• Am letzten Spieltag in der ersten und zweiten Fussball-Bundesliga zeigen die Unparteiischen und ihre Video-Assistenten gute Leistungen, auch in den entscheidenden Partien.
  • Keine einzige Entscheidung steht im Fokus.
  • Zwei Shooting Stars der Saison überzeugen besonders.
Eine Analyse
Dieser Text enthält eine Einordnung aktueller Ereignisse, in die neben Daten und Fakten auch die Einschätzung des Autors einfliesst. Hier finden Sie Informationen über die verschiedenen journalistischen Textarten.

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Die Schiedsrichter und auch die Video-Assistenten in der ersten und zweiten Bundesliga dürften am vergangenen Wochenende erleichtert aufgeatmet haben. Erst kürzlich gab es noch hitzige öffentliche Debatten über fehlende VAR-Eingriffe, nicht gegebene Elfmeter und den Vorschlag, ehemalige Profifussballer im "Kölner Keller" einzusetzen.

Doch den letzten Spieltag in den beiden höchsten deutschen Spielklassen brachten die Unparteiischen über die Bühne, ohne dass anschliessend viel über sie und ihre Entscheidungen diskutiert wurde. Und das Fehlen von Kritik ist für Referees ja durchaus eine Form der Anerkennung.

Kaum strittige Situationen am Wochenende

Begünstigt wurde das zweifellos dadurch, dass die Schiedsrichter und die VAR vergleichsweise wenige strittige Situationen zu bewerten hatten. Zwei davon gab es in der Partie zwischen Borussia Dortmund und Hertha BSC (2:1), nach der die Berliner auf Platz 16 abrutschten, der zwei Relegationsspiele bedeutet.

Nach einer Viertelstunde lief Ishak Belfodil auf der rechten Angriffsseite in den Strafraum der Gastgeber und schlug einen Haken um seinen Gegenspieler Dan-Axel Zagadou. Der Dortmunder Abwehrspieler geriet dadurch in eine gegenläufige Bewegung und traf beim vergeblichen Versuch, den Ball zu erreichen, mit seinem rechten Fuss Belfodils linken Unterschenkel.

Der Herthaner ging zu Boden, Schiedsrichter Tobias Stieler entschied auf Strafstoss. Doch fast gleichzeitig hob sein Assistent die Fahne, um anzuzeigen, dass sich Belfodil zuvor beim Zuspiel im Abseits befunden hatte. Daraufhin nahm der Unparteiischen seine Elfmeterentscheidung zurück – aber auch dabei sollte es nicht bleiben.

Denn Video-Assistent Benjamin Brand überprüfte die Szene und fand heraus, dass Belfodil nicht im Abseits gewesen war. Damit hätte Stieler zu seiner ursprünglichen Entscheidung, den Berlinern einen Strafstoss zuzusprechen, ohne On-Field-Review zurückkehren können. Doch er beschloss, sich die Szene selbst noch einmal anzusehen.

Stielers Elfmeterentscheidungen sind hart, aber vertretbar

Das war schon aufgrund der Transparenz und der Klarheit in diesem für die Hertha so bedeutsamen Spiel zweckmässig, schliesslich könnte bei der Abfolge "Strafstoss – kein Strafstoss, sondern Abseits – doch kein Abseits, sondern Strafstoss" so mancher den Überblick verloren haben. Den Elfmeter zu geben, den Belfodil selbst zum 0:1 verwandelte, war dabei eine zumindest vertretbare Entscheidung.

Zwar war der Treffer an Belfodils Unterschenkel nicht besonders heftig, aber doch ein deutlicher Impuls gegen das Standbein. Dass Tobias Stieler diesen als ausschlaggebend dafür bewertete, dass der Berliner fiel, war jedenfalls nachvollziehbar, zumal die Zweikampfbewertung der Referees in dieser Partie insgesamt eher streng war.

Nach 65 Minuten gab es auch für den BVB einen Strafstoss. Vorausgegangen war ein Handspiel von Herthas Abwehrspieler Marvin Plattenhardt im eigenen Strafraum. Stieler hatte Plattenhardts Ballkontakt mit dem Unterarm wahrscheinlich gar nicht gesehen, jedenfalls kam es zu einem weiteren On-Field-Review.

