Der FC Bayern testet seine Spieler bereits auf das Coronavirus, die Politik hält Geisterspiele in der Bundesliga im Mai für denkbar. Das ist mit hohem Aufwand und zahlreichen Einschränkungen verbunden - und sorgt mancherorts für Skepsis.

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Karl-Heinz Rummenigge, der Vorstandsvorsitzende des FC Bayern München, erwähnte kürzlich in einem Interview mit der italienischen Zeitung "Corriere della Sera", dass beim Rekordmeister bereits zweimal wöchentlich auf Corona getestet würde.

Der Aufschrei als Reaktion auf dieses Statement fiel gering aus, weswegen sich die Frage stellt, wie andere Klubs in der aktuellen Situation verfahren.

Auf Nachfrage unserer Redaktion gab Borussia Mönchengladbach an, dass man für Statements zum aktuellen Thema nicht zur Verfügung stehe. Die TSG Hoffenheim und Fortuna Düsseldorf verwiesen auf die DFL respektive auf die Versammlung der Klubs, die am 23. April stattfinden wird.

Bei dieser Versammlung wird auch die "Medizinische Task Force" zu Wort kommen, die sich mit Themen wie der Durchführung von Tests beschäftigt.

Bundesliga könnte trotz Coronakrise am 9. Mai wieder spielen

Die Saison in der Bundesliga soll zu Ende gespielt werden. Da sind sich die Klubs einig, andernfalls drohen finanzielle Einbussen noch ungeklärten Ausmasses.

Hoffnung entsteht durch Aussagen aus der Politik, denn die Ministerpräsidenten Markus Söder und Armin Laschet halten eine Rückkehr in den Spielbetrieb am 9. Mai für möglich. Zumindest dann, wenn entsprechende Hygienemassnahmen eingehalten und Vorkehrungen getroffen werden.

Zu diesen Vorkehrungen gehört auch eine Erfassung des Gesundheitszustands der Spieler. Das heisst, dass umfassende Tests notwendig sind - zweimal pro Woche im Idealfall. So können infizierte Spieler schneller isoliert werden.

Laut einem Bericht der "Bild" soll weiterhin versucht werden, die Saison bis zum 30. Juni zu beenden. Ab dem geplanten Start am 9. Mai müssten die mehr als 500 Spieler sieben Wochen lang je zweimal getestet werden. Alleine in diesem Zeitraum wären mehr als 7000 Tests notwendig, alleine für die Bundesliga.

FC Bayern München ein Einzelfall?

Die Zahl der nötigen Tests ist aber noch weit höher, denn auch die Schiedsrichter, das Trainerteam und andere Betreuer müssen regelmässig getestet werden.

Zudem wird nicht erst ab dem 9. Mai getestet, sondern - wie Rummenigge bestätigte - teilweise schon heute. Ohne die Auskunft der anderen Klubs ist nicht bestimmbar, wie viele Tests schon jetzt durchgeführt werden. Naheliegend ist jedoch, dass der FC Bayern hier keinen Einzelfall darstellt.

Ein entscheidender Punkt bei der Diskussion um die Wiederaufnahme des Spielbetriebs ist die Vermittelbarkeit für die Bevölkerung. Ist es vertretbar, dass symptomfreie Sportler mehrfach pro Woche getestet werden, während es anderswo bisweilen noch immer Anstrengungen benötigt, um an Tests zu kommen? Ein Sonderstatus, so teilte die DFL in einem offiziellen Statement mit, soll unbedingt vermieden werden.

Tests für Fussballprofis: Reichen die Kapazitäten?

Dafür ist es notwendig, dass die Tests der Profifussballer keine Kapazitäten blockieren, die anderweitig benötigt würden. Die DFL liess wissen, es gehe "an den Fakten vorbei, wenn unterstellt wird, dass eine mögliche engmaschige Testung eine Unterversorgung der Bevölkerung verursache".

Darüber hinaus wird auf die "Akkreditierten Labore in der Medizin" (ALM) verwiesen, die bestätigten, dass rund 640.000 Tests pro Woche zur Verfügung stehen. Das derzeit diskutierte Konzept erfordert also weniger als 0,5 Prozent der gegenwärtigen Testkapazität.

Theoretisch besteht also kein Kapazitätsengpass, gleichzeitig muss aber nicht nur die Möglichkeit einer Testauswertung gegeben sein. Es müssen auch Materialien wie Reagenzien und Abstrichtupfer in entsprechenden Mengen vorhanden sein.

Die DFL betonte in ihrer Stellungnahme, dass man "die Versorgung der Bevölkerung selbstverständlich nicht beeinträchtigen wird", wenn es zu Engpässen kommen sollte. Einen Sonderstatus für die Bundesliga soll es also nicht geben.

Bundesliga trotz Coronavirus: Eine Gratwanderung

Die Rückkehr der Bundesliga würde für zahlreiche Fussballfans eine Teilrückkehr zur Normalität bedeuten und aufgrund der neuesten Entwicklungen ist die Wiederaufnahme des Spieltriebs im Mai denkbar. Aber sie ist auch eine Gratwanderung.

Die Massnahmen, die möglicherweise nach der eingangs erwähnten Versammlung der Klubs detaillierter umschrieben werden, müssen lückenlos greifen.

Infizierte Spieler müssen isoliert werden, die Testung muss regelmässig und genau erfolgen. Kleinste Fehler, Abweichungen oder eine Verschlimmerung der Lage im Land könnten Konsequenzen auf den Spielbetrieb haben. Das ist viel Aufwand für die "schönste Nebensache der Welt", den Fussball - und nicht für jeden nachvollziehbar.

Verwendete Quellen:

  • "Corriere della Sera": Rummenigge bestätigt Corona-Tests.
  • "Bild.de": Söder, Spahn & Laschet: Geisterspiele ab 9. Mai denkbar
  • "Transfermarkt.de: Übersicht Bundesliga
  • DFL.de: Stellungnahme des Präsidiums
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