Der FC Bayern gewinnt seine Spiele, tut sich aber weiter schwer. Eintracht Frankfurt schlägt den VfL Wolfsburg indes deutlich mit 3:0. Gibt es einen Überraschungsmeister? Das Wichtigste zum vierten Spieltag der Frauen-Bundesliga.

Eine Analyse
Dieser Text enthält eine Einordnung aktueller Ereignisse, in die neben Daten und Fakten auch die Einschätzungen von Justin Kraft sowie ggf. von Expertinnen oder Experten einfliessen. Informieren Sie sich über die verschiedenen journalistischen Textarten.

Beim FC Bayern gewinnt man sicher keine Attraktivitätspreise. Das Team von Alexander Straus tut sich trotz des Sieges gegen Werder Bremen weiter schwer, während Eintracht Frankfurt gegen den VfL Wolfsburg für klare Verhältnisse sorgt. Das wirft die Frage auf, ob die SGE in dieser Saison für einen grossen Coup sorgen kann: Gibt es den Überraschungsmeister?

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Die Krise: TSG Hoffenheim fällt und fällt

Ganz gut gespielt und trotzdem verloren – das scheint derzeit die Überschrift über der Saison der TSG Hoffenheim zu sein. Nach dem knappen 2:1-Auftaktsieg gegen Essen folgten Niederlagen gegen Freiburg (2:3), Bayern (1:5) und jetzt Leverkusen (1:2).

Das Problem: "Ganz gut gespielt" trifft meist nur auf Phasen des Spiels zu. Gegen die Bayern begann man stark, liess dann schnell nach. In Leverkusen hatte Hoffenheim eine sehr schwache erste Halbzeit, die man im zweiten Durchgang nicht mehr korrigiert bekam.

Die hohe Intensität macht den Spielerinnen augenscheinlich Probleme. Gegen den Ball ist das Pressing oft sehr laufintensiv, mit dem Ball gibt es kaum Ruhephasen. Die TSG will schnell und direkt in die Spitze spielen. Vielleicht muss Theodoros Dedes hier bald einlenken. Mehr Ruhe, mehr Abgeklärtheit und vor allem Souveränität täten dem Ballvortrag der Hoffenheimerinnen gut.

Stattdessen liefen sie in Leverkusen gleich mehrfach ins offene Messer, hätten die Partie in den ersten 45 Minuten auch schon verlieren können. In der Tabelle ist man nun auf den neunten Rang abgerutscht, der Rückstand auf Platz drei beträgt bereits neun Punkte.

Der Meisterschaftskampf: Gibt es eine grosse Überraschung?

Rückstand hat auch der VfL Wolfsburg nach vier Spieltagen. Fünf Punkte trennen die Wolfsburgerinnen bereits von der Tabellenspitze, nachdem sie das Topspiel am Sonntag mit 0:3 verloren. Das Team von Tommy Stroot lässt derzeit alles vermissen, was es in den vergangenen Jahren auszeichnete. Gegen den Ball agiert man harmlos, fast schon zurückhaltend. Mit dem Ball gibt es weder kreative Ideen, noch Überraschungsmomente.

Es war absehbar, dass diese Saison für den VfL eine sehr schwere wird. Zu viele Schlüsselspielerinnen wurden abgegeben, zu wenig Qualität kam nach. Spätestens nach dem über weite Strecken desolaten Auftreten in Frankfurt ist zu prognostizieren, dass es dieses Jahr für Wolfsburg nicht um die Meisterschaft, sondern um den zweiten Platz geht.

Konkurrent Nummer eins sind die Frankfurterinnen, die zwar etwas unsicher in die Partie starteten, dafür aber viel mehr Punch in den Umschaltsituationen bewiesen. So war das 3:0 am Ende auch in der Deutlichkeit okay. Wie gut die SGE wirklich ist, wird man Anfang November sehen. Am achten Spieltag reist die Eintracht nach München zum Topspiel.

Vielleicht ist es dieses Jahr auch das Duell der beiden Teams, die die Meisterschaft unter sich ausspielen werden. Schaut man sich an, wie behäbig und fehleranfällig die Bayern aktuell agieren, dann sollte der Frankfurter Traum, vielleicht sogar in den Kampf um den Titel eingreifen zu können, nicht ad acta gelegt werden.

Denn auch wenn die Münchnerinnen ihre Spiele hoch gewinnen – gegen Bremen reichte es zu einem 4:0 in Unterzahl – so richtig rund läuft es noch nicht. Die Dreifachbelastung mit Pokal und Champions League wird ihnen das Leben nicht leichter machen. Hier könnte Frankfurt Vorteile haben – dafür muss man es aber schaffen, konstanter zu sein als in den letzten Jahren.

