Der FC Bayern will den 18-jährigen Callum Hudson-Odoi unbedingt vom FC Chelsea verpflichten. Was aber sind die Gründe, dass die Bosse an der Säbener Strasse so vehement auf den Transfer hinarbeiten?
Kurz vor dem Start der Rückrunde setzt der FC Bayern auf eine Doppelstrategie. In der Liga soll gegenwärtig einem Sieg zum Auftakt gegen Hoffenheim Druck auf den BVB aufgebaut werden. Gleichzeitig basteln die Münchner Bosse mit Hochdruck an der Zukunft.
Chelsea ist sauer
Es ist erstaunlich, wie offen vor allem Sportchef
Coach Maurizio Sarri beschwerte sich bereits über die aus seiner Sicht respektlose Kontaktaufnahme mit dem Spieler. Teurer ist der 18-jährige Brite durch das öffentliche Bohei der letzten Tage mit Sicherheit geworden.
Sportchef Salihamidzic ist offenbar wild entschlossen, "CHO", wie er verkürzt genannt wird, so schnell wie möglich zu verpflichten.
"Er ist ein sehr interessanter Spieler, den wir unbedingt verpflichten wollen", sagte "Brazzo" jüngst im Trainingslager. Es wäre der erste grössere Transfer, der ausschliesslich mit seinem Namen verbunden wird.
Das gesamte Vorgehen ist nicht ohne Risiko für den zuletzt deutlich entschlossener agierenden Sportdirektor. Wer sich weit aus dem Fenster lehnt, muss am Ende auch Erfolg haben. Doch noch stellt sich Chelsea quer.
Wer ist der junge Mann, für den die Bayern offenbar bereit sind, viel Geld in die Hand zu nehmen?
Schon mit sechs Jahren kam der in London geborene Hudson-Odoi zum FC Chelsea und durchlief dort alle Jugendmannschaften. Mit 15 debütierte er in der U18. Mit 16 in der U23. 2017 wurde er als tragende Säule der Engländer U17-Weltmeister.
Auf beiden Flügeln einsetzbar
Unter Chelsea-Coach Maurizio Sarri spielte sich der Flügelspieler mit mehr Spielzeit und starken Leistungen zum Beispiel im FA Cup gegen Nottingham erst in den vergangenen drei Wochen so richtig in den Fokus.
Hudson-Odoi kann auf beiden Flügelpositionen spielen. Er hat einen sehr starken rechten und einen ordentlichen linken Fuss, mit dem er von der linken Seite sehr passable Flanken hereingeben kann.
Er ist schnell und explosiv. Er hat eine starke Ballführung und wahnsinnig schnelle Füsse, mit denen er Gegenspieler reihenweise aus der Balance bringt.
Fast sechs erfolgreiche Dribblings pro 90 Minuten stehen zum Beispiel in vier Europa-League-Einsätzen in der laufenden Saison zu Buche. Ein Wert, an den in München aktuell kein Spieler herankommt.
Doch was ihn aus der breiten Masse der dribbelstarken Flügelspieler heraushebt, sind sein Selbstvertrauen und sein guter Blick für das Spiel.
Der Brite fordert den Ball. Er setzt nicht allein auf Tempo und Wucht, sondern nimmt den Kopf hoch, sucht nach besser postierten Mitspielern oder bricht auch mal Aktionen in Strafraumnähe ab, wenn sich keine vielversprechende Flanke oder ein Abschluss anbietet.
Vergleiche mit Bayerns früherem Flügeldribbler Douglas Costa sind nicht von der Hand zu weisen, auch wenn Hudson-Odoi trotz seines jungen Alters deutlich ruhiger und gradliniger agiert als der manchmal zu hektische Costa.
Doch es gibt auch Fragezeichen in seinem Spiel. Hudson-Odoi hat einen guten Zug zum Tor, aber keinen wirklich herausragenden Abschluss. Seine defensiven Anpassungsschwierigkeiten waren zudem wohl der Hauptgrund, warum er lange auf seine Chance bei Chelsea-Coach Sarri warten musste.
Der nächste Sancho?
All das ist trainierbar. Hudson-Odoi ist 18 Jahre alt. Er muss weiter gecoacht werden, damit aus einem Juwel ein Weltklasse-Spieler werden kann. Denn das ist beim FC Bayern, gerade auf der Schlüsselposition auf dem offensiven Flügel, der Massstab.
Neidisch werden die Münchner in der Hinrunde nach Dortmund geblickt haben, wo der ebenfalls 18-jährige Engländer Jordan Sancho nach 14 Torbeteiligungen in der Bundesliga-Hinrunde inzwischen einen Marktwert im Bereich von 70 bis 80 Millionen Euro aufweist. Sancho hatte gemeinsam mit Hudson-Odoi die U17-WM gewonnen.
Gut möglich, dass der Transfererfolg der Dortmunder Bayerns Aktivitäten in dieser Winterpause erst richtig angeheizt hat. Die Münchner wollen nachziehen und den Spagat zwischen Gegenwart und Zukunft schaffen.
Die Verpflichtung von Hudson-Odoi wäre jedenfalls der nächste eindeutige Schritt nach vorne.
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