Der FC Bayern positioniert sich für die Zukunft, oder versucht es zumindest. Eine richtige Strategie ist noch nicht wirklich ersichtlich, denn beim Rekordmeister prallen zwei Fussball-Philosophien aufeinander. Das riecht ein bisschen nach Knatsch.
Neulich hat
Eine der Debatten drehte sich um den vermeintlichen Umbruch, welcher der Mannschaft des FC Bayern in naher Zukunft bevorstehe.
Nach der für Münchener Verhältnisse eher mittelprächtigen Saison, nach den angekündigten Abschieden von
Uli Hoeness aber offenbar nicht. "Die Medien machen ein Theater, wie wenn wir ein Altersheim hätten. Wir haben eine Mannschaft, die ein bisschen in die Jahre gekommen ist, aber für mich gibt‘s keine alten oder jungen Mannschaften, sondern nur gute und schlechte", erklärte Hoeness seine Sicht der Dinge.
Und einmal in Fahrt, legte er gleich noch nach. "Wenn
Hoeness macht sich für die Jugend stark
Im Schnitt 30,2 Jahre alt war jene Bayern-Mannschaft, die in Madrid aus der Königsklasse geflogen ist. Das ist zwar ein Faktum, aber noch lange kein Argument für Hoeness.
Der hat dann noch ein paar andere Dinge gesagt und seinen Lieblingsspruch von der Festgeldabteilung vorgetragen, in die die Bayern jederzeit spazieren könnten, um ein paar Millionen abzuholen.
Aber das müssen sie ja gar nicht, wenn es nach Hoeness geht. Vor seiner Rückkehr auf den Bayern-Thron hat Hoeness die Umstrukturierung der Nachwuchsabteilung begleitet, es war das erste grosse Projekt nach seiner Haftstrafe und man kann wohl behaupten, dass Hoeness etwas daran liegt, diese monetäre und ideologische Kraftanstrengung in Zukunft auch für die Profis zu nutzen.
Um die 70 Millionen Euro investieren die Bayern allein in die Infrastruktur des neuen Nachwuchsleistungszentrums ausserhalb der Stadt, dazu kommen frische Trainerkräfte und ein neuer Chef, Hermann Gerland.
"Es kann natürlich nicht der Sinn sein, dass wir Millionen in die Jugendausbildung investieren und den Talenten mit teuren Stars von aussen den Weg verbauen", sagte Hoeness in der "Sport-Bild".
Natürlich werde der FC Bayern auch in Zukunft "in Stars investieren, doch vorher müssen wir schauen, ob wir dafür nicht in den eigenen Reihen jemanden haben", so Hoeness weiter.
Rummenigge kann sich Stars vorstellen
Das hört sich alles sehr danach an, als würde Hoeness nicht mit dem oft gesehenen Bayern-Reflex auf eine durchwachsene Saison reagieren wollen und gross auf Shoppingtour gehen. Eher im Gegenteil. Diese Einschätzung steht eher konträr zu jener, die andere Bayern-Granden in diesen Tagen äussern.
Einige Spieler seien "in einem Alter, wo man nicht mehr lange auf diesem Niveau Fussball spielen kann", sagt etwa Philipp Lahm, der sich mittlerweile in einem Alter angekommen sieht, in dem man nicht mehr lange auf diesem Niveau Fussball spielen kann. Deshalb hört der Kapitän in etwas mehr als einer Woche auch auf.
Das Problem: Verrückte Dinge wollen sich die Bayern auch in naher Zukunft nicht erlauben. Wenn man aber einen echten Top-Spieler holen will, muss man bisweilen ein bisschen verrückt sein.
"Es gibt derzeit einige hervorragende Spieler auf dem Markt. Wenn ich an einen denke, den ich gerne zum FC Bayern bringen würde, fällt mir einer wie Dybala ein", sagte er über Juventus' Shooting-Star Paulo Dybala, eines der grössten Talente derzeit auf dem Markt.
"Das Problem ist, dass so gute Spieler nicht zum Verkauf stehen. Weder wir, noch Juve, Real Madrid oder Barcelona verkaufen solche Spieler, wenn die Angebote nicht aussergewöhnlich hoch sind. Entweder wird eine völlig verrückte Ablöse bezahlt, oder der Spieler wird eben nicht verkauft."
Gibt es ein Konfliktpotenzial?
Der FC Bayern bewegt sich nun seit fast einem Jahr ohne Sportdirektor durch das Geschäft, einzig Kaderplaner Michael Reschke arbeitet den Entscheidungsträgern Hoeness als Präsident und Aufsichtsratschef sowie Rummenigge als Vorstandsvorsitzenden zu.
Reschke ist einer der schlausten Köpfe der Szene, Namen und Ideen wird er genug in petto haben. Die Frage ist nur, worauf sich die Bayern einlassen wollen.
Rund 400 Millionen Euro dürften die Bayern auf der hohen Kante haben. Aber zwischen Hoeness und Rummenigge wird die Entscheidungsfindung wohl nicht ganz so leicht werden.
Hoeness ist in diesen Angelegenheiten eher konservativ eingestellt, dazu kommt seine Affinität für die Jugendausbildung und den Faktor "Mia san Mia", die Verwurzelung des Klubs an der Basis, mit Spielern - sofern es irgendwie geht - aus der Region oder mit Stallgeruch.
Rummenigge denkt globaler, in grösseren Sphären. Dybala oder Arsenals Alexis Sanchez als Nebenmann oder Backup für Robert Lewandowski.
Bisher ist immer noch Javi Martinez der Rekordtransfer der Münchener, der Spanier kostete vor fünf Jahren 40 Millionen Euro Ablöse.
Im Vergleich zur Konkurrenz aus Madrid, Barcelona, Turin, Manchester oder Paris sind das Schnäppchenpreise, die die Bayern bezahlen wollen. Und derzeit scheint nicht klar, ob diese eher konservative Strategie auf dem Transfermarkt auch für die anstehende Wechselperiode gelten soll.
Es könnte ein bisschen knarzen im Gebälk. Die erfolglose Suche nach einem Nachfolger für Matthias Sammer, als sich die Bayern entweder Absagen einhandelten oder intern keinen Konsens fanden, schwingt auch noch nach.
"Früher war es so: Da wurde intern besprochen, an wen man rangeht, dann hat man ein Angebot gemacht und die besten Leute sind zu Bayern München gekommen. Das ist im Moment nicht der Fall", sagte Dietmar Hamann neulich zur Posse in der Sportdirektoren-Suche.
Gut möglich, dass auch der Umbau der Mannschaft in den kommenden Wochen nicht ganz reibungslos verläuft. Wobei: Ein Umbruch ist ja angeblich gar nicht nötig.
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