Eintracht Frankfurt hat wie erwartet Dino Toppmöller verpflichtet. Für den 42-Jährigen ist es die erste grosse Station als Chefcoach. Doch wie tickt der Sohn von Ex-Eintracht-Trainer Klaus Toppmöller? Wir stellen ihn näher vor.
Dino Toppmöller kann eigentlich nichts mehr schockieren oder überraschen. Denn wer in der vergangenen Saison zum Trainerstab des FC Bayern München gehörte, hat so ziemlich alles erlebt, was der Profifussball an Chaos, Problemen und Kuriositäten so zu bieten hat.
Er sammelte als Co-Trainer von
Denn auch die Eintracht ist speziell, was die generelle Gemengelage angeht. Die "Diva vom Main" ist oft unberechenbar, das Umfeld gerne euphorisch und immer emotional, die Medien sind bisweilen angriffslustig, kritisch und kompliziert, und die Erwartungen und eigenen Ansprüche sind nach den Erfolgen der vergangenen Jahre enorm gestiegen. Was muss ein Trainer der Hessen also grundsätzlich mitbringen? "Er muss eine gewisse Empathie ausstrahlen. Er muss mit den Medien, die in Frankfurt manchmal nicht ganz so einfach sind, umgehen können", so
Kann Toppmöller Frankfurt?
Stellt sich die Frage: Kann Toppmöller Frankfurt? Also den Klub, den sein Vater Klaus von Juli 1993 bis April 1994 trainierte und bei dem Dino selbst in der Zweitliga-Saison 2002/03 als Spieler (16 Spiele, drei Tore) angestellt war? Es ist sein erster Job als Cheftrainer nach drei Jahren als zweiter Mann hinter Julian Nagelsmann, der den 42-Jährigen 2020/21 zu RB Leipzig geholt und dann ein Jahr später zum FC Bayern mitgenommen hatte. Als Nagelsmann im März überraschend freigestellt wurde, musste auch Toppmöller gehen. Für ihn zahlt die Eintracht nun angeblich eine Ablöse in Höhe von 250.000 Euro.
Für Toppmöller ist es die erste grosse Chance seiner noch jungen Trainer-Karriere, und dafür hat er sich keine einfache Aufgabe ausgesucht. "Ein älterer Trainer hat vielleicht einen Vorteil, weil er erfahrener ist. Denn Erfahrung ist eminent wichtig", so Funkel, der aber einräumt, dass man als junger Trainer natürlich auch mal anfangen müsse: "Aber da ist es bei Traditionsklubs schwerer und ganz anders als bei Vereinen, die nicht so unter Druck stehen, permanent erfolgreich sein zu müssen."
Cheftrainer war Toppmöller nach unterklassigen Stationen als Spielertrainer oder Co-Trainer beim FSV Salmrohr, SV Mehrig und Hamm Benfica erst zweimal - von 2016 bis 2019 beim F91 Düdelingen in Luxemburg und anschliessend ein halbes Jahr beim damaligen belgischen Zweitliga-Aufsteiger Royal Excelsior Virton. Vor allem in Luxemburg feierte er Erfolge, mit seinem Team wurde er unter anderem dreimal Meister und zweimal Pokalsieger.
Sensation in Europa
Dazu schaffte es die Mannschaft 2018/19 sensationell in die Gruppenphase der Europa League, der Coup glich einem kleinen Fussball-Wunder. Die Gruppenphase mit Spielen gegen die AC Mailand, Betis Sevilla und Olympiakos Piräus genoss der Klub in vollen Zügen, sportlich war ein 0:0 gegen Sevilla erwartungsgemäss das einzige Highlight. "Dass er in der ersten Reihe stehen kann, hat er also schon bewiesen. Es ist für ihn eine sehr herausfordernde Aufgabe, aber ich denke, dass es eine gute Lösung ist. Der Druck ist natürlich etwas ganz anderes als zum Beispiel in Luxemburg", so Funkel.
SGE-Sportvorstand Markus Krösche kennt Toppmöller bereits aus gemeinsamen Leipziger Zeiten, Krösche war damals Sportdirektor. Dass zu der Zeit auch der künftige Eintracht-Sportdirektor Timmo Hardung in Leipzig als Leiter Lizenzbereich arbeitete, wird Toppmöllers Einstieg bei der Eintracht erleichtern. Hardung bezeichnete ihn schon vor der Verpflichtung als "super Typ" und "Weltklasse-Trainer".
Toppmöller will es besser machen
Für Krösche war es "nur eine Frage der Zeit, bis Toppmöller in der Bundesliga als Cheftrainer arbeitet", so Krösche. "Wir sind froh, ihn mit seiner Expertise, seinem tiefgreifenden Fussballverständnis und seiner hohen zwischenmenschlichen Kompetenz für uns gewonnen zu haben." Toppmöller habe gelernt, mit wenigen Mitteln in Düdelingen Grosses zu leisten und junge, entwicklungsfähige Spieler als hauptverantwortlicher Cheftrainer auf die nächste Stufe zu heben.
Toppmöllers Antrieb ist unter anderem eine Enttäuschung, die er als aktiver Spieler selbst erlebt hat. 128 Partien in der 2. Bundesliga absolvierte er als Mittelstürmer, für die Bundesliga reichte es damals nicht, nach eigener Aussage sei er dafür nicht athletisch genug gewesen. Und zu forsch, denn die Eintracht stieg in dem Jahr, in dem er dort spielte, in die Bundesliga auf. Er "war bei den Vertragsverhandlungen wohl etwas zu selbstbewusst. Kein Vertrag, keine Bundesliga", sagte er in einem Interview mit "Sportbuzzer" . Dort verriet er zudem, warum er Trainer wurde: "Ich hatte mal einen Trainer, der konnte aus meiner Sicht wenig bis nichts. Training, Taktik, Menschenführung. Damals dachte ich: Das kann ich besser."
Philosophie: Offensiv, mutig und attraktiv
Gesagt, getan. In Leipzig war Toppmöller unter anderem für die Standards zuständig, in dem Bereich waren die Leipziger vorne dabei. In München vertrat er in der Saison 2021/22 seinen damals an Corona erkrankten Chef in vier Pflichtspielen. Die Bilanz: zwei Siege in der Bundesliga, einer in der Champions League - und die 0:5-Niederlage im DFB-Pokal bei Borussia Mönchengladbach. Schon damals lobte ihn Nagelsmann für seine Kompetenz und meinte, dass Toppmöller "ein sehr guter Cheftrainer" wäre.
Toppmöller sieht sich bei seiner Philosophie wiederum bei Nagelsmann, "sein Fussball ist auch mein Fussball", so Toppmöller. Hiess zu Bayern-Zeiten: "Der Ballbesitz ist nie Selbstzweck. Wir wollen offensiv, mutig und attraktiv spielen, mit hoher Intensität, Pressing- und Gegenpressing-Momenten."
Für Krösche ist Toppmöllers Arbeit "geprägt von einem hohen taktischen Verständnis und analytischer Fähigkeiten". Es sei deshalb keine Überraschung gewesen, dass Nagelsmann ihn mit zum FC Bayern genommen habe, so Krösche: "Auch dort hat er nach wie vor einen sehr guten Ruf. Die Art und Weise, wie er Fussball spielen lässt, passt zu unserer Philosophie." Und was den Rest angeht – da kann Toppmöller sowieso nichts mehr schockieren.
Verwendete Quellen:
- sportbuzzer.de: Toppmöller bei RB Leipzig "vollwertiges Mitglied des Trainerstabes, nicht Hütchenaufsteller"
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