Auch die darauf folgende, zweite Elfmeterentscheidung gehört in die Kategorie "hart, aber vertretbar": Zwar kam der Ball für Plattenhardt etwas überraschend aus kurzer Distanz von seinem Mitspieler Santiago Ascacíbar, doch der Herthaner hatte seinen Arm vorher ein Stück abgespreizt und damit die Körperfläche vergrössert.

Schröder und Jablonski: Die Shooting Stars überzeugen

Die am Ende dramatische Begegnung des VfB Stuttgart gegen den 1. FC Köln (2:1) brachte Schiedsrichter Robert Schröder, der in dieser Saison schon mehrmals mit der Leitung eines potenziell brisanten Spiels betraut worden war, unterdessen souverän über die Runden.

Der – verschossene – Strafstoss für den VfB in der elften Minute nach einem Foulspiel von Luca Kilian gegen Tiago Tomas war absolut berechtigt. Ob Saša Kalajdžić bei seinem nach dem folgenden Eckstoss erzielten Kopfballtreffer zum 1:0 den Arm unfair gegen Timo Hübers eingesetzt hatte, liess sich mit den Fernsehbildern nicht aufklären. Eine Schlagbewegung gegen den Kölner Verteidiger war jedenfalls nicht auszumachen.

Jablonski zeigte sich grosszügig

Auch Sven Jablonski – wie Schröder einer jener Referees, die in dieser Spielzeit immer wieder in Partien eingesetzt wurden, die stärker im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit standen – überzeugte im Spiel Bayer Leverkusen gegen den SC Freiburg (2:1).

Mit der Gelben Karte für den Freiburger Maximilian Eggestein nach dessen Treffer mit der Sohle an der Achillessehne und dem Knöchel von Moussa Diaby steckte er bereits nach zwei Minuten klar die Grenzen ab. Als Diaby eine Viertelstunde später im Sprung kurz mit den Stollen auf Eggesteins Knie trat, sich so gewissermassen revanchierte und ebenfalls verwarnt wurde, wäre auch ein Feldverweis in Betracht gekommen.

Es passte aber zu Jablonskis alles in allem recht grosszügiger Linie in dieser für die Freiburger so wichtigen Begegnung, dass er es, weil ein Ermessensspielraum vorhanden war, bei Gelb beliess – und dafür Akzeptanz fand.

Aufstiegskampf in der Zweiten Liga: Brych, Aytekin, Zwayer souverän

Im Spiel zwischen dem 1. FC Union Berlin und dem VfL Bochum (3:2) liess der Unparteiische Marco Fritz ebenfalls nichts anbrennen. Als der Bochumer Robert Tesche nach 23 Minuten im eigenen Strafraum seinen linken Arm in die Flugbahn des Balles hielt, lief die Partie zwar zunächst weiter.

Doch nach dem berechtigten Eingriff des Video-Assistenten Pascal Müller und dem folgenden On-Field-Review gab Fritz schliesslich doch noch den fälligen Strafstoss, den Taiwo Awoniyi zum 2:0 verwandelte.

In der Zweiten Bundesliga zeigten die Unparteiischen am letzten Spieltag vor allem in den Begegnungen, in denen es um den Aufstieg ging, ebenfalls einwandfreie Leistungen. Ihre sportliche Leitung hatte dazu auch einige der absoluten Spitzenkräfte entsandt.

Felix Brych pfiff das Spiel Hansa Rostock – Hamburger SV (2:3), Deniz Aytekin amtierte in der Partie des SV Darmstadt 98 gegen den SC Paderborn 07 (3:0), und Felix Zwayer beaufsichtigte die Auseinandersetzung zwischen Werder Bremen und Jahn Regensburg (2:0).

Alle drei erledigten ihre Aufgaben geräuschlos, sicher und souverän. Das ist sehr wohl der Rede wert, gerade nach den jüngsten Diskussionen.

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