trainergeschäft gewesen - und ist es noch immer.
Nach etwas mehr als einem Jahr steht nur eines fest: Ancelotti und Bayern - das hat nicht gepasst!
Zu viele Probleme unter Ancelotti
Bayerns Knallhart-Entscheidung, den Star-Coach nach nur sechs Bundesliga- und zwei Champions-League-Spieltagen zu feuern, überrascht zwar ein wenig.
Dennoch muss man
Zum einen waren da die Querelen mit den Spielern. Ancelotti hatte es sich zu Saisonbeginn mit Thomas Müller verscherzt, dann auch mit Franck Ribéry und
Letztere schmorten beim 0:3-Debakel bei Paris Saint-Germain auf der Bank, Robben wurde erst in der 69. Minute beim Stand von 0:3 eingewechselt - eine Ohrfeige für den Niederländer.
Den Rückhalt bei diesen Führungsspielern hatte der Italiener ohnehin offenkundig verloren. Und es wirkte nicht so, als könnte der stets brummig und distanziert wirkende Ancelotti das zerrüttete Verhältnis zu seinem Team noch kitten. Dies hätte höchstens mit sportlichen Erfolgen geklappt, die aber mehr und mehr ausblieben.
Neben diesen menschelnden Schwierigkeiten lag das Hauptproblem dennoch auf dem Platz: Ancelotti hielt stur am traditionellen 4-2-3-1-System fest. Egal ob es gut oder schlecht lief, egal wie der Gegner agierte: Ancelotti vertraute auf diese Variante, wirkte damit nicht so, als ob er die Entwicklungen im modernen Fussball auf seine Art des Coachens adaptieren könne - und stellte damit einen harten Kontrast zu Vorgänger Guardiola dar.
Der Katalane schien es mit seiner Flexibilität und den Anforderungen an seine Spieler hier und dort zu übertreiben. Dennoch machte diese variable Spielweise die Münchner deutlich weniger ausrechenbar, als sie es unter Ancelotti waren.
Offenkundig wurde dies auch beim Debakel in Paris, bei dem sich die Gastgeber schnell auf die Spielweise der Bayern einstellten und die Münchner nur selten ein Rezept fanden, hochkarätige Torchancen herauszuspielen.
Für den Umbruch muss ein neuer Trainer her
Auch für den angedachten personellen Umbruch ist die Trainerentlassung überfällig. Ob Joshua Kimmich, Kingsley Coman oder der einst als Top-Talent gehandelte und in dieser Saison an Swansea City verliehene Renato Sanches: Ancelotti hat keinen dieser talentierten Spieler weiterentwickelt.
Im Gegenteil: In der vergangenen Saison schmorten alle drei allzu oft nur auf der Ersatzbank. Und vom Unterbau rückt einzig Torwart-Talent Christian Früchtl nach.
Trotz drei Punkten Rückstand auf Borussia Dortmund hat der FC Bayern natürlich noch alle Chancen, sein Ziel in der Bundesliga zu erreichen: die sechste Meisterschaft in Folge zu gewinnen. Und auch der DFB-Pokal-Sieg ist trotz der schweren Aufgabe, als nächstes bei RB Leipzig anzutreten, voll eingeplant.
Doch wer die Leistung von Real Madrid beim BVB gesehen hat, wer zudem insbesondere den FC Barcelona, Manchester City, FC Chelsea, Paris Saint-Germain und selbst das so lange schwächelnde Manchester United in dieser Saison verfolgt, muss erkennen, dass die Bayern unter Ancelotti nicht mehr zu den Top-Favoriten auf den Champions-League-Triumph gehörten.
Allein diese Erkenntnis rechtfertigt die Trainerentlassung. Denn eines werden die Bayern niemals tun - sich mit dem Zweitbesten zufrieden geben.
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