Fortuna Düsseldorf spürt gegen den VfL Bochum die Brutalität der Bundesliga-Relegation: Ein Fehlschuss im Elfmeterschiessen verhindert in letzter Sekunde den Aufstieg und zerstört die Arbeit einer ganzen Saison. Aber ungerecht sind die K.o.-Spiele nicht.
Am Ende entschied ein einziger Fehlschuss, wer nächste Saison Bundesliga spielt und wer nicht. Takashi Uchino schoss den letzten von sieben Elfmetern in den Nachthimmel von Düsseldorf und stürzte seinen Verein Fortuna 1895 in ein Tränenmeer. Der Aufstieg 2023/24 - versemmelt im Bruchteil einer Sekunde, der VfL Bochum bleibt erstklassig.
Ein einziger Schuss verhindert Düsseldorfs Aufstieg
Für alle, die es nicht mitbekommen haben: Der Zweitligist Fortuna Düsseldorf hatte das Hinspiel in der Bundesliga-Relegation 3:0 gegen den VfL Bochum gewonnen. Im Rückspiel hätte ein Remis oder sogar eine knappe Niederlage zum Aufstieg gereicht. Aber das Spiel ging 0:3 verloren und ins Elfmeterschiessen. Bis Uchinos Fehlschuss.
Das wirft schnell die Frage auf: Gehört die Relegation zwischen dem Drittletzten der ersten und dem Drittplatzierten der zweiten Liga abgeschafft, weil sie ungerecht ist? Mit einem einzigen Fehlschuss, siehe oben, wurde die Arbeit einer ganzen Saison zerstört. Fortuna Düsseldorf hatte die meisten Tore in der 2. Liga erzielt (72) und 63 Punkte geholt.
Alles kommt in der Relegation auf den Prüfstand
Die Frage ist falsch gestellt, sie müsste lauten: Wie konnte es dazu kommen, dass Fortuna Düsseldorf am Ende vom Ausgang eines einzigen Elfmeters abhängig war? Die Wahrheit ist: Wer mit einem deutlichen Auswärtssieg ins Rückspiel geht, legt eine Reifeprüfung ab. Nerven, Cleverness, Varianten, Spontanität: Alles kommt in der Relegation auf den Prüfstand.
Der VfL Bochum machte das Beste aus der Pleite vom Donnerstag, zeigte eine Trotzreaktion, als keiner mehr (der Autor dieser Kolumne inklusive) einen Pfifferling auf den Grönemeyer-Verein wetten wollte, und drehte das Ergebnis mit Kälte und Kalkül. Die "Unabsteigbaren", wie die Bochumer mal hiessen: Da waren sie wieder. Düsseldorf dagegen schaute in die Röhre.
Die Relegation ist nicht das Problem, sondern ein Test, ob die Klasse reicht. Bei Fortuna, das muss man sagen, reichte die Qualität nicht für zwei überzeugende Spiele. Das ist kein Makel, sondern eine Feststellung. Sportchef Klaus Allofs hatte es geahnt und disste alle, die einen Spaziergang im zweiten Spiel erwartet hatten: "Die haben keine Ahnung."
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Er war selbst Spieler, als die Relegation erstmals von 1982 bis 1991 das Nervenkostüm der beteiligten Vereine strapazierte. Dreimal musste die Entscheidung in einem dritten Spiel ermittelt werden (1986, 1988 und 1991). Legendär ist, wie Borussia Dortmund 1986 gegen Fortuna Köln in letzter Sekunde spektakulär den Abstieg verhinderte.
Wieso gibt es die Relegation überhaupt?
Erst seit 2008/09 findet die Relegation nach Saisonende wieder statt. Aus zwei Gründen. Erstens: Die Deutsche Fussball-Liga (DFL) kann mehr Spiele vermarkten; K.o.-Spiele sind besonders lukrativ für TV-Sender. Bis zu 4,41 Mio. Zuschauer sahen am Montagabend das Fortuna-Drama auf Sat.1. Die Quote: beeindruckende 20,9 Prozent Marktanteil.
Zweitens: Die Erstliga-Vereine bekommen nach einer verkorksten Saison eine allerletzte Chance zur Wiedergutmachung. Wenn nur zwei statt drei absteigen, erhöht das die wirtschaftliche Stabilität im Oberhaus. In 16 Relegationen seit 2009 schaffte nur dreimal ein Zweitligist den Aufstieg, zuletzt Union Berlin 2019 (gegen den VfB Stuttgart).
Das ist ärgerlich für Fortuna Düsseldorf und noch ärgerlicher für den Hamburger SV, der zuvor 2022 und 2023 in der Relegation gescheitert war (an Hertha BSC und VfB Stuttgart). Die gute Saison wurde nicht belohnt. Es gibt für Zweitligisten nur ein einziges Gegenmittel zur Brutalität in der Relegation: Erster oder Zweiter werden - und direkt aufsteigen.
Über den Autor
- Pit Gottschalk ist Journalist, Buchautor und ehemaliger Chefredakteur von SPORT1. Seinen kostenlosen Fussball-Newsletter Fever Pit'ch erhalten Sie hier.
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