Bei keiner deutschen Mannschaft herrschte in der vergangenen Saison eine so grosse Euphorie wie bei Eintracht Frankfurt. Die Hessen erlebten magische Abende im Europapokal und zogen beinahe ins Europa-League-Finale ein. Und selbst die jüngsten Abgänge von Leistungsträgern tun der guten Stimmung bei der Eintracht keinen Abbruch - den Verantwortlichen sei Dank.

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Die goldenen Zeiten von Eintracht Frankfurt liegen schon eine Weile zurück. Man denke nur an den Gewinn des UEFA-Pokals 1980 oder an die Tage mit Anthony Yeboah und Jay-Jay Okocha, als Frankfurt 1992 Vizemeister wurde.

Doch einige Abstiege und Horrorsaisons später sah die Welt in Hessen ganz anders aus. Frankfurt gehörte allenfalls noch zum Mittelfeld der Liga – und im schlimmsten Fall zum Kreis der Abstiegskandidaten.

Der Umschwung setzte erst 2016 ein, als Fredi Bobic als Sportvorstand und Niko Kovac als Trainer berufen wurden. Zusammen mit Sportdirektor Bruno Hübner machten sie aus der Eintracht einen Europapokalteilnehmer und DFB-Pokalsieger.

Nun ist es in der Bundesliga nicht ungewöhnlich, dass eine Überraschungsmannschaft mal im vorderen Tabellendrittel landet. Auch Hertha BSC Berlin, der SC Freiburg oder Mainz 05 hatten bereits Ausreisser nach oben. Aber die Eintracht konnte ihr Niveau über mehrere Saisons hinweg halten, obwohl Kovac zu den Bayern ging und durch Adi Hütter ersetzt wurde.

Personeller Umbruch bei Eintracht Frankfurt

Mit Abgängen können die Frankfurter also umgehen. In diesem Sommer hat sich bereits Top-Stürmer Luka Jovic gen Real Madrid verabschiedet. Um seinen Angriffspartner Ante Rebić ranken sich ebenfalls wilde Wechselgerüchte. Normalerweise müsste Panik bei der Eintracht ausbrechen. Aber die Frankfurter bleiben gelassen.

Neben dem Franzosen Sébastien Haller stürmt künftig wohl unter anderem Dejan Joveljic, der für vier Millionen Euro aus Belgrad kam. Für das Mittelfeld wurde Djibril Sow für eine vereinsinterne Rekordablöse von neun Millionen Euro aus Bern verpflichtet, ebenso wie Dominik Kohr, der für den gleichen Betrag aus Leverkusen nach Frankfurt wechselt. Und dann wäre da noch Erik Durm, deutscher Weltmeister von 2014, der ablösefrei von Huddersfield Town kommt und sowohl in der Abwehr als auch im Mittelfeld spielen kann.

Natürlich ist mit jedem personellen Umbruch ein gewisses Risiko verbunden. Bobic und Hübner geniessen jedoch volles Vertrauen von allen Seiten. Dafür spricht auch ihre Bilanz: Neben Jovic und Haller landeten sie gemeinsam einige weitere Volltreffer auf dem Transfermarkt – darunter Omar Mascarell, Jesús Vallejo, Marius Wolf, Kevin-Prince Boateng, Evan N'Dicka, Kevin Trapp, Sebastian Rode oder Martin Hinteregger.

Fredi Bobic ein Fan von Underdog-Mentalität

"Ich war schon als aktiver Spieler immer mehr begeistert von Underdog-Teams, die aus weniger Möglichkeiten das Optimum herausgeholt haben. Das muss kein Titel sein. Es kann auch bedeuten, dass ein Team die eigenen Fans mitreisst, indem es immer über die eigenen Grenzen geht", erklärte Bobic kürzlich in einem Interview mit "Spiegel Online".

Die Euphorie im Verein scheint deshalb ungebrochen. Bereits weit vor Beginn der neuen Saison ist jedes Heimspiel in der Europa League für die anstehende Saison ausverkauft. In der vergangenen Spielzeit machten die Eintracht-Anhänger mit ihrer lautstarken Unterstützung international von sich reden.

"Die Euphorie in Frankfurt ist grenzenlos. Das ist einzigartig und der Europapokal elektrisiert in Frankfurt. Daher wissen wir, was wir in Europa zu tun haben", sagte Hütter im Interview mit "Sky Sport Austria".

Bobic: "Wir werden nie Meister werden"

Doch was, wenn die Eintracht in der neuen Saison ein paar Probleme bekommt und auch mal grössere sportliche Rückschläge verkraften muss? Erst in einer richtigen Krise wird sich zeigen, wie stabil das aktuelle Konstrukt wirklich ist. Wie fest Hütter im Sattel sitzt. Und ob die Mannschaft mit ihrer Leidenschaft und taktischen Disziplin wirklich stark genug ist, um das momentane Niveau längerfristig zu halten.

Die Frankfurter Verantwortlichen selbst wollen nicht die Fehler der Vergangenheit wiederholen und zu schnell von zu viel träumen. Bobic ist dabei der Ober-Mahner: "Wir werden nie Meister werden. Dafür sind die Machtverhältnisse in Deutschland zu zementiert. Aber wir werden uns ständig erneuern. Und wir sind ein Klub, der wächst."

Verwendete Quellen:

  • Spiegel.de: "Wir sind eine Fabrik für die ganz grossen Vereine"
  • Interview Adi Hütter mit Sky Sport Austria
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