Endlich gibt es mal wieder ein mit Spannung erwartetes Spitzenspiel in der Bundesliga. Die bisher in dieser Saison noch ungeschlagenen Leverkusener (52 Punkte) empfangen den Serienmeister vom FC Bayern (50 Punkte). Wer entscheidet das Topspiel für sich? Ein Pro und Contra.
Pro: Der FC Bayern zeigt sein Topspiel-Gesicht und schlägt Bayer Leverkusen
von Ludwig Horn
Der FC Bayern wird das Topspiel gegen Bayer Leverkusen gewinnen. Warum? Weil die Münchner nicht umsonst zuletzt elfmal in Folge die deutsche Meisterschaft gewonnen haben. Die Dominanz der Heynckes- und Guardiola-Jahre mag zwar vorbei sein, aber auch in der jüngeren Vergangenheit hat der deutsche Rekordmeister bewiesen, dass er in den grossen Spielen in aller Regel liefert.
Es gab seit Anfang 2015 in der Bundesliga 21 Spiele, in denen der FC Bayern als Tabellenführer- oder zweiter auf den Tabellenführer oder -zweiten traf. Die Bayern gewannen 14 dieser Spiele, sieben endeten mit einem Unentschieden. Verloren haben sie nie.
Die jüngsten Beispiele dafür sind die Partien in Dortmund (Zweiter gegen Vierter) Anfang November und gegen Stuttgart (Zweiter gegen Dritter) Mitte Dezember 2023. Gegen den BVB waren die Bayern angeschlagen von einer peinlichen Pokal-Pleite gegen Saarbrücken angetreten und schossen die Schwarzgelben anschliessend mit 4:0 aus dem Stadion. Gegen die aufstrebenden und spielstarken Stuttgarter setzten sich die Bayern mit 3:0 durch.
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Und gegen Leverkusen? Gab es im September in der Hinrunde ein aus Leverkusener Sicht am Ende schmeichelhaftes 2:2. Die Werkself bekam in der Nachspielzeit nach VAR-Eingriff einen zweifelhaften Elfmeter zugesprochen, den Exequiel Palacios zum Endstand verwandelte.
Auch in der Gesamtstatistik hat der FC Bayern die Nase vorn. In bisher 96 Duellen gewann Bayern 57-mal, Leverkusen kommt auf 20 Siege, 19-mal trennten sich beide Teams Unentschieden. Für den FC Bayern spricht ausserdem die Erfahrung. Leverkusen hat drei Pokale in der Vitrine stehen: Einen Uefa-Cup, einen DFB-Pokal und eine Zweitligaschale. Demgegenüber stehen Bayerns 33 Bundesliga-Titel, 20 DFB-Pokal-Siege und sechs Titel in der Champions-League beziehungsweise dem Vorgängerwettbewerb. Hinzu kommen diverse Supercup- und Weltpokalsiege.
Ein weiteres, wenn auch nicht überraschendes Ass im Ärmel hat der FC Bayern mit Stürmerstar
Contra: Das Momentum und der Teamgeist sprechen für Bayer Leverkusen
von Michael Schleicher
Am Wochenende steht mit dem Duell Bayer Leverkusen gegen den FC Bayern wieder ein echtes Bundesliga-Spitzenspiel an. Erster gegen Zweiter, Alonso gegen Tuchel – mehr geht in Fussball-Deutschland aktuell nicht. Doch diesmal wird der Abo-Meister aus München nicht als Sieger vom Platz gehen. Vielmehr kann Leverkusen einen Dreier feiern – und das gleich aus mehreren Gründen.
Die Gastgeber werden alles daran setzen, ihre Ungeschlagen-Serie in der Liga weiter auszubauen. 16 Siege und vier Unentschieden nach 20 Spielen, diese Zahlen sprechen für sich. Bayer wird zuhause mit mehr als breiter Brust in das Topspiel gehen.
Einer der Hauptgründe, warum Leverkusen aktuell ganz oben steht und noch ungeschlagen ist, ist die starke Defensive. Erst 14 Gegentore kassierte die Werkself bislang in dieser Spielzeit. Aber auch vorne läuft es: Mit 52 Toren stellt Leverkusen die zweitbeste Offensive der Liga. Dazwischen zieht der überragend aufspielende Neuzugang Granit Xhaka im Mittelfeld die Fäden. Bleibt nur zu sagen: In dieser Saison ist Bayer Leverkusen in jedem Mannschaftsteil hervorragend besetzt.
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Was vor dem Spitzenspiel zu den grössten Bayer-Trümpfen gehört: Die Alonso-Truppe hat das Momentum auf ihrer Seite. Nach Last-Minute-Siegen gegen Augsburg (1:0) und Leipzig (3:2) in der Liga gab es zuletzt im DFB-Pokal mit dem 3:2-Siegtreffer durch Jonathan Tah in der 90. Minute den nächsten Leverkusener "Lucky Punch". Es läuft derzeit – und allgemein – einfach bei Bayer. Gegen dieses Momentum kann auch das Münchner Star-Ensemble nicht ankommen.
Was jedoch Voraussetzung für solche Siege in letzter Sekunde ist: Mannschaftliche Geschlossenheit und der gemeinsame Glaube an den Erfolg. Nicht erst seit den letzten Spielen ist zu sehen, wie stark der Teamgeist innerhalb des hochkarätig besetzten Teams ist. Der Zusammenhalt ist da, auch verletzungsbedingte Ausfälle (Boniface, Palacios) und Abwesenheiten durch den Afrika-Cup (Tapsoba, Kossounou) konnte die Mannschaft so bestens kompensieren. Der Wille ist spürbar: Dieses Jahr soll ein Titel her! Leverkusen möchte den Mythos "Vizekusen" endlich zum Bröckeln bringen.
Der Sieg im Pokal gegen die starken Stuttgarter gebe dem Team nun "einen Push", erklärte Tah nach der Partie. Mit diesem Push wird Leverkusen am Samstag gegen den FC Bayern gewinnen und den deutschen Rekordmeister auch vom Meister-Thron stossen. Zumindest in dieser Saison.
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