Sportlich läuft es hervorragend für Eintracht Frankfurt und auch im Hintergrund werden die Weichen gestellt für eine rosige Zukunft. Die SGE ist auf allen Ebenen gut aufgestellt - und damit der erste Herausforderer hinter den Bayern und Bayer Leverkusen.

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Es ist noch gar nicht so lange her, da stand Dino Toppmöller bei Eintracht Frankfurt auf der Kippe. Nach einer enttäuschenden Rückserie im letzten Frühjahr wurden im und um den Klub etliche Stimmen laut, die über eine Absetzung Toppmöllers als Trainer der Eintracht diskutierten. Zu wenig Entwicklung innerhalb der Mannschaft wurde attestiert, falsche Prioritäten und auch der Umgang mit einzelnen Spielern kritisiert.

Sportvorstand Markus Krösche aber blieb überzeugt von seiner Wahl und den Ansätzen und Ideen seines Trainers. Toppmöller blieb im Amt - und hat zusammen mit seinem Trainerteam und jenem um Krösche nur wenige Monate später die aufregendste Frankfurter Mannschaft seit Jahren entwickelt.

"Ich finde, dass wir mit die talentierteste, stärkste Mannschaft haben seit längerer Zeit", sagte Kevin Trapp bei einer Medienrunde vor dem Spitzenspiel der Eintracht beim FC Bayern München. "Wirklich sehr, sehr viele hochtalentierte junge Spieler gehören zum Kader. Die haben viel Potenzial, auch im guten Mix mit den erfahrenen Spielern", so Trapp weiter.

"Ich glaube schon, dass dieses Jahr ein sehr erfolgreicher Kader zusammengestellt wurde, der sicher einiges erreichen kann."

Mehr als eine Momentaufnahme

Die Zwischenbilanz liest sich jedenfalls schon überragend: Frankfurt ist nach rund zwei Dritteln der Saison Dritter, hat von 22 Saisonspielen erst vier verloren, zusammen mit Meister Bayer Leverkusen und hinter den Bayern die meisten Tore erzielt (49) und aktuell schon sechs Punkte Vorsprung auf Platz fünf und den "Trostpreis" Europa League.

Nach Lage der Dinge wird die SGE am Ende der Saison zum zweiten Mal nach 2022 in die Königsklasse einziehen. Die Konstanz der Eintracht und die schwächelnde Konkurrenz dahinter lassen derzeit jedenfalls kaum einen anderen Schluss zu.

Doch über diese Momentaufnahme hinaus hat die Eintracht mit ihrer jungen, hungrigen Mannschaft, ihrem erfrischenden Offensivfussball und den entsprechend positiven Ergebnissen eine fast einmalige Chance: Während in Leipzig der Schwung der vergangenen Jahre etwas verpufft ist, der VfB Stuttgart nach seiner Fabelsaison nun mit den marktüblichen Problemen kämpft und Borussia Dortmund mehr mit sich selbst als mit den Gegnern hadert, zeigt der Frankfurter Weg schnurgerade nach oben.

Die Basis, die vor allen Dingen Krösche dafür gelegt hat, ist so stabil und langfristig durchdacht, dass sich den Frankfurtern auch über die aktuelle Saison hinaus die Gelegenheit bietet, sich dauerhaft in der Spitze der Bundesliga zu etablieren.

Marmoush als jüngstes Beispiel

Krösche und Toppmöller haben nach Stuttgart den zweitjüngsten Kader der Liga gebastelt mit gleich einem guten halben Dutzend an hochtalentierten Spielern – die in erster Instanz den sportlichen Erfolg realisieren und später dann nach einer gehörigen Wertsteigerung verkauft werden könnten.

Omar Marmoush ist dafür nur das jüngste Beispiel: Der Torjäger hat in anderthalb Jahren und 67 Pflichtspielen unglaubliche 57 Scorerpunkte eingefahren (37 Tore, 20 Assists) und wurde vor ein paar Wochen für 75 Millionen Euro zu Manchester City transferiert. "Eingekauft" wurde der Ägypter von Krösche im Sommer 2023 dagegen zum Nulltarif.

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Nun wird es auch in Zukunft so sein, dass der Eintracht wie in Marmoush oder davor bei Randal Kolo Muani, Ante Rebic, Luka Jovic oder Sebastien Haller die besten Spieler weggekauft werden. Dass der Klub diese Stars auf Dauer schlicht nicht halten kann, die SGE wird also immer ein Verkäufer-Klub bleiben. Die Frage ist dann eben, auf welchem Niveau sich dieses Standing einpendelt.