Die Spielerin des Spieltags: Nicole Anyomi

Der Frankfurter Triumph gegen Wolfsburg hatte einen Namen: Nicole Anyomi. Die Nationalspielerin traf zweimal selbst und holte den Elfmeter heraus, den Sara Doorsoun zum 1:0 verwandelte. Mit ihrem Tempo, ihren technischen Fähigkeiten und der Qualität, aus Halbchancen Tore zu erzielen, zählt sie zu den besten Spielerinnen der Bundesliga.

Aus ihrem Umfeld muss sie sich allerdings immer wieder anhören, dass sie selbst gar nicht wisse, wie gut sie ist und noch sein kann. Vielleicht eint sie das mit ihrem Klub. Auch die Eintracht spielt manchmal unter ihren Möglichkeiten. Für beide wäre diese Saison ein guter Zeitpunkt, um aus den Mustern auszubrechen.

Schrödingers Entscheidungen: So wird die Bundesliga nie attraktiver

Tore, Spektakel, Pannen und Heldinnengeschichten – die Bundesliga hat rein sportlich betrachtet viel zu bieten. Sicherlich lässt sich im Moment über das Niveau der Spitzenteams diskutieren und die Debatten um die Zukunft des deutschen Fussballs sind nur eine Niederlage in der Champions League entfernt.

Tiefgreifende Probleme gibt es aber eher abseits der sportlichen Leistungen. So viele, dass ein Artikel gar nicht ausreichen würde, um sie alle zu benennen und zu erklären. Eines davon ist aber die Darstellung der Liga. Der neue TV-Vertrag wurde aufgrund der hohen Einnahmen für den DFB gefeiert.

Schaut man sich aber an, wie die Spiele präsentiert werden, dann werden Möglichkeiten nach wie vor nicht ausgeschöpft. Das liegt einerseits daran, dass die Anbieter nicht mehr investieren wollen als nötig. Berichterstattung vor Ort wird entsprechend knapp gehalten. Andererseits ist die Infrastruktur aber auch weiterhin schlecht.

Das geht da los, dass Abseits- und Elfmeterszenen nicht aufgeklärt werden können, weil es schlicht keine Kamera dafür gibt. Pfeift eine Schiedsrichterin, ist es also "Schrödingers Entscheidung": gleichzeitig richtig und falsch. Es schadet dem Sport, dass er nach wie vor als Randveranstaltung präsentiert wird. Attraktivität hat nicht nur mit der sportlichen Qualität, sondern auch damit zu tun, wie etwas dargestellt wird.

Was noch?

Die SGS Essen fuhr Montag ihren ersten Saisonsieg ein. In Jena tat man sich wie schon in den Vorwochen schwer, gewann letztlich aber mit 2:0. Jena bleibt allerdings auf einem Nichtabstiegsplatz, weil der 1. FC Köln am Samstag vor allem an sich selbst scheiterte. Chancen gab es genug, um Tore zu erzielen. Die machten aber die abgezockten Freiburgerinnen. So stand es am Ende 0:2 und die Kölnerinnen rutschen weiter in die Krise.

Auch Potsdam schafft es nicht, sich zu befreien. Gegen formstarke Leipzigerinnen begann man zwar ganz gut und strenggenommen ist es eine klare Verbesserung, dass die Turbinen überhaupt ein paar Tormöglichkeiten hatten, doch RB war letztendlich zu stark und gewann die Partie mit 3:0.

Leipzig klettert auf den vierten Platz, Freiburg steht auf dem sechsten. Köln und Potsdam belegen die Abstiegsränge.

Wie geht es jetzt weiter?

Schon am kommenden Freitag gibt es ein sehr interessantes Aufeinandertreffen: Der VfL Wolfsburg empfängt RB Leipzig. Auf der einen Seite die favorisierten, aber strauchelnden Wolfsburgerinnen, auf der anderen das Team der Stunde.

Samstag empfangen die Bayern den 1. FC Köln, bevor es in Champions League und Bundesliga für sie richtig zur Sache geht – erst kommt Arsenal nach München, dann reist man nach Wolfsburg.

Freiburg empfängt Potsdam, Frankfurt muss am Sonntag nach Essen. Hoffenheim will gegen Bremen wieder in die Siegerspur und Leverkusen schliesst den Spieltag am Montagabend daheim gegen Jena ab.

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