Borussia Dortmund läuft den eigenen Ansprüchen weiter deutlich hinterher. In Kiel zeigt sogar der Aufsteiger dem BVB, wie einfach Fussball sein kann. Boss Ricken stellt sich dennoch vor Coach Sahin.
Angeführt von BVB-Kapitän
Auch Can war mächtig angefressen. "Wir kriegen es nicht hin. Wir haben heute gar keine Torchance, haben den Ball nur hin- und hergeschoben", kritisierte der Nationalspieler beim TV-Sender Sky. "Das hat auch was mit Ehre zu tun, bei allem Respekt vor Kiel. Du kommst als BVB hierhin und kassierst vier Tore. Und das geht nicht. Wir müssen uns an die eigene Nase fassen." Er betonte aber auch: "Es liegt nicht am Trainer."
Rückendeckung für Sahin - der kündigt Konsequenzen an
Ricken stellte sich ebenfalls vor Trainer
Sahin selbst kündigte nach dem katastrophalen Auftritt unterdessen einen schonungslosen Umgang mit seinen Profis angekündigt. "Dass es Konsequenzen haben wird, ist ja klar", sagte Sahin nach der "beschämenden Nicht-Leistung" bei Holstein Kiel.
Selbst das Minimalziel Platz vier ist für den BVB nach der schlechtesten Hinrunde seit zehn Jahren in ernster Gefahr. Sahin betonte mehrfach, "die volle Verantwortung für diese Leistung" zu übernehmen, die nichts mit der Grippewille zu tun habe, die den BVB zuletzt geschwächt hatte. "Auch wenn wir mit elf kranken Spielern gespielt hätten, können wir so eine Leistung nicht bringen", sagte der 36-Jährige.
Sahin kündigte in der Aufarbeitung des Debakels eine grosse Ehrlichkeit an. "Ehrlichkeit, wenn man in den Spiegel schaut. Ehrlichkeit gegenüber der Mannschaft. Ehrlichkeit im Verein", sagte Sahin: "Es ist Zeit, dass wir sowohl in der Mannschaft als auch komplett uns die Wahrheit sagen."
Die Wahrheit sei es, dass Dortmund das Spiel in Kiel hergeschenkt habe und aktuell kaum sportliche Ansprüche stellen könne. "Wer acht Punkte Rückstand auf die Champions-League-Plätze hat, darf nicht über die Champions League reden", sagte Sahin bei Sky: "Unsere Realität ist eine andere."
Spielunterbrechung wegen Pyro im Kieler Block
Für phasenweise furios aufspielende Kieler, die als Vorletzter nun elf Punkte gesammelt haben, trafen Shuto Machino (27. Minute), Phil Harres (32.) und Alexander Bernhardsson (45.+4). Nach dem Wechsel verkürzten Giovanni Reyna (71.) und Jamie Gittens (77.), Kiels eingewechselter Routinier Lewis Holtby sah wegen groben Foulspiels die Rote Karte (86.).
Weil die euphorisierten Kieler Fans in der ersten und zu Beginn der zweiten Halbzeit das Spielfeld mittels Pyrotechnik stark vernebelten, war das Spiel gleich zweimal kurzzeitig unterbrochen.
Die Dortmunder, die vor dem Anpfiff den Wechsel von Donyell Malen zu Aston Villa mitteilten, hatten in Durchgang eins zwar oft den Ball und kamen zu sechs Ecken, blieben vor dem von Timon Weiner gehüteten Kieler Tor aber harmlos. Einzig ein Distanzschuss von Stürmer Serhou Guirassy sorgte in der Anfangsphase für ein wenig Gefahr.
So ideen- und harmlos die Gäste offensiv auftraten, so sorglos präsentierten sie sich defensiv. Vor dem 0:1 liess sich Nationalspieler
Harres schneller als Can
Fünf Minuten später stand es schon 2:0: Lasse Rosenboom schickte von rechts eine scharfe Flanke vors BVB-Tor, wo Harres schneller reagierte als Can und wuchtig einköpfte. Auch für ihn war es Saisontor Nummer sieben.
Während Sahin beim 2:3 gegen Leverkusen noch auf etliche Spieler krankheitsbedingt hatte verzichten müssen, konnte er gegen Kiel in der Abwehr wieder auf Nico Schlotterbeck, Ramy Bensebaini und Kapitän Can zurückgreifen. Die Stabilität fehlte trotzdem.
Immer wieder schalteten die Kieler schnell um und stürzten den BVB damit ins Chaos. Das 3:0, als Bernhardsson nach einer feinen Kombination über die linke Seite frei vor Kobel vollstreckte, sorgte im kalten Stadion für ein weiteres Stimmungshoch.
Sahin wechselt Torschütze ein
Nach der Pause schickte Sahin zunächst Waldemar Anton und Maximilian Beier für Julian Ryerson und Bensebaini aufs Feld, später kamen noch Yan Couto und Reyna für Julien Duranville und Marcel Sabitzer.
Und tatsächlich fand der keineswegs glanzvoll aufspielende BVB noch mal ins Spiel. Reyna und Gittens verkürzten binnen sechs Minuten fast aus dem Nichts. Das Zittern auf Kieler Seite begann - erst recht, als Holtby für eine ebenso unnötige wie heftige Grätsche von hinten gegen Felix Nmecha vom Feld musste. Doch in der langen Nachspielzeit setzte Arp den finalen Stich, als er den Ball aus über 40 Metern ins von Torhüter Gregor Kobel verlassene BVB-Tor schob. (dpa/SID/bearbeitet von cgo und ank)
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