Junge Wilde unter der Regie der Alten

Derzeit spielen aufregende Frankfurter Spieler einen aufregenden Frankfurter Fussball. Hugo Ekitike (22) steht stellvertretend für andere junge Wilde, Can Uzun (19) etwa oder Nathaniel Brown (21). Beide vom 1. FC Nürnberg aus der zweiten Liga geholt, beide auf dem Sprung zum Stammspieler. Oder Nnamdi Collins, ebenfalls erst 21 Jahre jung, für den Borussia Dortmund selbst in der zweiten Mannschaft offenbar keine Verwendung mehr hatte.

Im Mittelfeld ziehen Hugo Larsson und immer öfter auch Oscar Höjlund die Fäden, beide erst 20 Jahre alt. Die Idee, diesen vielen jungen Spielern in allen Mannschaftsteilen erfahrene Kräfte zur Seite zu stellen, geht im Moment komplett auf. So können sich die Nachwuchshoffnungen unter Anleitung der älteren Generation entwickeln und lernen, von Keeper Trapp über Abwehrchef Robin Koch bis Ellyes Shkiri und Alterspräsident Mario Götze.

Die richtige Mischung zu finden innerhalb des Kaders, aber auch auf dem Transfermarkt: Das ist die grosse Kunst dabei. In der sich Sportchef Krösche zuletzt kaum Ausrutscher geleistet und dafür jede Menge Volltreffer erzielt hat.

Kapitalerhöhung ein Meilenstein

Auch deshalb ist der 44-Jährige ziemlich begehrt. Krösche ist seit dreieinhalb Jahren bei der Eintracht, er hat den Klub raus aus dem Mittelmass und nun an die Tür zur ersten Klasse in der Bundesliga geführt. Immer wieder ist von einem Interesse aus Dortmund zu hören, wo es nicht erst in den letzten Wochen und Monaten teilweise drunter und drüber ging und neue Impulse von ausserhalb dringend nötig wären.

Und weil für Krösche im Prinzip dasselbe gilt wie für jeden Spieler, versucht die Eintracht hinter den Kulissen so gut es eben geht schon vorzubauen. Am Montag wurde die Kapitalerhöhung der Eintracht Frankfurt Fussball AG durch die Mitglieder beschlossen. Im ersten Schritt wird es dabei um rund 22,5 Millionen Euro frisches Geld gehen, aus dem laut Beschluss aber bis zu 66 Millionen Euro werden könnten.

"Das ist der richtige Weg und das richtige Modell, um eine Sicherheit ins System zu bringen", sagte Vorstandssprecher Axel Hellmann am Montagabend. Mit dem Geld soll die Eigenkapitalquote der Fussball AG gestärkt werden, um "aus einer Position der Stärke am Markt agieren zu können", so Hellmann.

Im Prinzip heisst das dann auf die Mannschaft bezogen, dass in naher Zukunft vielleicht der eine oder andere heftig umworbene Spieler doch bei der Eintracht bleiben könnte - aus finanzieller Sicht, aber auch, weil die entsprechenden Strukturen dafür geschaffen werden. Ziel ist es, dem Verein wieder an 75.01 Prozent der Aktien an der Fussball AG zu beteiligen. "Dann hätten wir die Sperrminorität aller anderen Aktionäre ausgeschlossen - das wäre der Jackpot für den Verein!", sagt Schatzmeister Dominik Berker.

Trapp: "Wir wirken sehr stabil"

Die Eintracht will das Heft des Handelns wieder fest in die eigenen Hände nehmen und den aktuellen sportlichen Höhenflug dafür nutzen. Die Aussicht auf weitere lukrative Spielrunden in der Europa League und natürlich die Abermillionen aus der möglichen Champions-League-Qualifikation wären dafür jedenfalls ein ungeheurer Schub.

Ganz so weit ist es zwar noch nicht, sportliche Rückschläge sind von den Verantwortlichen jedenfalls eingepreist. Die SGE spielt nun erst gegen die Bayern, dann im Heimspiel gegen (Noch-)Meister Leverkusen. Da könnte die junge Mannschaft danach mit null Punkten aus den beiden Spiel rausgehen.

Grund zur Panik ist das für die designierte Nummer drei im deutschen Fussball aber nicht. "Wir wissen auch, dass, wenn du so viele junge Spieler hast, die Leistungen oft auch mal schwanken können", so Kevin Trapp. "Trotzdem finde ich, dass wir bisher in dieser Saison wirklich sehr stabil wirken und auch sehr stabil spielen."

Und das sollte in dieser Saison schon für den Einzug in die Königsklasse reichen.

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